Umgang mit Schuld: Was Seelsorger und Psychotherapeuten meinen

"Dem Anderen auf Augenhöhe begegnen" sei das Wichtigste, wenn es um Schuld und Versöhnung in der Psychotherapie wie auch in der geistlichen Begleitung geht.

Das sagte die Vorarlberger Theologin und Psychotherapeutin Barbara Knittel bei einer Tagung im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil. Vor fast 100 Teilnehmern aus Österreich und Deutschland skizzierte Knittel Wege zur Versöhnung: "Dabei darf man das Schreckliche nicht verniedlichen, aber auch das Schöne nicht vergessen. Man muss das eigene Herz immer wieder öffnen."

"Schuld und Versöhnung in geistlichen und psychotherapeutischen Prozessen" lautete das Thema der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der diözesanen Referate für Spiritualität. "Es ist uns gelungen, auch etliche Therapeuten für spirituelle Themen zu interessieren", zog Organisatorin Angelika Gassner, Leiterin des Referats für Exerzitien und Spiritualität in der Erzdiözese Salzburg, eine Erfolgsbilanz. Deutsche Teilnehmer seien von der Vernetzung der Stellen in Österreich sehr angetan gewesen.

Referentin Knittel wies darauf hin, dass auf dem Weg zur Versöhnung Klarheit nötig sei, allerdings mit entsprechender Herzlichkeit. Hilfreich könnten gewisse Rituale sein, "in denen etwas geschieht, das nicht machbar ist". Sie habe sehr viel vom jüdischen Philosophen Martin Buber gelernt ("Der Mensch wird am Du zum Ich"). Barmherzigkeit und Herzenswärme gepaart mit spürbarem Ernstgenommen-Werden würden "erniedrigte Menschen ihre Würde wieder spüren und aufblühen" lassen, so die Psychotherapeutin.

Versöhnung dürfe im kirchlichen Zusammenhang nicht instrumentalisiert werden, "oft sind viele Worte zu viel", betonte Knittel. Zur Versöhnung gehöre, dass niemand gedemütigt wird. Um zu tiefen Verletzungen und Minderwertigkeitsgefühlen vorzudringen, ermunterte sie die Therapeuten, "liebevolle Zeugen" zu sein. Dies sei eben nur bei einer Begegnung auf Augenhöhe möglich. In der geistlichen Begleitung müsse man zusätzlich auf die spirituelle Dimension eingehen: "Es geschieht etwas, das von Menschen Gemachtes übersteigt", sagte die Vortragende.

Eine Meldung von www.kathpress.at

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