Messe für Körperspender im Vorlesungssaal
Es ist eine Danksagung an die Verstorbenen, die ihren Körper der medizinischen Forschung gespendet haben: Der traditionelle Gottesdienst im Hörsaal des Instituts für Anatomie der Medizinischen Universität Innsbruck. Er ist eine Gelegenheit für Wissenschaftler und Studierende, den Verstorbenen zu gedenken und ihnen Respekt zu erweisen.
Den Gottesdienst feierten Universitätspfarrer Propst Jakob Bürgler und P. Anthony Raj Thomas gemeinsam mit vielen Studierenden, die zu einem großen Teil derzeit ihren Sezierkurs absolvieren, sowie dem Personal mit Anatomiedirektor Prof. Marko Konschake und Prof. Erich Brenner.

Predigt von Propst Jakob Bürgler
Wenn Menschen sterben, dann sagen wir oft: Sie sind heim-gegangen. Vor allem auch glaubende Menschen sagen das.
Wohin heim? Wo sind wir daheim?
Wir Christen glauben, dass wir von Gott kommen und zu Gott zurückkehren. Das bedeutet: Die Zeit auf dieser Welt ist eine kürzere oder längere Wegstrecke, die uns wunderbare Erfahrungen machen lässt, die uns reifen lässt, die uns vorbereitet – auf ein Heim-kommen.
Das Johannesevangelium drückt diesen Gedanken so aus – wir haben es gerade gehört: Jesus bereitet uns eine Wohnung für immer, ein Daheim für immer.
Das ist ein positiver Blick nach vorne. Ein Trost. Unser Leben endet nicht im Nichts, nicht in einer Dunkelheit, die Angst macht. Wir fallen nicht ins Leere. Gott nimmt uns auf in einem neuen und bleibenden Daheim.
Und das bedeutet auch: Wenn unsere Lieben heimgehen, dann können wir sie loslassen. Dann wissen wir sie in guten Händen.
Die Zeit in dieser Welt ist oft herrlich, wunderschön, erfüllend – und oft auch schwer, belastend, herausfordernd, manchmal hart.
In solchen Situationen fragen wir uns oft: Warum? Warum ist das so? Warum diese Last und dieses Leid? Das wissen wir nicht. Niemand weiß das. Auf die Frage nach dem „Warum“ finden wir, solange wir leben, keine Antwort.
Das Einzige, was uns hilft, ist das Vertrauen, dass in allem ein Sinn liegt. Ein Sinn, der uns weiterführt und wachsen lässt und der sich irgendwann einmal zeigen wird. So lassen sich auch schwere Zeiten durchtragen.
Aber wir sind nicht allein. Gott geht mit. Wie es die Bibel sagt: „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.“ (Jes 43,2)
Mir hilft dieses Wort sehr. Wenn ich schwere Tage erlebe, wenn ich bedrückt und ratlos bin, dann erinnere ich mich daran, dass ich nicht allein bin, dass Gott bei mir ist, dass meine Lieben, die schon verstorben sind, auf mich schauen. Das ist ein riesengroßer Schatz an „Erleichterung“ und Kraft.
Und noch eines: Gott ruft mich bei meinem Namen: „Jakob … fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen…“ (Jes 43,1) Gott ruft uns beim Namen. Gott ruft dich und mich beim Namen. Er meint dich und mich. Wir sind ihm so viel wert, dass er uns kennt und als Du wahrnimmt. Deswegen schreiben wir die Namen der Verstorbenen auch auf das Grab, auf den Grabstein, auf das Urnengrab. Weil Gott uns beim Namen ruft. Weil der Name das zusammenfasst, was wir sind. Gott nimmt jeden einzelnen Menschen an sein Herz. Der Name ist dafür ein starkes Symbol. Auch wenn wir Menschen einander vergessen, Gott vergisst uns nicht. Er kennt unseren Namen und er ruft uns bei unserem Namen.
Drei kleine Gedanken zum Mitnehmen:
Wer stirbt, der findet bei Gott ein Daheim.
Gott ist mit uns, er lässt uns nicht allein, in allen Dunkelheiten des Lebens.
Und: Er ruft uns beim Namen. Dich und mich. Er kennt uns und vergisst uns nicht.

