Zahl der Kirchenaustritte im Jahr 2011 wieder zurückgegangen

Generalvikar Jakob Bürgler: "Trotz Rückgang der Austrittszahlen haben wir in der Diözese noch viel zu tun." Ein Ausblick auf 2012

Diözese Innsbruck: Deutlicher Rückgang bei Austritten um 34,53 %. Generalvikar Jakob Bürgler: Wir haben noch viel zu tun. Offener Umgang mit Kritik. Freude über Anstieg bei Wiedereintritten und Widerrufen. Ausblick 2012. 

Mit Stichtag 31.12.2011 beträgt die Zahl der Katholiken in der Diözese Innsbruck  395.855 (2010: 397.935, also – 0,52 %).

Die Krise  ­– nach dem Bekanntwerden von gewalttätigen Übergriffen und sexuellem Missbrauch im kirchlichen Bereich ­– führte 2010 zur gewaltigen Zahl von 5.832 Kirchenaustritten in der Diözese Innsbruck. 2011 sank die Zahl der Austritte auf 3.818 (- 34,53 %).

In einer Stellungnahme meint Generalvikar Jakob Bürgler: „Erfreulich ist für mich die positive Veränderung, obwohl die Zahl noch immer sehr hoch ist. Wir sind als Kirche gefordert, Wege des Vertrauens weiter aufzubauen. Danken möchte ich den vielen Menschen, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten verbunden bleiben.“

Anstieg bei Wiedereintritten und Widerrufen 

Einen leichten Anstieg verzeichnet die Diözese Innsbruck bei den Wiedereintritten und Widerrufen. 218 Frauen und Männer ( 9,09 %) traten wieder in die Kirche ein. 79 Personen widerriefen ihren geplanten Austritt. 12 Personen sind von anderen Konfessionen zum katholischen Glauben konvertiert.

„Diese Zahlen machen deutlich, dass Menschen – oft nach Gesprächen - merken, etwas zu verlieren, wenn sie die Kirche verlassen. Kirche bietet Heimat und den Suchenden einen Platz“, so Bürgler unter Verweis auf die Aktivitäten der Kirche für Menschen, die der Kirche den Rücken gekehrt haben.

Kirche gestaltet Gesellschaft und  Land positiv mit 

Bürgler: „Was die Kirche in Tirol an sozialer Beheimatung und Hilfe zum Leben einbringt, ist ein starker und unverzichtbarer Beitrag für die Gesellschaft und die Tiroler Identität. Die Menschen leben gern in diesem Land Tirol mit seiner besonderen Prägung, dessen soziales Zusammenleben nicht zuletzt durch kirchliche Traditionen mitgeprägt und gestaltet wird."

Bürgler sieht Chancen im offenen Dialog: „Damit wir Vertrauen zurückgewinnen, bedarf es eines offenen Umgangs mit Kritik. Als kirchliche Gemeinschaft müssen wir weiter spürbar machen, dass es uns um die engagierte und ehrliche Sorge um jeden Menschen geht.“

Dies könne in erster Linie durch offene und ehrliche Transparenz geschehen. Dieser ehrliche Dialog soll auch allen nachvollziehbar sein. „Wir werden daher die Neuen Medien verstärkt verwenden. Internet und Facebook werden immer intensiver genutzt. In wenigen Wochen werden wir einen regelmäßigen Newsletter mit vielen Informationen über die Kirche in Tirol allen Interessierten anbieten“, informiert Bürgler bei dieser Gelegenheit.

Viel gelernt aus „Missbrauchsjahr“ 

Das Jahr 2010 wirft weiter seine Schatten. „Wir haben viel gelernt aus dem Missbrauchsjahr: dabei sind unsere Aufgaben in diesem Bereich nicht weniger geworden. Die neu geschaffenen Strukturen im Umgang mit Opfern von Missbrauch ermöglichen unabhängiges und weisungsfreies Arbeiten in den Anlaufstellen. Anfragen werden sehr offensiv, ehrlich und rasch bearbeitet. Vor allem das konsequente Vorgehen haben die Menschen wahrgenommen. Das hat sicherlich wieder neues, vorsichtiges Vertrauen der Menschen geschaffen. Prävention wird verstärkt. Wert und Würde von Kindern und Jugendlichen sind ein besonderes Gut. Die Intensität von Kinder- und Jugendarbeit in den einzelnen Pfarren geben davon Zeugnis.“

Zweites Vatikanum - Jahr des Glaubens 

Nach den Worten von Papst Johannes XXIII. wollte das Konzil den katholischen Glauben unverfälscht und vollständig weitergeben, „ohne … abzuschwächen oder zu entstellen“, und sich dafür einsetzen, dass diese Lehre … in einer Weise erforscht und dargelegt werde, die unserer Zeit entspricht“ (Eröffnungsansprache 1962). „Als Prozess des Aufbruchs und der Öffnung auf den konkreten Menschen und die Gesellschaft hin bleibt das Konzil auch heute der Maßstab und Orientierungspunkt, wie wir als Kirche in Tirol den Weg der Erneuerung konkret umsetzen. Das ist ein Ziel des heurigen  Glaubensjahres und des Vorbereitungsprozesses auf das Diözesanjubiläum im Jahr 2014.“ In diesem Jahr feiert die Diözese Innsbruck ihr 50-Jahr-Jubiläum.

Pfarrgemeinderatswahlen 

Am 18. März finden in ganz Österreich die Pfarrgemeinderatswahlen statt. Der Pfarrgemeinderat ist ein starker Motor für Motivation und Verwurzelung in den Pfarrgemeinden. Viele Menschen übernehmen Verantwortung in den Pfarren ­ - im Sinne von geistlicher Nahversorgung in den Gemeinden. Zugleich ist der PGR ein Signal der Erneuerungsfähigkeit von Kirche. „Verantwortung ist von jedem Getauften in der Pfarre gefragt. Es gilt eine missionarische Kirche zu sein, also die Freude an unserem Glauben zu teilen“, so Bürgler.

Jugend sieht und denkt anders  

Ein kräftiges Lebenszeichen und gleichzeitig Glaubenszeugnis geben junge Menschen aus Tirol. Zahlreiche Jugendliche aus der Diözese waren 2011 unter anderem beim Weltjugendtreffen in Madrid und beim Taize-Treffen in Berlin.

Bereits zum sechsten Mal findet im Oktober 2012 die größte Jugendsozialaktion Österreichs „72 Stunden ohne Kompromiss“, ein Projekt der Katholischen Jugend in Zusammenarbeit mit Ö3 und youngCaritas, statt.  Allein in Tirol engagieren sich dabei rund 400 Jugendliche in zahlreichen Projekten für soziale, entwicklungspolitische oder ökologische Ziele. Bemerkenswert war die Facebook-Adventaktion, die von Jugendlichen der Innsbrucker Pfarre Allerheiligen mit täglichen Impulsen gestaltet wurde.

„Einen besonderen Akzent setzen wir in diesem Jahr mit dem Innovationsprojekt Jugend@Kirche. Bei diesem dotierten Wettbewerb werden Projektideen gesucht, die junge Menschen in kirchlichen Gruppen und Begegnungsräumen zusammenführen“, kündigt der Generalvikar an. Die genaue Ausschreibung erfolgt im Februar.

Danke an alle Kirchenbeitragzahler 

Finanzkammerdirektor Markus Köck: „Ein Vergelt's Gott von Herzen sagt die Diözese Innsbruck allen, die durch ihren Kirchenbeitrag die vielfältigen Leistungen der Kirche ermöglicht haben. So konnte wieder ein buntes Spektrum an kirchlichen Angeboten den Menschen in unserem Land zugänglich gemacht werden: Seelsorgliche Begleitung, soziales Engagement durch Rat und Hilfe, Bildung und Freizeitgestaltung, gesellschaftliche Orientierung und kulturelle Initiativen.Fast 1.000 Männer und Frauen sind auf dem Gebiet der Diözese Innsbruck in den unterschiedlichen Einrichtungen der Diözese, der Caritas und der Pfarren im kirchlichen Dienst beschäftigt - vom Krankenhaus über den Kindergarten bis hin zum Bildungshaus. Zu 75 Prozent werden diese Dienstleistungen mit dem Kirchenbeitrag finanziert.

Der 2011 erstmals eingeführte Frühzahlerbonus für den Kirchenbeitrag wurde hervorragend angenommen und steht auch 2012 wieder zur Verfügung. Ab 2012 ist der Kirchenbeitrag bis zu EUR 400 jährlich steuerlich absetzbar.“

Kirche im Wandel 

Bürgler: „Kirche befindet sich in einem großen Umwandlungsprozess. Ich bin mir sicher, dass Kirche auch in Zukunft eine große Rolle für gelingendes Leben spielen und ein wichtige Säule in der Gesellschaft und in Tirol darstellen wird. So wollen wir mutig und beherzt als Diözese Innsbruck den Weg weitergehen.“

Zahlen und Daten zu ganz Österreich finden Sie unter http://www.kathpress.at

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Zahl der Kirchenaustritte im Jahr 2011 wieder zurückgegangen