Scheuer: Umfrage-Ergebnisse erfordern sorgsamen Umgang

Bischof Manfred Scheuer dankt für die große Beteiligung an der Vatikan-Umfrage zu Ehe und Familie. Die Familie bezeichnet Scheuer als grundlegende Zelle von Gesellschaft und Kirche.

Der Vatikan hatte am 5. November 2013 zur Vorbereitung auf die Bischofssynode im Oktober 2014 einen Fragekatalog zum Thema Familie, Ehe und Sexualität an die Ortskirchen aller Länder der Welt versandt. Die 39 Fragen richten sich an die Bischöfe, die gehalten waren, die Fragen bis an die Kirchenbasis weiterzugeben. In der Folge luden alle österreichischen Diözesen die Gläubigen dazu ein, ihre Antworten zum Fragenbogen via E-Mail und Internet einzusenden.
In der Diözese Innsbruck sind  5.092 Erhebungsbögen eingelangt, davon 3.297 Kurzerhebungsbögen online und 1.655 in Papierform. 140 haben die Langform ausgefüllt. Damit reiht sich die Diözese Innsbruck nach der Diözese Graz-Seckau an die Spitze der Rückmeldungen in Österreich. 

Bischof Scheuer: Diözese sieht in der Umfrage einen starken Auftrag
Bischof Manfred Scheuer zeigt sich beeindruckt von der hohen Beteiligung in der Diözese Innsbruck. Die zahlreichen Rückmeldungen zeigen, wie wichtig Ehe und Familie für viele Menschen sind. Zugleich werde deutlich, wie individuell und plural Beziehungen heute gelebt werden. Sein Dank gilt allen, die sich die Zeit genommen haben, die Fragen mit großer Ernsthaftigkeit zu beantworten. 

Scheuer hinterfragt gleichzeitig den gesellschaftlichen und kirchlichen Stellenwert von Familie: „Es gibt Hoffnungen und Ängste, es gibt das Streben und Verlangen nach Glück und Gelingen von Beziehung ebenso wie die Erfahrung von Leid, Enttäuschung, Brüchen und Scheitern. Dem Anliegen von Ehe und Familie haben wir uns in allen Ebenen zu stellen. Das gilt für die Pastoral vor Ort, für uns als Diözese, für die Theologie oder Weltkirche.“ Und er fragt selbstkritisch: „Wie wichtig sind uns die Familien wirklich? Was tun wir konkret für sie? Welche Hoffung können wir vermitteln?“

Zudem verweist Bischof Scheuer, dass die Erhebung der außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober, unter dem Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“, dient. Und Scheuer weiter: Papst Franziskus unterstreicht, dass es sich bei der Familie „um die grundlegende Zelle der Gesellschaft handelt, um den Ort, wo man lernt, in der Verschiedenheit zusammenzuleben und anderen zu gehören, und wo die Eltern den Glauben an die Kinder weitergeben.“
 
Familienreferent Natterer: Christliche Botschaft der Nächstenliebe und Barmherzigkeit ist bedeutend
Die Antwortenden dürften zu einem großen Teil aus einem kirchlich (katholisch) geprägten Milieu kommen. Etwa 44 Prozent sind ehren- und/oder hauptamtlich in der Kirche tätig.
Familienreferent Alfred Natterer: „Persönlich freut mich das Engagement vieler, die Kirche mitzugestalten. Es ist natürlich keine repräsentative Umfrage, aber ein nicht zu übersehendes Stimmungsbild – im Sinne, dass hier sichtbar wird, was für etwa 5000 katholische Christen und Christinnen der Diözese Innsbruck ‚lebensrelevant’ ist. Wir arbeiten derzeit weiter an der inhaltlichen Auswertung, da jeder einzelne Bogen gelesen und die Antworten zugeordnet werden.“ 

Erste Auswertungsergebnisse zeigen, dass für die Befragten die christliche Botschaft der Nächstenliebe und Barmherzigkeit hoch signifikant bedeutend sind für die Gestaltung der Gesellschaft und daher – auch wenn die Rahmenbedingungen als schwierig eingestuft werden – wichtig sind, Kindern weiter zu geben. Dafür wird in einem hohen Maße der Diözese zugeschrieben, dass entsprechende Unterstützung und Hilfen, wie „Exerzitien im Alltag“, die Reihe „Familien feiern Feste“ oder „Elternbildung“ förderlich sind.
 
Zahlreiche Initiativen gehen von der Diözese aus
Bei der Frage, wer bei Beziehungsschwierigkeiten hilfreich sei, gab nur etwa jeder Fünfte an Seelsorger oder kirchliche Familienstellen. Etwa 50% schreiben den Eheberatungsstellen entsprechende Kompetenz zu, wobei nur wenigen bekannt sein dürfte, dass das „Zentrum für Ehe- und Familienfragen“ in kirchlicher Trägerschaft ist, „Andere Beratungseinrichtungen wie Frauen helfen Frauen“, „Mannsbilder“ oder die „Tiroler Plattform für Alleinerziehende“ sind aus der Diözese heraus entstanden.
Die größte Diskrepanz zwischen Lehre und Wirklichkeit zeigt sich in Fragen der Empfängnisregelung, des Umgangs mit Menschen in zweiter Ehe und in der Bewertung der Homosexualität, wobei sich hier in der Bewertung deutlich ein Altersunterschied feststellen lässt.
 
Drei Aspekte für den Wert der Befragung
Drei Punkte hebt Natterer über den Wert der Umfrage hervor: „Die direkte Anfrage ist eine gute Basis zur Vorbereitung der Bischofssynode in Rom 2014. Zudem wird die Arbeit des Familienreferates und der Familienarbeit durch die Erhebung überprüft. Eine besondere Bedeutung gilt dem Dialogprozess, der bei den Menschen entstanden ist: egal ob in Schule, in der Partnerschaft, in der Familie oder im Freundeskreis.“
 
Am Mittwoch, 26. Februar um 19.30 Uhr werden die Ergebnisse der Umfrage im Haus der Begegnung präsentiert und mit dem Moraltheologen Martin Lintner (Brixen/Innsbruck) diskutiert. 

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Diözese Innsbruck - Aktuell