Von der Familie lernen, wie Gott ist

In der Ehe und in der Familie wird nach den Worten des Südtiroler Moraltheologen Martin M. Lintner sichtbar, "wie dieser Gott ist". Kirchliche Ehe müsse als Mehrwert gegenüber anderen Beziehungen verständlich gemacht werden.

In der Ehe und in der Familie wird nach den Worten des Moraltheologen Martin M. Lintner sichtbar, "wie dieser Gott ist": Das hat der an der Hochschule Brixen lehrende Ordensgeistliche am Donnerstag bei der Priesterwallfahrt der Erzdiözese Salzburg in Maria Kirchental dargelegt. Thema des Seelsorger-Treffens, zu dem sich 70 Priester und Diakone mit Erzbischof Franz Lackner an der Spitze versammelten, war das Nachsynodale Apostolische Schreiben "Amoris Laetitia" von Papst Franziskus.

Die Kirche müsse den Familien das Evangelium "als eine frohe Botschaft verkünden, wie immer die Familie auch ist", betonte Lintner. Dabei sei auch Familie per se bereits ein "Evangelium", sei doch Gott im Sakrament der Ehe selbst heilswirksam gegenwärtig. Er werde, ähnlich wie die Erfahrung der Mystiker, in zwischenmenschlicher Liebe erfahrbar. "Um zu lesen, wie Gott ist, sind wir nicht auf Dogmatik-Bücher beschränkt. Wenn die Ehe ein Sakrament ist, so können wir auch die Ehepartner befragen und auf ihre Liebe, Treue, Gegenwart und ihr Verzeihen schauen", sagte der Experte.

 

Kirchliche Ehe müsse als Mehrwert gegenüber anderen Beziehungen verständlich gemacht werden 

Konkret auf die Mithilfe von Ehepaaren angewiesen sei die Kirche u.a. bei der Ehevorbereitung. Hier gelte es, den heiratswilligen Paaren "zu vermitteln warum sie heiraten sollen - nicht nur dass sie heiraten sollen", so Lintner. Das Sakrament müsse als Mehrwert gegenüber anderen Beziehungen verständlich gemacht werden, wozu es nicht ausreiche, nur die Erfahrungen des Priesters weiterzugeben. Auch für die Begleitung seien Ehepaare wichtig.

Ehe müsse als ein "Weg der Entwicklung" verstanden werden, sagte Lintner, der in seinem Referat eingehend auf den Umgang mit gescheiterten Beziehungen zu sprechen kam. Betroffene fühlten sich oft von der Kirche nicht angenommen und verstanden und würden sich entfremden. Wichtig sei, diesen Menschen gerecht zu werden - "und zwar nicht, indem man sie nur am Ideal misst", erklärte der Theologe, und weiter: "Wir dürfen nicht warten, bis die wiederverheiratet Geschiedenen kommen, sondern müssen uns fragen, wie wir Hindernisse überwinden können."

Der Papst und die Bischofssynoden hätten sich dieses Problems angenommen und festgestellt, "dass zur kirchlichen Lehre unbedingt der Aspekt der Barmherzigkeit gehört". Um wieder eine vollkommene Teilhabe am kirchlichen Leben zu ermöglichen, brauche es ein Differenzieren, eine Betonung des Gewissens des Einzelnen, "weil der Mensch im Gewissen mit Gott in Berührung kommt"; weiters auch die geistliche Begleitung, das Zulassen zum Bußsakrament sowie ein aktives Hineinführen in die Gemeinschaft der Pfarren.

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Auf dem Bild ist der Moraltheologe Martin M. Lintner zu sehen.
Moraltheologe Martin M. Lintner