Ehekonferenz: Bischof sieht Ehe als "österliches Projekt"
Als "Dauerauftrag", bei dem es darum geht, "in Beziehungen so zu leben, dass die gegenseitige Liebe nicht verkümmert", hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler die Ehe bezeichnet. Es handle sich dabei um ein "österliches Projekt" des "Glaubens an das Leben und die Zukunft", unterstrich der in der Bischofskonferenz für das Referat für Ehe, Familie und Lebensschutz zuständige Bischof bei der "Ehekonferenz", die am Freitag in Salzburg gestartet ist.
Die zweitägige Konferenz wird zum bisher zweiten Mal veranstaltet, diesmal unter dem Motto: "Wie kann Ehebegleitung heute gelingen? Prinzipien, Erfahrungen, Früchte". Glettler forderte, die "Pädagogik des Auferstandenen, der mit den Eheleuten mitgeht".
"Jeder Mensch und jedes Paar entwickelt sich. An die Ehe zu glauben heißt, dass immer wieder etwas Neues beginnen kann." Sowohl in der Begleitung als auch im Sich-Begleiten-Lassen sei es aber wichtig, "an das Gemeinsame zu glauben", betonte der Bischof.
Ausgerichtet wird die Ehekonferenz vom Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg unter dem zuständigen Bischofsvikar Gerhard Viehhauser gemeinsam mit dem Institut für Ehe und Familie (IEF). Die Premiere im Vorjahr - damals unter dem Thema "Coaching und Begleitung von Ehepaaren" - sei sehr gut angenommen worden, erklärte der Bischof. Deshalb habe man dieses Angebot mit Vorträgen, Impulsen, Erfahrungsberichten "von Ehepaaren für Ehepaare" und Workshops - geleitet werden sie u.a. von der Salzburger Seelsorgeamtsleiterin Lucia Greiner und Psychotherapeuten - weitergeführt.
Resilienz durch Glaube
Speziell um das Angebot der Ehebegleitung ging es auch im Eröffnungsvortrag des in den USA lehrenden Sozialethikers Clemens Sedmak. Ziel der Kirche sollte es dabei sein, die Resilienz, sowie die Kommunikation, die Innerlichkeit und das Gebet der Eheleute zu fördern. Es gehe "um ein Hineinbegleiten in die Innerlichkeit, in das Wir des Paares, um Respekt für die Einzigartigkeit der Lebenssituation des Paares und darum, die Kraft aus biblischen Quellen verfügbar zu machen".
Sedmak zufolge ist die Ehe eine "Bühne für das, was sich gesellschaftlich abspielt": Externe, gesellschaftliche Faktoren berührten sie und machten sie zugleich verwundbar. Der Professor an der Keugh School of Global Affairs der University of Notre Dame warnte davor, Wahlmöglichkeit und Autonome als höchstes gesellschaftliches Gut zu sehen. Zwar treffe zu, dass Ehe "Quelle der Freude und des Leids bzw. der Schwere zugleich" ist, aber auch in der heutigen "Multioptionsgesellschaft" müsse man wieder "entschiedener über Bindungen nachdenken".
Anzustreben sei deshalb eine "Familien- und Eheresilienz, die durch Regeln, Rhythmus, Werte, Kommunikationsfreudigkeit und die Bereitschaft, sich begleiten zu lassen, gestärkt wird", analysierte der Sozialethiker. Auch in der kirchlichen Ehebegleitung sollte der Fokus auf diese Faktoren gelegt werden. Damit Ehe gelingen und blühen kann, sollte sie "angstfrei, ordnend und überraschend" zugleich sein. Wichtig seien gemeinsame Projekte und das Pflegen einer innigen Freundschaft zwischen den Ehepartnern.
Spirituelle Dimension pflegen
Der dauernde Zusammenhalt brauche jedoch auch ein "Fundament, das sich Menschen selbst nicht geben können", so der Philosoph weiter, der dazu unweigerlich auch die Pflege einer spirituellen Beziehung zählte. Sedmak hob hier den Wert des gemeinsamen Gebets und Bibellesens, der Teilnahme am kirchlichen Leben und einer verbindenden geistlichen Lektüre hervor. Dies sei auch von etlichen Beispielen gelungener Ehebeziehungen berühmter Ehepaare der Geistesgeschichte so praktiziert worden, wiewohl deren Situation mitunter schwierig gewesen sei.
Die Begleitung von Ehepaaren - eine Aufgabe, auf die die Kirche künftig noch stärkeren Fokus legen will - sei "vor allem ein Begleiten in die Innerlichkeit", erklärte Sedmak. Man müsse Menschen dabei "ermutigen, ihr Seelenleben - individuell und auch gemeinsam - zu pflegen", wobei das Einüben des gemeinsamen Gebetes durchaus heilsam sein könne. Ehe-Begleitung sollte daher, so das Plädoyer des Experten, auch dem Aufbau des Gebets, des Redens und Kommunizierens dienen.
Als Bereicherung und Inspiration bezeichnete der Eröffnungsredner die biblischen Vorbilder von Ehepaaren. "Sie zeigen, wie Bindung durch Gebet funktionieren kann". Unerlässlich sei dabei das fürbittende Gebet von Eheleuten, denn: "Es ist gut, wenn sich Ehepaare nicht nur um das materielle Wohl, sondern auch um das ewige Heil mitverantwortlich wissen." Hier an einem Strang zu ziehen, "schweißt auf besondere Weise zusammen".
Begleiten bedeute zudem, "die Einzigartigkeit der Lebenssituationen der Paare respektieren und ernst nehmen", so Sedmak weiter. Im Sinne des verstorbenen Papstes Franziskus gehe es dabei besonders um den Blick auf die Barmherzigkeit.
Eine Meldung von www.kathpress.at
