Ordensmann am Weißen Sonntag in Silz zum Priester geweiht
In der Pfarrkirche Silz ist am Sonntag der 30-jährige Emmanuel Sauer vom Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler zum Priester geweiht worden. Der aus dem deutschen Schwarzwald stammende Sauer gehört dem Orden der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz an und wird nach seiner Weihe weiterhin im Kreuzordenskloster St. Petersberg in Silz tätig sein, wie die Diözese Innsbruck mitteilte. In seiner Predigt bezeichnete Bischof Glettler das priesterliche Wirken als einen "österlichen Auftrag" und ermutigte den Neupriester, "mit Freude das Leben zu bezeugen" und die Kirche offenzuhalten - besonders für Menschen, die sich mit dem Glauben schwertun.
Die Priesterweihe fand am "Weißen Sonntag", auch bekannt als "Sonntag der Barmherzigkeit", statt. Bischof Glettler verband in seiner Predigt den Anlass mit dem Gedenken an die Gründung der Zweiten Republik Österreichs vor genau 80 Jahren: Wie damals Mut und Zuversicht entscheidend gewesen seien, sei auch die priesterliche Berufung ein Dienst an der Hoffnung und am neuen Leben.
Glettler hob drei zentrale Aspekte des priesterlichen Dienstes hervor: das freudige Bezeugen des Lebens und der Auferstehung Christi, den leidenschaftlichen Einsatz für eine "Kultur der Versöhnung" sowie die Offenheit gegenüber Suchenden und Zweifelnden. "Suchen wir Begegnungen und begleiten wir mit besonderer Liebe und priesterlicher Hirtensorge genau jene, die es im Leben schwerhaben - unter ihnen vor allem jene, die sich ungeliebt, ungebraucht und von Gott und der Welt vergessen fühlen. Sie alle haben einen Namen und eine besondere Biografie. Treten wir ein in den österlichen Dienst, der uns übertragen wurde."
Sauer wuchs in einer gläubigen Familie auf und verspürte nach eigenen Angaben bereits in seiner Kindheit den Wunsch, Priester zu werden. "In meiner Familie wurde der Glaube in schöner und fröhlicher Weise gelebt, sodass er für mich nichts Einengendes oder Langweiliges hatte", erklärte er im Vorfeld der Weihe. Von 2016 bis Ende 2024 lebte und studierte er an der ordenseigenen Hochschule in Brasilien. Die dort verbrachte Zeit habe ihn stark geprägt, betonte Sauer: "Zwar dachte ich auch über andere Möglichkeiten nach, mein Leben zu gestalten, doch spürte ich immer noch den Ruf Gottes in mir, und die Begeisterung für das Priestersein hatte nicht nachgelassen."
Eine Meldung von www.kathpress.at

Priester sein – ein österlicher Auftrag!
Heute ist der Weiße Sonntag, den wir seit einigen Jahren auch als „Sonntag der Barmherzigkeit“ feiern. Und heute ist auch ein historisch bedeutsamer Tag für Österreich: Genau vor 80 Jahren, am 27. April 1945, wurde die Zweite Republik gegründet. Mitten in den Trümmern, das Konzentrationslager Mauthausen noch nicht befreit und der Weltkrieg noch nicht beendet, wagten einige mutige Politiker aus den drei Parteien SPÖ, ÖVP und KPÖ einen Neubeginn. Staatskanzler wurde Karl Renner, der den überraschenden Deal mit der sowjetischen Besatzungsmacht eingefädelt hat. Einer der drei Staatssekretäre war Leopold Figl, der nur drei Wochen davor aus der Nazi-Todeszelle des Wiener Landesgerichts entlassen wurde und insgesamt fünf Jahre im KZ Dachau verbracht hatte. Alle agierenden Personen haben an die Zukunft Österreichs geglaubt – an ein neues Leben in einer aktuell harten und bitteren Wirklichkeit. „Rafft Euch auf, verzagt nicht, fasset wieder Mut!“ Dieser Aufruf von Karl Renner vor 80 Jahren hat nichts an Aktualität eingebüßt. Und klingt österlich, auch wenn unser Glaube weit mehr ist als ein optimistischer Blick auf die Zukunft. In jedem Fall ist unsere priesterliche Berufung ein österlicher Auftrag, den ich heute gerne für Dich, lieber P. Emmanuel, in drei Aspekten entfalten möchte.
1. Mit Freude „das Leben im Leben“ bezeugen
Ostern ist eine Ansage von Leben, von Zukunft, eine Proklamation von Hoffnung, die sich nicht machen lässt. Ein Aufgeweckt-Werden in aller Resignation und Müdigkeit. Ohne die Auferstehung wäre unser Glaube ein rein menschliches Programm. Als ich anlässlich des Todes von Papst Franziskus zu einem Talk in den ORF eingeladen wurde, gab mir meine Schwester, die zu Hause den Bauernhof führt, ganz bestimmt auf den Weg mit: „Bitte sprich über die Auferstehung und die Hoffnung, dafür stand doch Franziskus. Nur die Debatten über Kirchenpolitik bringen uns doch nichts!“ Ich habe versucht mich daran zu halten – und es wurde verstanden: Papst Franziskus, von dem sich gestern Millionen von Gläubigen und die Weltöffentlichkeit in eindrucksvoller Weise verabschiedet hat, war ein Energieschub der Zuversicht für unsere verwundete Welt.
Lieber P. Emmanuel, Du selbst trägst eine Dankbarkeit für das Leben in Dir. Wie Du mir erzählt hast, galt schon als Schüler Deine Begeisterung der Geographie, der kulturellen Vielfalt unserer Welt und später auch dem Reisen. Mit Deiner Zugehörigkeit zur Gemeinschaft des Kreuzordens bist Du nun tatsächlich auch viel herumgekommen – und hast dabei, vor allem in Brasilien, die Menschen und ihr Leben nicht nur touristisch wahrgenommen, sondern als Seelsorger, als einer, der Freude und Leid zu teilen versucht – und nun auch als Priester für sie da sein kann. Bleib dabei, bei Deiner Dankbarkeit für das Leben, beim Staunen und Aufsuchen der Menschen – in ihren „Verstecken“, Bubbles und Scheinwelten, wohin auch immer wir uns gerne zurückziehen und leider zu oft voneinander abschotten. Keine einfache Mission. Wir bleiben Lernende.
Was macht der Auferstandene? Er überraschte seine Jünger und heute auch uns mit seiner neuen Pädagogik: Er kommt diskret dazu, drängt sich nicht auf, hält die Trauer und Hoffnungslosigkeit der Situation aus, geht mit, stellt Fragen, hört aufmerksam zu, lässt ausreden, versucht den Horizont zu weiten, spricht Vergebung zu, nimmt die Einwände ernst, baut Vertrauen auf, ermutigt zu einem neuen Blick, isst mit den Verängstigten, erinnert sie an wichtige Erfahrungen der Vergangenheit, deutet ihnen die Schrift und mutet ihnen einen neuen Aufbruch zu! Sie, die Verzagten, sollen Gottes Wunder verkünden. Sie, die am Boden Zerstörten, sollen Träger einer neuen Hoffnung werden. Ja, Ostern, die heilende Begegnung mit dem Auferstandenen, ist der Grund unserer christlichen Existenz – und priesterlichen Beauftragung.
2. Leidenschaftlicher Einsatz für eine „Kultur der Versöhnung“
Ich erinnere mich an eine Beichte in meiner Jugendzeit. Ich habe mich entschlossen, dem Priester diesmal alles zu sagen, auch und gerade die peinlichen Dinge meines nicht immer so braven, jugendlichen Lebens. Und welche Überraschung. Die Begegnung mit dem Priester ist zu einem Fest geworden. Ein Stein ist mir vom Herzen gefallen, eine enorme Erleichterung. Nach der Absolution hat er mich herzlich umarmt. Diese Erfahrung hat mein Herz erobert – und ich musste daran denken, als mir eine Frau, die mit ihren Kindern ihren gewalttätigen Mann verlassen musste und nach einiger Zeit wieder zivil geheiratet hat, sagte: „Wissen Sie Herr Pfarrer, was es bedeutet, nach so schrecklichen Erfahrungen von der Kirche nicht entlastet zu werden – nicht entlastet zu werden?“ Diese unmissverständliche Frage ging mir zu Herzen.
Was macht der Auferstandene? Ohne Vorwurf, ohne Vorhaltungen kam er zu seinen Jüngern. Er überraschte sie mit dem Zuspruch: „Der Friede sei mit euch!“ Das haben sie im Moment der größten Enttäuschung und konfrontiert mit ihrem eigenen Versagen nicht erwartet. Ein Priester muss für diesen gefühlten und so entscheidenden Überrachungsmoment sorgen: Unverdienter, unerwarteter Zuspruch von Vergebung! Nochmals mit den Worten des verstorbenen Papstes – frei zitiert: „Seid nicht Richter der Menschen, sondern Zeugen von Gottes Barmherzigkeit! Fragt nicht peinlich nach, freut euch an jedem noch so kleinen Anzeichen einer Reue. Vergebt den Menschen großzügig, macht die zärtliche Liebe Gottes erfahrbar!“
Was ist der Auftrag für uns? Selbst wieder an die österliche Kraft der Versöhnung glauben – und diese Erfahrung vermitteln. Das Sakrament der Versöhnung ist tatsächlich eine Umarmung des Barmherzigen Vaters! Und wirkt sich aus. Wir sollten als Priester auch Sorge tragen, dass es in den Familien und in unserer Gesellschaft zu einer „Kultur der Versöhnung“ kommt – weg von einer Unkultur der besserwisserischen Vorhaltungen und weg vom bösartigen Vorführen derer, die nicht unseren moralischen Vorstellungen entsprechen. Gesten der Nachsicht, der Geduld miteinander, Einübung von Worten der Bitte um Entschuldigung. Unsere Gesellschaft mit ihrem hohen Aggressionspegel braucht uns als Priester – als Kulturarbeiter der Versöhnung. P. Emmanuel, ich bitte Dich und alle Priester, mit großer Leidenschaft und Kreativität diesen Dienst zu verrichten: „Wem ihr die Sünden vergebt, sind sie vergeben.“ Welch ein Auftrag!
Die Kirche „offenhalten für alle“, die sich schwertun
Wir leben nicht mehr im traditionellen Selbstverständnis einer etablierten Volkskirche. Auch wenn heute im ganzen Land mit großer Begeisterung und nach eifrigen Vorbereitungen viele Erstkommunionen gefeiert wurden, so wissen wir, dass vieles, was die Substanz unseres christlichen Glaubens ausmacht, einfach weggerutscht oder versiegt ist. Nichts ist mehr selbstverständlich – kein Kreuzzeichen, kein Grundgebet, kein Wort aus der Heiligen Schrift, kaum eine Zeile vom Glaubensbekenntnis, von der Botschaft Jesu und seiner Person höchstens eine entfernte Ahnung. Wir müssen wieder ganz von vorne beginnen. Ein missionarischer Aufbruch ist notwendig, echte Evangelisation mit Zuversicht, Herz und Kreativität. Kirche nach traditionellem Muster ist vorbei – da hilft auch keine Retro-Träumerei oder „Vergangenheits-vergoldung“, wie es Bischof Stecher nannte. Neubeginnen – österlich inspiriert!
Was macht der Auferstandene? Was lernen wir von ihm? Er nimmt den einzelnen Menschen wahr. In seiner Suche, Verunsicherung und mit all seinen Wunden. Die Thomas-Erzählung ist ja keine theoretische Abhandlung über Sinn oder Unsinn des Glaubens oder über die Bedeutung von Zweifel und Kritik. Das Evangelium schildert einen ganz persönlichen Glaubensweg eines Jüngers, der durch gewisse Umstände nicht mehr dabei war, zu spät kam, plötzlich draußen war, eine Glaubenserfahrung der Gruppe nicht gemacht hat oder einfach in einer Enttäuschung stecken geblieben ist. Jesus sieht ihn, ruft ihn mit Namen und antwortet auf seine Sehnsucht nach einem Begreifen-Können indem er sich tatsächlich von ihm berühren lässt.
Was ist der Auftrag für uns? Wir müssen in die Herzensweite und Schuhgröße von Papst Franziskus erst hineinwachsen. Seine so leidenschaftliche Offenheit „für Alle, für Alle“, wie wir es beim Weltjugendtag in Lissabon von ihm gehört haben, ist eine starke Vorgabe. „Er hat niemanden verurteilt“, resümiert heute Kardinal Schönborn in seiner Krone- Sonntagskolumne. Suchen wir Begegnungen und begleiten wir mit besonderer Liebe und priesterlicher Hirtensorge genau jene, die es im Leben schwer haben – unter ihnen vor allem jene, die sich ungeliebt, ungebraucht und von Gott und der Welt vergessen fühlen. Sie alle haben einen Namen und eine besondere Biografie. Treten wir ein in den österlichen Dienst, der uns übertragen wurde.
Abschluss: Lieber P Emmanuel, Du wirst geweiht für einen österlichen Auftrag – für die Verkündigung des wahren Lebens im Leben, für die Spendung der Sakramente, die uns mit dem Auferstandenen verbinden, und für die geduldige Begleitung der Menschen. Bleiben wir bitte berührbar und nahe den vielen Fragenden und Leidenden unserer Zeit, dann kann der Herr seine Wunder wirken – Ja, seine heilende österliche Dynamik von Neuem entfalten, wie dies in der Apostelgeschichte geschildert wird. Mut, lieber P. Emmanuel, sei ein Priester der österlichen Hoffnung!
