Weltreligionen verabschieden in Assisi Friedensappell

Mit einem "Nein zum Krieg" haben Vertreter aller Weltreligionen das Friedenstreffen in Assisi beendet. Friedensgebet im Innsbrucker Dom am Mittwoch, 5. Oktober.

In einem gemeinsamen Appell erteilten sie jeder Rechtfertigung von Krieg und Terrorismus im Namen der Religion eine Absage und bekannten sich zum Dialog. Zugleich riefen die geistlichen Oberhäupter die Regierenden auf, Konfliktursachen wie Machtgier und Waffenhandel, aber auch Armut und Ungleichheit zu beseitigen. Den Appell verabschiedeten Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomäus I. gemeinsam mit Rabbiner David Brodman aus Israel, dem Vizerektor der sunnitischen Al-Azhar-Universität in Kairo, Abbas Shuman, dem buddhistischen Patriarchen Koei Morikawa und anderen.

 

"Im Krieg sind alle Beteiligten Verlierer, auch die Sieger", heißt es in dem Dokument. Niemand könne sich auf Gott berufen, um Terrorismus, Gewalt oder Krieg zu rechtfertigen. "Ein Krieg im Namen der Religion richtet sich gegen die Religion selbst." Ausdrücklich beschworen die Religionsführer die politischen Verantwortungsträger auf, auch einer "Rache wegen vergangener Ereignisse" Einhalt zu gebieten. Der Friedensappell knüpft an eine Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1986. Das damalige Treffen begründete laut den Unterzeichnern einen "Pilgerweg", auf dem Religionsvertreter aus aller Welt seither den "untrennbaren Zusammenhang zwischen dem großen Gut des Friedens und einer glaubwürdigen religiösen Lebensführung" bekannten.

 

Vor der feierlichen Verlesung gedachten die Religionsführer schweigend der Opfer des Kriegs und des Terrorismus. Anschließend wurde der Appell von den geistlichen Oberhäuptern an Kinder übergeben, die das Dokument zu Vertretern der einzelnen Staaten bringen sollten.

Der Zeremonie auf dem Vorplatz der Basilika San Francesco in Assisi gingen Friedensgebete der einzelnen Glaubensrichtungen voraus. Die christlichen Konfessionen hielten eine ökumenische Andacht in der Kirche San Francesco. Währenddessen wurden die Namen aller Länder verlesen, die sich derzeit im Krieg befinden, und Kerzen für jedes von ihnen entzündet.

 

Papst-Schlussappell zur Ächtung fundamentalistischer Gewalt  

Papst Franziskus hat die Gläubigen aller Religionen zur Ächtung fundamentalistischer Gewalt aufgefordert. Jede Form von Gewalt sei eine Entstellung der Religion und widerspreche ihrem "wahren Wesen", sagte er am Dienstag zum Abschluss des Friedenstreffens der Religionen im italienischen Assisi. Wer die Religion dazu benutze, Gewalt zu schüren, handele gegen ihren "eigentlichen inneren Antrieb". "Allein der Friede ist heilig und nicht der Krieg", so der Papst in seiner Ansprache. Gläubige aller Religionen müssten sich "von den schweren Bürden des Misstrauens, der Fundamentalismen und des Hasses befreien" und Konflikte gemeinsam und friedlich lösen.

 

An die Glaubensführer appellierte der Papst, ohne Unterlass zu wiederholen, "dass der Name Gottes die Gewalt nie rechtfertigen" könne. Sie müssten zusammen mit allen Gläubigen "feste Brücken des Dialogs" und "kreative Vermittler des Friedens" sein.

 

Franziskus rief zugleich zum Dialog der Religionen auf. Die religiösen Traditionen seien verschieden, sagte er vor rund 500 Delegierten von einem Dutzend Glaubensgemeinschaften. Dies dürfe jedoch kein Grund für einen Konflikt, für Polemik oder "kalte Absonderung" sein. Leider habe man in der Geschichte oft gegeneinander gebetet. In Assisi hätten die Anhänger der verschiedenen Religionen hingegen ohne Synkretismus und Relativismus "nebeneinander und füreinander gebetet".

 

Wahrer Frieden bedeute Vergebung, Aufnahme und Bereitschaft zum Dialog, betonte der Papst weiter. Er sei stets Ergebnis von innerer Umkehr und Gebet und komme nicht durch Verhandlungen, politische Kompromissen oder wirtschaftliche Verträge zustande. Ebenso wenig dürfe er als "Strategie zur Absicherung" betrachtet werden.

 

Franziskus rief auch zum gemeinsamen Engagement der Religionen für Flüchtlinge und andere Notleidende auf. Sie müssten allen, die leiden, eine Stimme geben. Diese Tragödien dürften nicht in Vergessenheit geraten, forderte er. Der Aufruf Gottes an die Gewissen, der Schrei der Armen nach Frieden und die Erwartungen der jungen Generationen dürften nicht ungehört bleiben. Zudem ermahnte er den Einzelnen, seine persönliche Verantwortung für den Frieden wahrzunehmen. Der Frieden sei eine Werkstatt, "die allen offensteht, nicht nur Fachleuten, Gebildeten und Strategen", zitierte der Papst seinen Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005).

  

Diözese Innsbruck folgt weltweitem Aufruf zum Gebet von Papst Franziskus 

Papst Franziskus hat beim Angelusgebet am Sonntag, 18. September zum Gebet für den Frieden aufgerufen. Aus Anlass des interreligiösen Treffens in Assisi wiederholte er seinen Aufruf und lud ausdrücklich alle Gläubigen, Pfarren und Verbände dazu ein, für den Frieden in der Welt zu beten.
Die Diözese Innsbruck folgt diesem Aufruf des Papste und lädt gemeinsam mit der Gemeinschaft Sant’Egidio zu einem Friedensgebet in den Innsbrucker Dom.
Diözesanadministrator Jakob Bürgler wird diesem Gebet für den Frieden mit Durchschreiten der Jubiläumspforte am Mittwoch, den 5. Oktober 2016 um 14 Uhr vorstehen. 

Auf dem Bild ist die Basilika von Assisi zu sehen.
Bild: pixabay