Dass Menschen Menschen bleiben können
Ein krönender Höhepunkt für das Gedenken an kirchliche Märtyrer der NS-Zeit war die offizielle Segnung des neuen „Dr.-Carl-Lampert-Platzes“ vor der Pfarrkirche Mariahilf. Die Pfarre feiert seit 2013 auf Anregung des damaligen Bischofs Manfred Scheuer jedes Jahr im November einen Gottesdienst zur Erinnerung an den Märtyrer. Dabei wird immer ein anderer Geistlicher eingeladen, mit der Gemeinde zu feiern. „Vier Jahre lang hat Carl Lampert von seiner Wohnung im Benefiziatenhaus auf diesen Platz geschaut“, erinnerte Michael Max, Rektor der Anima in Rom, die Teilnehmer:innen, darunter Priester und Diakone aus Mariahilf und umliegenden Pfarren, Priesterseminaristen mit Spiritual Br. Erich Geir OFMCap, Vizebürgermeister Georg Willi, die Geschäftsführerin des Carl Lampert Forums Elisabeth Heidinger und aus der Diözesanleitung Rainer Kirchmair, Finanzen.
Der Animarektor stellte sich vor, dass auch der Selige vor über acht Jahrzehnten den etwa gleichen Weg wie er am heutigen Sonntag, 17. November 2024, durch Innsbruck gegangen ist, als dieser aus Rom zu der Pfarrkirche kam: „Diesen Platz heute mit euch gemeinsam dem Segen Gottes anvertrauen zu dürfen, ist sicher ein schönes Zeichen für diesen großen Mann.“ In seiner Predigt lud Max dazu ein, bewusst auf den neuen „Dr.-Carl-Lampert-Platz“ hinauszugehen: „Das ist der Ort, wo man miteinander im Zeichen des Carl Lampert ins Gespräch kommen kann.“ Es reiche, ein Mensch zu sein: „Wie er gesagt hat: Dass Menschen Menschen bleiben können.“ In Bezug auf die damals Machthabenden ergänzte Max: „Davon erlöst zu sein, Gott spielen zu müssen – wie all diese Gauleiter und andere.“
Ihren Lampert-Schwerpunkt setzt die Landschaftliche Pfarre Mariahilf noch bis Ende des Monats fort. Führungen von Elisabeth Arroyabe durch die Ausstellung „Carl Lampert – Leben und Zeugnis“ können bei der Pfarre vereinbart werden.
Das Leben Lamperts
Der 1894 in Göfis in Vorarlberg geborene Carl Lampert wurde nach einer Zeit als Kaplan in Dornbirn-Markt 1930 nach Rom zum Kirchenrechtsstudium geschickt. 1935 berief ihn Bischof Sigismund Waitz nach Innsbruck, wo er mit dem Aufbau des kirchlichen Gerichts in der noch jungen, seit 1921 bestehenden Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch, beauftragt wurde. Vor seiner Bestellung zum Provikar des Tiroler Anteils der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch 1939 lebte und wirkte Lampert einige Jahre im Benefiziatenhaus der Pfarre Mariahilf.
Der Provikar setzte sich mutig gegen kirchenfeindliche Handlungen von NS-Gauleiter Franz Hofer zur Wehr. Nach seinem Eintreten für den ermordeten Pfarrer Otto Neururer begann für Lampert 1940 ein Leidensweg durch die Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen. 1941 wurde er - inzwischen in Stettin - von einem Gestapo-Spitzel denunziert und am 13. November 1944 in Halle nach langer Haft und Folter zusammen mit zwei weiteren Geistlichen hingerichtet. Als Provikar war er der ranghöchste katholische Geistliche in Österreich, der dieses Schicksal erlitt. Am 13. November 2011 wurde Lampert von Kurienkardinal Angelo Amato in Dornbirn vor 1.800 Mitfeiernden seliggesprochen. Er steht auch in der Diözese Feldkirch im Mittelpunkt von Veranstaltungen bis zum 1. Februar.
