Nachhaltige Strategie der Kirche gegen Missbrauch und Gewalt

Flächendeckende Schutzkonzepte in Diözese Innsbruck in planmäßiger Umsetzungsphase

Die Berichte der Betroffenen über das ihnen zugefügte Leid in kirchlichen Heimen erschüttern und beschämen. Bischof Hermann Glettler wiederholt und unterstreicht von Neuem seine Haltung gegenüber diesem Unrecht: „Das Leid und die Erniedrigung, welche die vielen Opfer in den Heimen erleben mussten, sind erschütternd. Das Ausmaß der Gewalt in vielfältiger Form macht bis heute betroffen. Hier liegt ein pädagogisches Totalversagen im Fürsorgesystem vor, das in seinem Ausmaß erst im Nachhinein und damit viel zu spät erkannt worden ist. Jeder Fall von Missbrauch ist einer zu viel. Alle Betroffenen möchte ich erneut um Vergebung bitten und versprechen, dass die Kirche daraus gelernt hat und betreffend Missbrauchsprävention entschlossen vorangeht.“

 

Präventivmaßnahmen immer weiter ausgebaut 

Sensibilisierung, Schutzkonzepte, Schulungen und Beratungen sowie schonungslose Aufklärung und Opferschutz sind Säulen, auf die die Diözese Innsbruck in Bezug auf die Themen Missbrauch und Gewalt immer stärker setzt. Dazu gehören verpflichtende Schulungen für alle Priester, Diakone und hauptamtliche Mitarbeiter:innen, die in der Diözese Innsbruck (inkl. Caritas) tätig sind. Hinzu kommen ergänzende verpflichtende Schulungen für Personen mit Leitungsverantwortung sowie Schulungsmöglichkeiten für ehrenamtliche Mitarbeiter:innen.

Die Diözese steht dabei in enger Zusammenarbeit mit den Ordensgemeinschaften auf ihrem Gebiet. Noch unter Bischof Manfred Scheuer wurde eine Abteilung dafür eingeführt – heute das Referat für Prävention von Missbrauch und Gewalt. Es richtet den Blick in die Zukunft, indem Maßnahmen gesetzt werden, um mögliche Risikofaktoren von Gewaltanwendung zu vermeiden und unerwünschtes, grenzverletzendes und übergriffiges Verhalten in allen ihren Einrichtungen bestmöglich zu verhindern.

 

Schutzkonzepte in Seelsorgeräumen und anderen kirchlichen Einrichtungen 

Schutzkonzepte sind eine wirksame präventive Maßnahme gegen Grenzverletzungen, Übergriffe, Gewalt und Missbrauch. Die Österreichische Bischofskonferenz hat in ihrer Rahmenordnung „Die Wahrheit wird euch frei machen“ vom 10.5.2021 beschlossen, dass Verantwortungsträger:innen von Pfarren, Orden, kirchlichen Organisationen und Einrichtungen flächendeckend ein derartiges Schutzkonzept zu erarbeiten haben.

In der Diözese Innsbruck ist nun jeder Seelsorgeraum verpflichtet, ein Schutzkonzept zu erarbeiten. Damit stellt die Kirche klar, dass der Schutz der anvertrauten Menschen ernst genommen wird. Durch ein Schutzkonzept können sichere Orte für alle Beteiligten entstehen. Dabei werden die Seelsorgeräume durch das Referat für Prävention von Gewalt und Missbrauch, intensiv unterstützt und begleitet. An weiteren Schutzkonzepten, wie etwa für Schule und Caritas, wird gearbeitet.

Bischof Hermann Glettler: “Unmissverständlich gilt, dass die Kirche ein sicherer Ort für Kinder, Jugendliche und andere vulnerable Personen sein muss! Bei Gewalt gegenüber Minderjährigen und allen besonders schutzbedürftigen Menschen gilt ein ‘Null-Toleranz-Prinzip'. Jedes Opfer war und ist eines zu viel.”

 

Ombudsstelle seit 14 Jahren Anlaufstelle für Betroffene 

Mit einer Ombudsstelle gibt es seit 2011 eigene unabhängige Ansprechpersonen für Betroffene. Diese unterliegen der Vertraulichkeit und Verschwiegenheit. Bei einem begründeten Verdacht informiert die Ombudsstelle mit Einverständnis der betroffenen Person eine diözesane Kommission, die sich aus Expert:innen unterschiedlicher Professionen zusammensetzt. Das Generalvikariat unterstützt aktiv die Aufklärungsarbeit. Bis dato wurden von kirchlichen Einrichtungen auf dem Gebiet der Diözese Innsbruck rund 7,7 Millionen Euro an finanzieller Hilfe für Opfer ausgeschüttet. Über 700.000 Euro wurden für Therapien geleistet. Dieses Geld stammt nicht aus laufenden Kirchenbeiträgen, sondern wurde durch Erträge aus Rücklagen abgedeckt.

 

Neben den Entschädigungszahlungen hat sich die Diözesanleitung unter Bischof Hermann Glettler für eine konsequente Aufklärungsarbeit betreffend der Missbrauchsfälle in den katholischen Heimen eingesetzt. Gemeinsam mit dem Land Tirol wurde im Jahr 2019 eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben. Es sollte eine interdisziplinäre Aufarbeitung aller erfassten Missbrauchsfälle in den kirchlichen Heimen Tirols und der darin offensichtlich gewordenen strukturellen Gewalt werden. Zugleich sollte auch eine Kontextualisierung mit den staatlichen Heimen erfolgen.

 

 

Weitere Informationen: 

Referat für Prävention von Gewalt und Missbrauch: https://www.dibk.at/Media/Organisationen/Referat-fuer-Praevention-von-Gewalt-und-Missbrauch/Schutzkonzepte

 

Ombudsstelle für Betroffene von Gewalt und sexuellem Missbrauch: https://www.dibk.at/Media/Organisationen/Ombudsstelle-fuer-Betroffene-von-Gewalt-und-sexuellem-Missbrauch

Nachhaltige Strategie der Kirche gegen Missbrauch und Gewalt
Foto: Sigl/dibk.at