Zukunftsdialog: Orte Schaffen, wo Neues möglich wird

Wer Leben und Gesellschaft in eine bessere Zukunft führen will, muss viele Zwänge und Hindernisse aus dem Weg räumen. Aber ganz unmöglich ist es nicht. So lautet ein Resumee des ersten Zukunftsdialogs im Haus der Begegnung.

Das 50-jährige Jubiläum der Diözese Innsbruck hat sie im Haus der Begegnung zusammengeführt, um Fragen der Zukunft zu erörtern. Den Theologieprofessor Christian Bauer und die Erziehungswissenschaftlerin und Autorin Marianne Gronemeyer. Zum Auftakt einer Gesprächsreihe über Zukunftsfragen sprachen sie über die Möglichkeiten und Grenzen der Menschen, die Zukunft zu gestalten. Mehr als 70 TeilnehmerInnen folgten den  Kurzreferaten von Gronemeyer und Bauer und beteiligten sich anschließend an der Diskussion, moderiert von Bildungshausleiterin Elisabeth Anker.

Man könne Zukunft nicht isoliert von der Vergangenheit betrachten, so Bischof Manfred Scheuer in seinem Grußwort am Beginn der Veranstaltung. Entscheidend sei es, dass die Synthese zwischen Vergangenheit und Zukunft gelinge: "Keine Zukunft zu haben, ist ein Todesurteil. Und ein Mensch ohne Geschichte ist ein Niemand", so Bischof Scheuer.

"Was möglich ist, will wirklich werden" - mit diesem Zitat startete Marianne Gronemeyer ihren kurzen Impuls. Um gleich darauf zu verweisen, dass dieser Satz gerne missverstanden wird. Denn der moderne Mensch sei geneigt, statt dem "will" ein "soll" einzusetzen. So nämlich denke der planende Verstand, der meine, alles selbst in der Hand zu haben und die Zukunft nach seinen Vorstellungen gestalten zu können. "Der Macher will sich selbst lenken", so Gronemeyer. Das weltweite Geflecht aus Ökonomie, Technik, Bürokratie und Wissenschaft sei bereits so mächtig, dass alle Versuche, dieses System zu humanisieren, scheitern. Gronemeyer warnte eindringlich vor einer "Weltverbesserungsmaschinierie", die aus jeder Eigenart ein Manko mache und schließlich darin münde, alle Verschiedenheit und jedes Defizit auszumerzen. Dieser Vorstellung von der Machbarkeit stellte Gronemeyer die "poetische Überraschung des Ungeplanten" gegenüber. "Jeder soll sein Quäntchen Verschiedenheit beitragen zu unserer Gesellschaft", so Gronemeyer.

Während in Gronemeyers Statement die pessimistische Sicht auf die Zwänge der Ökonomie durchschien, machte sich der Theologe Christian Bauer auf die Suche nach Orten, an denen eine neue Zukunft durchscheint. Auch für ihn ist klar: "Wir haben die Steuerung der Zukunft nicht in der Hand. Das heißt aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen dürfen". Orte, an denen alternative Wege sichtbar werden, bezeichnete Bauer in Anlehnung an einen französischen Philosophen (Michel Focauld) als "Heterotopien". Das seien nicht Utopien ("mögliche Wirklichkeiten"), sondern "wirkliche Möglichkeiten": "Orte, an denen etwas anders läuft als gewohnt, wo anders gehandelt wird".

Bauer lud die ZuhörerInnen zu einem fiktiven Stadtrundgang durch Innsbruck ein, um an einigen Beispielen Orte zu zeigen, "wo eine andere Ordnung sichtbar wird". So dienten ihm etwa die umstrickten Kanonenrohre vor dem Zeughaus oder ein bunter Zebrastreifen als flüchtige Zeichen für das Aufscheinen einer anderen Wirklichkeit. Zum Schluss zeigte er ein Bild von Papst Franziskus, der einem jungen Menschen die Hand reicht: Ein Bild für die Möglichkeit einer anderen Zukunft auch für die Kirche, so Bauer: "Wo gibt es in unserer Gesellschaft Komplizen, die die selbe Hoffnung teilen". Eine andere Zukunft sei möglich, so Bauer, "wenn wir diese Menschen als Komplizen für die Sache Jesu suchen."

Zukunftsdialoge im Haus der Begegnung
Die Zukunftsdialoge greifen Themen auf, die zu Verzweiflung, Resignation und Angst führen können, oder auch zu Freude, Mut und Hoffnung Anlass geben können - je nachdem, wie wir die Veränderungen gestalten werden. Mit inspirierenden Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen laden wir ein zu einem Zukunftsdialog, der Entwürfe und Möglichkeiten für das Kommende in den Vordergrund stellt: Was wäre, wenn … wir mutige Entscheidungen in Gesellschaft und Kirche schon getroffen hätten?
Wir laden spannende und inspirierende Menschen ein und greifen Themen auf, die zu Resignation und Angst führen, oder auch Mut und Hoffnung geben können – je nachdem, wie wir die Veränderungen gestalten. Wir stellen Entwürfe und Möglichkeiten für das Kommende in den Vordergrund: Was wäre, wenn wir mutige Entscheidungen in Gesellschaft und Kirche schon getroffen hätten?
 
  

Die weiteren Termine: 

  • Mo 03.02.2014 - Engagement statt Gehorsam – eine zivilgesellschaftliche Kultur von Demokratie und Beteiligung. Mit Anneliese Rohrer und Wolfgang Palaver
  • Fr 21.03.2014 - Plant the Planet – Mit einer Idee die Welt verändern. Mit Felix Finkbeiner
  • Do 08.05.2014 - Sinn und soziale Phantasie – Kulturwandel in Unternehmen. Mit Sebastian Purps, Hannes Offenbacher
  • Juni 2014 - Genug für alle – Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit global denken und lokal verwirklichen. Mit Jean Ziegler

Fr 26.09.2014 - Wohlstand durch Teilen – Anders wirtschaften, Gemeingüterkultur.. Mit S. Helfrich, B. Kratzwald, M. Carli

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Diözese Innsbruck - Aktuell