Papst Franziskus ist tot – Glocken läuten österreichweit um 17 Uhr
Papst Franziskus ist tot. Er starb am Ostermontag um 7.35 Uhr im Alter von 88 Jahren in Vatikan an den Folgen einer schweren Lungenentzündung, wie Kurienkardinal Kevin Farrell aus dem Vatikan mitteilte. Als Zeichen der Trauer über den Heimgang von Papst Franziskus läuten heute am Ostermontag um 17 Uhr in ganz Österreich die Glocken für 10 Minuten.
Themenseite zum Tod von Papst Franziskus
Papst Franziskus leitete die Weltkirche mit ihren rund 1,4 Milliarden Katholiken zwölf Jahre lang. Der aus Argentinien stammende frühere Erzbischof von Buenos Aires war seit März 2013 der erste Lateinamerikaner im Papstamt. In 2.000 Jahren Kirchengeschichte war er der erste Papst, der sich Franziskus nannte und auch der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri.
Franziskus leitete eine umfassende Reform der römischen Kurie ein und warb für eine flexiblere Anwendung der katholischen Sexualmoral. Für seinen Einsatz für Flüchtlinge, Arme und Andersgläubige genoss Franziskus auch außerhalb der Kirche großes Ansehen. Als erster in 2.000 Jahren Kirchengeschichte gab er sich den Papstnamen Franziskus, in Erinnerung an den "Heiligen der Armen", Franz von Assisi.
Reformen unvollendet
Das Reformprojekt einer neuen Kirchenverfassung, die den Laien mehr Mitbestimmungsrechte geben sollte, bleibt durch Franziskus' Tod unvollendet. Seine Amtszeit war überschattet von der andauernden Krise um sexuellen Missbrauch in der Kirche sowie einer verschärften Polarisierung zwischen Reformern und Konservativen in der Kirche. Auch die drei Jahre der weltweiten Corona-Pandemie (2020-2022) fielen in sein Pontifikat.
Mit Predigten über menschliche Schwächen und mit einem Fokus auf Umwelt und Solidarität über die Grenzen der Religionen hinweg versuchte Franziskus, den Blick der Kirche auf neue Schwerpunkte zu lenken. Franziskus gab Dutzende Interviews; immer wieder wurden seine Aussagen auch widersprüchlich interpretiert.
Schon bei seiner ersten Reise als Papst besuchte Franziskus 2013 die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa. Dort wies er auf das Flüchtlingselend in Afrika und auf dem Mittelmeer hin. Es folgte ein weltweiter Gebetsaufruf für Frieden in Syrien. In seinen Lehrschreiben verurteilte der Papst die "Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht" und Verteilungsungerechtigkeit als "Wurzel der sozialen Übel" und mahnte mehr Sorgfalt mit der Umwelt, den Menschen und ihren kulturellen Traditionen an.
Nobelpreis-Kandidat
Immer wieder rief Franziskus Konfliktparteien zu einer friedlichen Beilegung auf: Russland und die Ukraine ebenso wie Israel und die Palästinenser, Kolumbien nach dem Bürgerkrieg oder Nord- und Südkorea. Spektakulär war 2014 die Wiederannäherung zwischen dem kommunistischen Kuba und den USA, die auf eine Initiative des Papstes zurückging. Mehrfach war er im Gespräch für den Friedensnobelpreis.
Die Papst-Enzyklika "Fratelli tutti" von 2020 entwarf Visionen für eine solidarische und ökologisch handelnde Menschheit, die gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen sollte. Im März 2022 veröffentlichte Franziskus seine lange erwartete Reform der vatikanischen Kurie. Mit diesem Auftrag hatten ihn die Kardinäle 2013 zum Papst gewählt.
Unter anderem sollen künftig auch männliche wie weibliche Laien zu Behördenleitern ernannt werden können. Zudem reformierte und vereinfachte Franziskus die vatikanischen Finanzen. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass der Heilige Stuhl nach der Corona-Pandemie in eine bedrohliche finanzielle Lage geriet.
Traditionalismus beschnitten
Sein Projekt einer Umgestaltung der katholischen Weltkirche im Sinne von mehr Mitbestimmung für die Laien blieb unvollendet. Entschieden beschnitt Franziskus die Sonderrechte einer traditionalistischen Minderheit in der katholischen Kirche, die an der alten Form der lateinischen Messe festhalten wollte.
Papst Franziskus, bürgerlich Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als ältestes von fünf Kindern italienischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. Zeitlebens besaß er die argentinische wie auch die italienische Staatsangehörigkeit.
1958 trat Bergoglio in die Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden) ein. 1973 wurde er Oberer der argentinischen Ordensprovinz. In diese Amtszeit fallen auch die Jahre der Militärdiktatur (1976-1983). Im Foltergefängnis inhaftierte Ordensbrüder warfen Bergoglio Schwäche im Umgang mit dem Regime vor. Später revidierten sie diese Einschätzung.
Bescheidene Lebensführung
Johannes Paul II. ernannte Bergoglio 1998 zum Erzbischof der argentinischen Hauptstadtdiözese. Schon in diesem Amt waren seine Markenzeichen eine Zugewandtheit zu den Armen und eine bescheidene, zurückgezogene Lebensführung.
Bereits bei der Papstwahl 2005 nach dem Tod von Johannes Paul II. spielte Bergoglio eine wichtige Rolle. Der damals 68-Jährige soll rund 40 Stimmen auf sich vereint haben; doch er zog zurück, um den Weg für die Wahl von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. (2005-2013) freizumachen.
Zur Wahl eines Nachfolgers sind derzeit 135 der 252 Kardinäle der Weltkirche berechtigt, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Eine Meldung von www.kathpress.at
