Hier habe ich einige Ideen gesammelt, wie man der (Pfarr-)Gemeinde neue Gesänge näherbringen kann und auf diese Weise das Repertoire an Gemeindegesängen erweitern kann.

Nicht alle Ideen sind für alle Gemeinden bzw. Pfarren und für alle Gesänge geeignet. Bitte wählen und kombinieren Sie selbst jene Vorschläge, die für Sie konkret sinnvoll und umsetzbar sind.

Die Ideen sind in drei Kategorien geordnet:

• Was kann man im Vorfeld des Gottesdienstes, bei dem der Gesang erstmals von der Gemeinde gesungen wird, machen?
• Was kann man im Gottesdienst, bei dem der Gesang erstmals von der Gemeinde gesungen wird, machen?
• Was kann man nach dem Gottesdienst, bei dem der Gesang erstmals von der Gemeinde gesungen wird, machen?

Im Vorfeld des Gottesdienstes: 

Die Melodie kann in vorhergehenden Gottesdiensten in Orgelimprovisationen vorgestellt und verarbeitet werden.

Der Gesang kann von dem Chor, der Schola oder von Kantor:innen einstimmig oder mehrstimmig, evtl. mit Instrumentalbegleitung, in Gottesdiensten im Vorfeld vorgesungen werden. Auf diese Weise kann sich die Gemeinde zunächst hörend mit der Melodie vertraut machen.

Man kann zu einem Singnachmittag /-abend für die Gemeinde einladen, an dem neue Gesänge vorgestellt werden können, aber auch mit bereits bekannten Gesängen die Freude am gemeinsamen Singen geteilt wird.

Im Gottesdienst: 

Wichtig ist, dass die Menschen, die mit einem neuen Gesang konfrontiert werden, mit Herz und Hirn Anschluss an ihn finden. Wenn sie erkennen, dass der Gesang ihnen in ihrem Leben und für ihr Leben etwas zu sagen hat, wenn sie positiv von ihm berührt sind, werden sie ihn mit Freude singen. Dieser Anschluss kann in knappen einführenden Worten (so kurz wie möglich) z. B. zu Inhalt, Beziehung des Gesangs zum heutigen Fest, Wort-Ton-Verhältnis, emotionalem Gehalt oder auch zur persönlichen Beziehung der vorstellenden Person zum Gesang angeboten werden.

Eine Orgelimprovisation direkt vor dem Gesang kann die Melodie einstimmig vorstellen und sich daraus entfalten, wobei immer gut hörbare Melodiefragmente von Vorteil sind. Diese Möglichkeit bietet sich vor allem für einen Dankgesang an, der im Orgelspiel zur Kommunion verarbeitet wird.

Der Chor, die Schola oder Kantor:innen können den Gesang der Gemeinde einfach einstimmig mitsingen, möglicherweise sogar in unmittelbarer Nähe der Gemeinde (auch in den Kirchenbänken). Auf diese Weise nehmen die geschulteren Sänger:innen ihren liturgischen Dienst der Stützung und Förderung des Gemeindegesangs wahr.

Auch die Gestaltung der Orgelbegleitung kann der Gemeinde eine große Hilfe sein: Wenn man die Melodie auf einem zweiten Manual klanglich und lautenstärkenmäßig hervorhebt, fällt es der Gemeinde leichter, ihrer Stimme zu folgen.

Manche Gesänge lassen sich in einen Vorsängerteil und einen Gemeindeteil (z.B. Gesänge mit Refrain) aufteilen, sodass die Gemeinde vorerst einen überschaubaren Abschnitt lernen kann.

Ein Chor oder eine Schola kann die erste(n) Strophe(n) vorsingen, bevor die Gemeinde mit den Folgestrophen einsetzt. Auch ein abwechselndes Singen von Strophen, deren Aufteilung auf Chor bzw. Gemeinde dem konkreten Anlass und Lied angepasst werden kann, kann hilfreich sein.

Manche Gesänge lassen sich an mehreren Stellen im Gottesdienst verwenden und durch ihre Wiederholung schneller lernen.

Zur Beginnzeit des Gottesdienstes kann man eine ganz kurze Liedprobe halten (man muss das auch nicht „Probe“ nennen), in welcher der Gesang vorgestellt und angesungen wird.

Nach dem Gottesdienst: 

Der Gesang könnte in den folgenden Gottesdiensten erneut gesungen werden (der Mensch lernt durch Wiederholung). Es bietet sich an, einen thematischen Gesang an allen Advent- oder allen Fastensonntagen zu verwenden. Ordinariumsgesänge lassen sich noch viel öfter an unmittelbar aufeinanderfolgenden Sonntagen wiederholen, wenn man das möchte.

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Kolleg:innen herzlich bedanken, die ihre Ideen mit mir geteilt und diese Sammlung bereichert haben, und zwei Links zu weiteren Vorschlägen anführen:
Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz - Einführung von neuen Liedern (liturgie.ch)
dli.institute/wp/einfuehrung-von-liedern-aus-dem-gotteslob/ (Deutsches Liturgisches Institut). 

Manfred Novak