Herausragendes Engagement für Kirche und Land

Sr. Pauline Thorer, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck, und Dr. Karl Gruber, Denkmalpfleger und früherer Konservator der Diözese Bozen-Brixen, wurden am 20. Februar mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet.

Am 20. Februar jeden Jahres werden nach einer Kranzniederlegung am Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel und einem Gottesdienst in der Innsbrucker Hofkirche die Ehrenzeichen des Landes Tirol verliehen. Unter den Geehrten waren mit Sr. Pauline Thorer, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck und Dr. Karl Gruber, Denkmalpfleger und früherem Konservator der Diözese Bozen-Brixen, auch zwei Persönlichkeiten des kirchlichen Lebens. 

„Auch heuer werden zwölf Persönlichkeiten für ihre herausragenden Verdienste um das Land Tirol ausgezeichnet. Diese engagierten Menschen haben sich um den Wirtschaftsstandort, die Medienlandschaft, das Bauerntum, die Sicherheit im Lande, das Sozialwesen und das Kulturleben mehr als verdient gemacht“, sagte LH Platter beim Festakt in der Hofburg in Innsbruck: „Ohne diesen Einsatz würde unser Tirol anders dastehen – nicht so zukunftsorientiert, nicht so leistungsfähig, nicht so reichhaltig und nicht so kreativ. Ich danke Ihnen!“

Auch LH Arno Kompatscher dankte den bei dieser grenzüberschreitenden Veranstaltung ausgezeichneten fünf Frauen und sieben Männern: „Ihr Engagement für das Gemeinwohl, für die Kultur und Tradition sowie Ihr stetiger Einsatz für unsere vereinenden Werte und Ihre aktive Hilfeleistung für die Schwächeren unserer Gesellschaft schaffen Gemeinschaftssinn und gelten vor allem als Beispiel für uns alle. Die Verleihung der Ehrenzeichen des Landes Tirol am 20. Februar ist auch ein willkommener Anlass, daran zu erinnern, dass wir in einer Region leben, wo das Ehrenamt in allen Bereichen groß geschrieben wird. Dieses Ehrenamt ist unverzichtbar und unbezahlbar. Es versinnbildlicht wie kaum etwas anderes die Seele unseres Landes.“

 

Die gebürtige Kärntnerin Pauline Thorer trat 1965 dem Orden der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck bei und studierte in der Folge Theologie und Sozialarbeit. Von 1981 bis 2012 wirkte sie  als Leiterin des Hauses Marillac, des Bildungs- und Besinnungshauses der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck. Von 1991 bis 1994 arbeitete Sr. Pauline Thorer im Ausland, indem sie Missionsprojekte in Tansania unterstützte. Seit 2012 ist sie Generaloberin der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Innsbruck. In diese Funktion fällt die Verantwortung für rund 300 Schwestern in den vier Ordensprovinzen Innsbruck, Meran, Treviso und Mitundu in Tansania.

Die Barmherzigen Schwestern haben seit ihrem Bestehen versucht, den Nöten der Zeit zu begegnen. Aus diesem Anliegen heraus sind vorbildhafte Einrichtungen in den Bereichen der Kranken- und Altenpflege sowie Armenfürsorge und Bildung entstanden. Dazu zählen etwa das Sanatorium und das Gymnasium Kettenbrücke, die Katharinastube mit der kostenlosen warmen Mittagsmahlzeit für Notleidende und die Flüchtlingsunterkunft im früheren Mädcheninternat. Diese Einrichtungen sind Ausdruck der fünf vinzentinischen Werte, denen  Generaloberin Sr. Pauline Thorer ganz besondere Beachtung schenkt: Verantwortung, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Hochachtung und Herzlichkeit.

Zukunftsweisend ist auch die Zusammenarbeit mit der Tiroler Hospizgemeinschaft, die ihre erste stationäre Einrichtung im Sanatorium der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck eröffnen konnte. Unterstützt wird auch das Freiwilligen Zentrum Tirol Mitte im Rahmen eines Fördervertrages, um an der Freiwilligenarbeit interessierte Menschen mit entsprechenden Organisationen zusammenführen zu können. Nicht zuletzt hat Sr. Pauline Thorer als Vorsitzende der Regionalkonferenz der weiblichen Ordensgemeinschaften der Diözese Innsbruck ihre Kompetenz, aber auch Freude und Kraft für das Amt der Generoberin eines Tirol prägenden Frauenordens unter Beweis gestellt.

 

Der gebürtige Pustertaler Dr. Karl Gruber wurde nach dem Theologiestudium in Brixen 1967 zum Priester geweiht. Nach seiner Promotion an der Universität München bei den renommierten Kunsthistorikern Carl Theodor Müller und Wolfgang Braunfels trat Karl Gruber 1973 die Nachfolge von Karl Wolfsgruber als Denkmalpfleger der Diözese Bozen-Brixen an. Im selben Jahr ernannte ihn Bischof Joseph Gargitter zum Professor für christliche Kunst und Denkmalpflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen. 1979 erhielt Dr. Gruber den Förderpreis des Kulturwerkes für Südtirol. 2010 wurde er zum Ehrenkanonikus, also Ehrendomherrn der Kathedrale von Brixen ernannt. Dieser Geistliche, Theologe und Kunsthistoriker hat als Autor und Fotograf zahlreiche Monografien zu den Themenbereichen sakrale Kunst und Brauchtum in Südtirol publiziert. Als Diözesanbeauftragter für kirchliche Kunst und Denkmalpflege stand er den Pfarreien beratend zur Seite, wenn es um Restaurierungen und Neubauten ging. Über Jahrzehnte hinweg konnte Dr. Gruber seine profunden Kenntnisse bei der sachgerechten Wiederherstellung sakraler Bauten einbringen. Bei der Umgestaltung von Altarräumen hat er seit jeher die Meinung vertreten, dass Kirchen nicht Schauräume sondern Gotteshäuser sind, die der lebendigen Liturgie zu dienen haben. Über 30 Kirchen wurden während seiner bis 2018 laufenden Amtszeit erweitert oder neu errichtet. Ein Beispiel stellt die neue Pfarrkirche von Milland in Brixen mit ihrem nadelartig spitz zulaufenden Turm als architektonisches Ausrufezeichen dar. Die Verdienste des geschätzten Denkmalpflegers wie Kunstführers Dr. Karl Gruber, der sich in Südtirol um das Bewahren von Altem und Schaffen von Neuem so verdient gemacht hat, werden mit dem Ehrenzeichen des Landes gewürdigt. 

Das herausragende Engagement von Sr. Pauline Thorer (vordere Reihe, 3.v.r.) und Dr. Karl Gruber (hintere Reihe, 1.v.r.) wurde mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol gewürdigt. Copyright: Die Fotografen.