Papst Franziskus: Die Langsamkeit im Zeitalter des Internet

Papst Franziskus hat zu einer Wiederentdeckung der Langsamkeit im Internetzeitalter ermuntert. Der Informationsfluss sei heute so schnell, dass der Mensch oft gar nicht mehr richtig zum Nachdenken und zum Fällen ausgewogener Urteile komme, so Franzis...

(KATHPRESS) - Papst Franziskus hat zu einer Wiederentdeckung der Langsamkeit im Internetzeitalter ermuntert. Der Informationsfluss sei heute so schnell, dass der Mensch oft gar nicht mehr richtig zum Nachdenken und zum Fällen ausgewogener Urteile komme, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Botschaft zum katholischen Weltmedientag. Auch die Nutzung neuer Medien müsse Zeit für Momente der Stille und aufmerksames Zuhören lassen, schreibt der Papst: "Wir müssen einen gewissen Sinn für Langsamkeit und Ruhe wiedergewinnen." Nur so könne Kommunikation einen Beitrag zu einer "Kultur der Begegnung" leisten.
Mediennutzer, die dem Anderen wirklich zuhörten, lernten die Welt mit anderen Augen zu sehen und ihre unterschiedlichen Kulturen zu schätzen. Auch die christlichen Werte, etwa die Würde der Person, der Familie und der Ehe würden so wieder mehr schätzen gelernt, hebt Franziskus hervor. Das digitale Netz dürfe nicht nur ein Netz aus Leitungen, sondern
müsse ein Netz von Menschen sein, heißt es in dem Weltmedientags-Appell. Auch im Internet müsse "Zärtlichkeit" zum Ausdruck kommen. Das Internet biete größere Möglichkeiten zur Solidarität untereinander und helfe, "ein neues Gefühl für die Einheit der Menschheitsfamilie" zu entwickeln, schreibt Franziskus weiter.
Die katholische Kirche fordert Franziskus in seiner Botschaft auf, sich stärker den sozialen Medien zuzuwenden. "Die Türen der Kirchen zu öffnen bedeutet auch, sie der digitalen Umwelt zu öffnen". Das Internet helfe der Kirche, ihre Botschaft bis an die Grenzen der Welt und zu zahlreichen "verwundeten Menschen" zu bringen. Medien wie Facebook und Twitter seien heute Orte, an denen die christliche Berufung gelebt werden und die Schönheit des Glaubens wiederentdeckt werden müsse. Nötig seien neben technischer Vernetzung aber auch menschliche Wärme, so der Papst.
Zugleich warnt der Papst vor den Gefahren des Internetzeitalters. "Wenn die Kommunikation überwiegend dazu dient, zum Konsum zu veranlassen oder die Menschen zu manipulieren, haben wir es mit einer gewalttätigen Aggression zu tun", so der Papst. Es bestehe die Gefahr, dass die Nutzer nur noch Stimmen gelten ließen, die sich mit ihren eigenen Vorstellungen deckten. So könnten das Internet wie die Sozialen Medien auch zu Orientierungslosigkeit führen, schreibt Franziskus. Besorgt äußert sich Franziskus auch über eine wachsende Machtkonzentration auf dem Medienmarkt. Dadurch gerate die Sorge für den Mitmenschen in den Hintergrund. Zugleich wendet er sich gegen eine absolute Neutralität der Medien. Nur wer seinen persönlichen Standpunkt in die Kommunikation einbringe, sei vertrauenswürdig und könne einen Orientierungspunkt bieten.
Christen sollten weiters beachten, dass sie ihre Mitmenschen nicht "mit religiösen Botschaften bombardieren". Es gehe vielmehr darum, auf die Fragen und Zweifel seiner Mitmenschen einzugehen, die auf der Suche nach der Wahrheit seien, heißt es in der Botschaft. Dies erfordere Offenheit gegenüber Andersdenkenden, so der Papst. Einen Dialog zu führen heiße, davon überzeugt zu sein, dass der Andere etwas Gutes zu sagen habe. Man müsse nicht auf die eigenen Ideen und Traditionen verzichten, aber auf den Anspruch, dass sie die einzigen und absolut Richtigen seien, schreibt Franziskus.
Der 1963 vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ins Leben gerufene Welttag der sozialen Kommunikationsmittel wird am ersten Sonntag vor Pfingsten begangen. 2014 ist dies der 1. Juni. Der Papst veröffentlicht jährlich am 24. Jänner, dem Fest des heiligen Franz von Sales, dem Patron der Journalisten, eine Botschaft zu diesem Thementag. 

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