Zur sozialen Marktwirtschaft gibt es keine Alternative

Bischof Scheuer mahnt im Tiroler Wirtschafts-Magazin WIA soziale Verantwortung der Unternehmer und Generationengerechtigkeit ein.

 Zur sozialen Marktwirtschaft gibt es keine Alternative. Das hat der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer in einem Interview für die aktuelle Ausgabe des Tiroler Magazins "Wirtschaft im Alpenraum" betont. Alle rein marktwirtschaftlichen Modelle hätten versagt und eine Austauschgesellschaft als Alternative zur Geldwirtschaft sei nicht realistisch, so der Bischof.

Er sei der Überzeugung, dass der reine Kapitalismus bzw. die reine liberale Marktwirtschaft Grenzen und Ordnungsprinzipien brauche, "damit die Schwächeren zu ihren Grundrechten kommen". Auch das unternehmerische Handeln müsse in die soziale Verantwortung genommen nehmen, unterstrich Scheuer: "Das Schlagwort hier heißt Corporate Social Responsibility." Zu einer ökosozialen Marktwirtschaft gehöre auch die Generationengerechtigkeit, sagte der Bischof. Gegenwärtige Generationen dürften nicht auf Kosten nachfolgender Generationen agieren.

Kritik, dass die Kirche seit dem Beginn der Wirtschaftkrise in den vergangenen drei bis vier Jahren zu wenig dazu gesagt hätte, ließ Scheuer so nicht gelten. So sei etwa in Tirol aus kirchlichen Kreisen eine durchaus starke Kritik an Wirtschaftstreibenden und Distanz laut geworden. Zugleich brauche es aber auch Wertschätzung für unternehmerisches Handeln, zumal dadurch Arbeitsplätze geschaffen würden.

Trend zu mehr Spiritualität 

Der Innsbrucker Bischof unterstrich weiters seine Erfahrung, "dass sich Verantwortungsträger aus der Wirtschaft, auch aus dem Bankwesen mehr der Spiritualität hinwenden". Es würden auch Geistliche als Vortragende bei Veranstaltungen der Wirtschaft eingeladen, um eine andere Sichtweise einzubringen. Manche Wirtschaftsverantwortliche gingen auch ins Kloster, um ihr Leben neu zu ordnen und Energien aufzutanken, so Scheuer: "Das ist durchaus ein Trend, der seit einigen Jahren festzustellen ist."

Zur wirtschaftlichen Situation seiner Diözese meinte der Bischof wörtlich: "Die Einnahmen aus den Kirchenbeiträgen sind in den letzten paar Jahren zwar nicht gesunken, aber auch nicht entsprechend den Wachstumsraten gestiegen. Das zwingt uns zu Überlegungen, weil wir ja keine Schulden machen können."

Frauen und Erwerbsarbeit 

Angesprochen auf die gesellschaftliche Entwicklung, dass Frauen immer stärker beruflich aktiv sind, während sie als Hausfrau und Mutter weniger Anerkennung erhalten, meinte der Bischof: "Grundsätzlich ist es wichtig, dass Frauen ihre Fähigkeiten ausleben." Er glaube aber nicht, "dass es immer der Wunsch der Frauen nach Verwirklichung ist, warum sie arbeiten gehen wollen". Oft würden die hohen Lebenserhaltungskosten Frauen dazu zwingen, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen.

Der Bischof unterstrich die Bedeutung von "verlässlichen Beziehungen und den Zusammenhalt in Familien". Die Familie sei eine "zentrale Keimzelle der Gesellschaft". Oft seien persönliche Krisen oder Beziehungskrisen mit beruflichen Krisen verbunden. Insofern sei es auch wichtig, "dass Arbeitgeber ihre Leute nicht im Stich lassen, wenn sie in Beziehungskrisen geraten sind und das Auswirkungen auf die Arbeit hat", forderte Bischof Scheuer.

Eine Meldung von http://www.kathpress.at

 

 

 

 

 

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