Wiederverheiratete: Papst ändert Protokoll bei Staatsbesuchen

Künftig sind bei Papstaudienzen laut einem Medienbericht auch die Ehepartner wiederverheirateter katholischer Staatsgäste zugelassen. Dazu der Theologe Jozef Niewiadomski: "Der Papst ermutigt dazu, ausgegrenzte Menschen stärker zu integrieren."

Künftig sind bei Papstaudienzen laut einem Medienbericht auch die Ehepartner wiederverheirateter katholischer Staatsgäste zugelassen. Papst Franziskus habe das Protokoll bei Staatsbesuchen gelockert, meldete das Internetportal "Vatican Insider" der italienischen Zeitung "La Stampa" unter Berufung auf Kreise des vatikanischen Staatssekretariats. Die dortige Protokoll-Abteilung wollte den Bericht am Donnerstag allerdings nicht bestätigen. Der Innsbrucker Theologe Jozef Niewiadomski bezeichnete derweil das Vorgehen des Papstes beim jüngsten Staatsbesuch des argentinischen Präsidenten Mauricio Macri, der mit seiner dritten Ehefrau, Juliana Awada, in den Vatikan gekommen war, als Ermutigung an die Kirche weltweit, ausgegrenzte Menschen stärker zu integrieren.

Bisher mussten die Ehepartner wiederverheirateter Geschiedener während des offiziellen Empfangs im Vatikan in einem anderen Raum warten und wurden erst nach der Audienz separat vom Papst begrüßt. Laut dem "Vatican Insider"-Bericht werden sie künftig auch zum obligatorischen Gruppenfoto mit dem Papst gebeten. Die Neuerung war erstmals am vergangenen Samstag beim Staatsbesuch Macris zu beobachten. Die Bemühungen des argentinischen Staatsoberhaupts, seine kirchenrechtliche Ehe mit seiner ersten Ehefrau zu annullieren, waren bisher erfolglos.

In der Vergangenheit hatte die Frage nach dem vatikanischen Protokoll bei wiederverheirateten Geschiedenen immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt. So war etwa der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy 2010 ohne seine zweite Ehefrau Carla Bruni zu Benedikt XVI. in den Vatikan gereist.

Der Bericht ließ offen, ob die neue Regelung auch für unverheiratete Paare gilt. Auch diese Fälle hatten bei Staatsbesuchen in früheren Jahren Fragen aufgeworfen. Beispielsweise hatte daraufhin der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck vor seinem Vatikanbesuch 2012 erklärt, er reise ohne seine Lebensgefährtin Daniela Schadt nach Rom.

Theologe: Papst will Integration 

Der Innsbrucker Dogmatiker Jozef Niewiadomski hatte bereits kurz nach der Macri-Audienz auf die offensichtliche Änderung der vatikanischen Regelungen hingewiesen. Die bisherigen Protokollbestimmungen für wiederverheiratete Geschiedenen würden "eine Form von Ausschluss" darstellen, gegen den sich die Bischofssynode im vergangenen Herbst ausgesprochen hatte, schrieb der Theologe in einem online veröffentlichten Kommentar im "Innsbrucker Theologischen Leseraum" der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck.

Niewiadomski zufolge ändere Franziskus durch sein Hinwegsetzen über die bestehenden Normen diese und mache "den nächsten Schritt auf dem Weg der Änderung des Verhältnisses der lehramtlichen Kirche zu den Ausgegrenzten". Durch sein Vorgehen würde der Papst auch Diözesen und Pfarren ermutigen, "ihrerseits konkrete Integrationsschritte zu setzen. Und sich weniger davon zu fürchten, dass man mit Integration 'Anstoß' erregt".

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Diözese Innsbruck - Aktuell