Cyrill Greiter OCist zum 45. Abt vom Stift Stams eingesetzt
Am Sonntagnachmittag wurde Cyrill Greiter OCist zum 45. Abt vom Stift Stams benediziert. Die feierliche Benediktion des neuen Abtes wurde vom Generalabt der Zisterzienser, Mauro-Giuseppe Lepori OCist, vorgenommen. Dem Festgottesdienst standen neben dem Generalabt der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler sowie in Konzelebration der Altabt von Stams, German Erd OCist, und weitere aktive und ehemalige Äbte vor.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand der landesübliche Empfang im Stiftshof statt, durchgeführt von der Schützenkompanie Stams und der Musikapelle Stams.
Hochrangige kirchliche und politische Vertretungen bei Festgottesdienst
Zur Abtbenediktion waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter des kirchlichen und politischen Lebens angereist. Aus dem kirchlichen Bereich feierten mit: Bischof Ivo Muser (Diözese Bozen-Brixen), Erzabt Korbinian Birnbacher OSB (Erzabtei St. Peter), Abtpräses Vinzenz Wohlwend OCist (Abtei Wettingen-Mehrerau), Abt Leopold Baumberger OPraem (Stift Wilten), Abt Maximilian Heim OCist (Stift Heiligenkreuz), Abt Philipp Helm OCist (Stift Rein), Abt Maksimilijan File OCist (Sittich), Abt Reinhold Dessl OCist (Stift Wilhering), Abt Peter Stuefer OSB (Stift Muri-Gries), Propst Bernhard Mayrhofer CSRA (Stift Vorau), Abt Philipp Kuschmann OSB (Kloster Marienberg), Altabt Raimund Schreier OPraem (Stift Wilten).
Die Länder Tirol und Südtirol waren vertreten durch Landeshauptmann Anton Mattle (Tirol), LH-Stv. Rosmarie Pamer (Südtirol), die beiden Alt-Landeshauptleute Herwig van Staa und Günther Platter (Tirol) und Alt-Landeshauptmann Alois Durnwalder (Südtirol).
Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori: Abt als guter Hirt aller
Bischof Hermann Glettler dankte in seiner Begrüßung Abt emeritus German Erd OCst für sein Engagement und seine Umsicht als Abt in den vergangenen beiden Jahrzehnten. Dem neuen Abt Cyrill Greiter OCist wünschte der Bischof Gottes Segen und verantwortungsvolles Handeln.
In seiner Predigt deutete Generalabt Mauro-Guiseppe Lepori die Ordensregeln der Benediktiner: „Der heilige Benedikt hat verlangt,, dass der Abt seine Vaterschaft, sein Lehren und sein Führen im Bewusstsein ausübt, dass er nichts anderes tun soll, als Christus selbst zu vertreten, der uns den Vater offenbart, der uns Worte des ewigen Lebens sagt und der der gute Hirte aller ist, vor allem aber der verlorenen Schafe.“
Mattle und Abt Cyrill: Dank an viele Helfer und Politik
Landeshauptmann Anton Mattle erinnerte in seinen Dankesworten, dass der scheidende Abt Germann Erd ihn in den vergangenen Jahren auf die Bedeutung vom Stift Stams auf die Gesellschaft von Tirol hingewiesen hat.
Dem neuen Abt wünschte Mattle Gottes Segen, einen glückliche Hand und die die richtigen Worte zu jedem Anlass. Im Namen des Landes überreicht Mattle Abt Cyrill OCist ein Brustkreuz.
Abt Cyrill bedankte sich bei den vielen Helfer:innen, die dieses große Fest möglich gemacht haben. Den Hauptzelebranten dankte er für die ermutigenden Worte und seinen Ordensoberen für die Begleitung der Abtwahl.
Ein besonderer Dank galt der Politik, die Stift Stams auch unterstützten, als sie „regelrecht kein Dach über dem Kopf hatten“. Die Politik habe eine Hochkultur mit geschaffen. Diese gelte es in eine Alltagskultur umzuwandeln.
Nicht zuletzt danke Abt Cyrill OCist Gott, der Stams reich beschenkt hat und er zeigte sich überzeug, dass Stams auch in Zukunft auf Gott bauen könne.
Keine Weihe, sondern Segnungsfeier
Benediktion kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet eine feierliche gottesdienstliche Handlung, mit der Personen oder Gegenstände gesegnet werden. Der Begriff wird im engeren Sinne auch für das dabei gesprochene Gebet verwendet. Auch wenn eine Abtbenediktion stark an eine Bischofsweihe erinnern kann, ist sie keine sakramentale Weihe, sondern eine Segnung. Der Benediktionsfeier steht bei den Zisterziensern üblicherweise der Generalabt vor. Der neue Abt erhielt während der Benediktion die Ordensregel sowie die Zeichen seines Amtes, Ring, Mitra und Stab. Das Brustkreuz wurde ihm bereits nach der Wahl übergeben.
Insignien mit Symbolwert
Im Rahmen einer Abtbenediktion nehmen Insignien eine wichtige Rolle ein. Sie sind symbolische Gegenstände, die dem Abt bei der Zeremonie überreicht werden und seine Aufgaben und Autorität innerhalb des Klosters darstellen.
Der Abtstab symbolisiert die pastorale Leitung und die spirituelle Führung der Gemeinschaft. Der Stab für den neuen Abt stammt aus dem Bestand des Stiftes Stams. Diesen erhielt Abt Bernhard Slovsa OCist. anlässlich der Basilikaerhebung im Jahr 1984 als Geschenk. Auch das Pektorale (Brustkreuz) für den neuen Abt ist von Abt Bernhard Slovsa OCist.
Der Ring des Abtes steht für die Bindung des Abtes an die klösterliche Gemeinschaft und seine Treue gegenüber Gott und der Kirche. Der Abtring wurde als Ehering des Großvaters von Abt Cyrill Greiter OCist. Angefertigt und bekommt nun eine neue Verwendung.
Die Mitra ist die traditionelle Kopfbedeckung und d symbolisiert die geistliche Würde und das Amt des Abtes. Die Mitra für den neuen Abt ist eine Neuanfertigung.
Der neue Abt
Cyrill Greiter OCist. folgt Abt German Erd OCist. als Vorsteher des Stift Stams nach. Der Zisterzienser ist 53 Jahre alt und war in den vergangenen Jahren in Untermais, Südtirol, als Seelsorger tätig. Der neue Abt im Stift Stams wurde am 29. März 1971 in Kramsach geboren. Er ist der jüngste unter drei Geschwistern. Greiter absolvierte die Glasfachschule in Kramsach, wo er 1991 maturierte. Noch im gleichen Jahr trat er im Stift Stams in den Zisterzienserorden ein. Nach den theologischen Studien and er Universität Innsbruck wurde er 1998 von Bischof Alois Kothgasser zum Priester geweiht. Anschließend wirkte er in der Jugendarbeit im Internat des Meinhardinums sowie als Seelsorger in den Pfarren Karres und Tarrenz. Seit 2008 war P. Cyrill in der zum Stift Stams gehörenden Pfarre Untermais in Meran als Seelsorger und Pfarrer tätig.

Predigt im Wortlaut
In seiner Regel für das monastische Leben verlangt der heilige Benedikt vom Abt, dass er Vater, Lehrer und Begleiter seiner Gemeinschaft sei. Wie ist das zu vereinbaren mit dem Evangelium, das wir eben gehört haben, in welchem Jesus fordert, dass niemand „Meister“, „Vater“ und „Lehrer“ genannt werde? Verlangt der Vater des abendländischen Mönchtums etwas, was gegen das Evangelium verstößt? Er, der gleich am Anfang seiner Regel uns auffordert, auf den Wegen des Herrn voranzuschreiten „unter der Führung des Evangeliums“ (RB Prol. 21)?
Es ist offensichtlich, dass nicht die Titel das Problem sind, sondern wie wir sie verstehen und brauchen. Jesus erinnert uns daran, dass wir nur einen Vater haben, den Vater im Himmel, und dass wir nur einen Lehrmeister und Anführer haben, Christus. Wenn wir dieses Evangelium hören, dürfen wir darin nicht gleich das Verbot sehen, gewisse Personen auf dieser Erde Vater oder Meister zu nennen. Wir sollen vielmehr dankbar und staunend die Frohe Botschaft aufnehmen, dass Gott unser Vater und der Sohn Gottes unser Meister und Begleiter auf dem Weg des Lebens sind.
Wir alle waren Waisen, wir waren verlassen; wir waren alle verloren, wir hatten niemanden, der uns den Weg des Lebens gezeigt und uns auf diesem Weg geführt hätte; wir waren Schafe ohne Hirten; wir waren blind, wir entbehrten des Lichtes, wir waren taub und konnten die Worte der Wahrheit nicht vernehmen. Und Jesus Christus ist gekommen uns zu suchen, er hat uns gefunden, er hat sich uns offenbart, er hat uns gerufen, er hat zu uns gesprochen und so unserem Leben einen Sinn, einen Weg, ein Ziel geschenkt. Nicht einen theoretischen Sinn, nicht einen theoretischen Weg, nicht ein theoretisches Ziel, nicht eine neue Philosophie; vielmehr den Sinn, den Weg und das Ziel, die darin bestehen, in lebendiger Beziehung zum Vater zu leben, der uns erschafft, und mit einem Meister und Begleiter, der in Person der Weg, die Wahrheit und das Leben unseres Lebens ist.
Wir sind keine Waisen mehr, weil wir einen Vater haben; wir sind nicht mehr verloren in der Finsternis, weil unser Meister und Begleiter Christus ist, der mit uns geht. Gott begleitet uns auf unserem Lebensweg, und das gibt uns Sicherheit. Der heilige Benedikt verkündet am Ende seiner Regel, dass „Christus uns alle miteinander zum ewigen Leben führt“ (RB 72,12), und dass wir zur Fülle der Wahrheit und Heiligkeit gelangen können (cf. RB 73,9).
Aber Jesus ermahnt uns, einen einzigen Vater im Himmel und einen einzigen Meister anzuerkennen, um uns auch darauf hinzuweisen, dass aus dieser Einzigkeit Gottes das Einssein unter uns hervorgeht. Die brüderliche Einheit der Söhne und Töchter des Vaters; die Einheit der Lehre und des Lebens, weil wir alle Jünger eines einzigen Meisters sind. Die Einheit unter uns, die Einheit in der Kirche, in unserer Gemeinschaft, aber auch die Einheit in der ganzen Menschheit ist nicht unser Werk. Sie ist Geschenk Gottes durch die Gnade des Heiligen Geistes. Das, was Gott in seiner unermesslichen Liebe für uns ist, eint uns in dem, was wir für IHN und unter uns sind. Der Vater macht aus uns Söhne und Töchter, und deshalb sind wir Brüder und Schwestern. Christus ruft uns, ihm als Jünger zu folgen, und das eint uns im einen Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Wenn wir jemanden auf dieser Erde Vater oder Meister oder Anführer nennen, müssen wir das im Licht dieser Gnade tun. So sah es auch der heilige Benedikt, denn er verlangt, dass der Abt seine Vaterschaft, sein Lehren und sein Führen im Bewusstsein ausübt, dass er nichts anderes tun soll, als Christus selbst zu vertreten, der uns den Vater offenbart, der uns Worte des ewigen Lebens sagt und der der gute Hirte aller ist, vor allem aber der verlorenen Schafe.
Wie jeder Hirte in der Kirche vertritt der Abt Jemanden, den er nicht ersetzen kann.
Wie ist das möglich? Nur, indem man tief mit Christus verbunden ist, indem man vor allem die Einheit mit ihm pflegt, ein Einssein in der Liebe: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ „Weide meine Schafe!“ (Joh 21,15.17).
Die Liebe jedoch, die uns mit Christus vereint, ist nicht nur ein Gefühl. Nachdem Jesus Petrus gefragt hat, ob er ihn liebe, und nachdem er ihm seine Herde anvertraut hat, sagt er: „Du folge mir nach!“ (Joh 21,19.22). Um Christus in der Gemeinschaft zu vertreten, muss der Vater, der Hirte und der Meister als Erster ihm folgen.
Wir können nicht mit Christus vereint bleiben ohne ihm zu folgen, ohne Schritt für Schritt hinter ihm herzugehen „unter der Führung des Evangeliums“ (RB Prol 21). Wenn wir dem Herrn folgen, stellen wir fest, dass die Einheit mit ihm zusammenfällt mit der Sendung, die er durch uns verwirklichen will. Ein Abt kann nicht Vater sein, ohne Sohn zu sein, er kann nicht Meister sein ohne zum Jünger zu werden, er kann nicht den Herrn vertreten, ohne demütiger Diener zu sein, der den Brüdern die Füße wäscht.
Jesus ist das Wort des Vaters, und ihm folgen heißt zuerst auf ihn hören. Der Abt muss der Erste sein, der sich die Regel vom ersten Wort an zu eigen macht, das im Grunde genommen gleich alle Worte der Regel und somit der Tradition der Kirche und folglich der Heiligen Schrift enthält und zusammenfasst: „Obsculta, o fili – Höre, mein Sohn!“ (Prol 1)
Das ist das Hören, das die Lesung aus den Sprichwörtern erwähnt: „Mein Sohn, wenn du meine Worte annimmst…“ (Spr 2,1). Das Hören auf den Herrn ist die einzige Voraussetzung, um gut zu leben, gut zu arbeiten, die uns anvertraute Aufgabe gut zu erfüllen. Denn das Wort Gottes ist ein Same, und wir sind die Erde, geschaffen ihn aufzunehmen, ihn in uns eindringen, keimen und Früchte tragen zu lassen.
Das Evangelium dieser Liturgie endet mit der Mahnung Jesu, die der heilige Benedikt, der heilige Bernhard und alle Zisterzienser sehr ernst genommen haben: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Mt 23,12)
Wir bilden uns immer ein, dass das Erhöhtwerden, das Christus uns verspricht, ein endgültiger Triumph sei wie in den Romanen und in den Abenteuerfilmen. Humilitas aber ist humus, ist Erde. Wann und wie erhöht sich die Erde? Wann und wie triumphiert die Erde? Gewiss nicht dadurch, dass die Erde selbst erhöht wird, sondern dadurch, dass der Same des Wortes Gottes Früchte trägt und fruchttragende Bäume wachsen lässt. Die Verherrlichung der Erde erfolgt durch die Fruchtbarkeit des Wortes Gottes in ihr, eine Fruchtbarkeit, deren Baum das Kreuz und deren Frucht das Leben ist, das für das Heil der Welt hingegeben wird.
Auch die Fruchtbarkeit eines Abtes, lieber Pater Cyrill, ist niemals ein persönlicher Triumph oder der der eigenen Gemeinschaft, es ist nicht der weltliche Erfolg dessen, was wir tun. Die Fruchtbarkeit des Reiches Gottes geschieht, wenn in der Erde, die wir sind, das Wort Gottes wie ein Same angenommen wird und durch die Gnade des Heiligen Geistes keimt, wie damals, als das Wort im Schoß der Jungfrau Maria Fleisch wurde, um die Frucht der Erlösung und des ewigen Lebens für alle hervorzubringen.

