Tirols „Bruder Polizist“
Ganz leger öffnet er die Klosterpforte bei den Kapuzinern in Innsbruck. Jeanshemd, helle Sommerhose und Schlapfen: Bruder Miro ist auf den ersten Blick kein Kapuzinerpater, wie man sich diese gemeinhin vorstellt. „Ich habe in meiner Seelsorgetätigkeit mit so vielen Menschen zu tun, für die ich keine Kutte benötige“, sagt Bruder Miro überzeugt. Und greift sich lächelnd an die Rippen. Und zeigt seinen Verband am Ellenbogen. „Erst gestern mit dem Mountainbike von der Arzler Alm runter gestürzt, aber das wird wieder.“
15 bewegte Jahre im Kapuzinerorden liegen hinter Bruder Miro. Der Sohn von kroatischen Gastarbeitern wurde in Salzburg geboren und hat vor dem Ordenseintritt als Koch und als Kundenbetreuer der Salzburger AG in Salzburg gearbeitet. Dort ist er auch in den Orden eingetreten. Es folgten Stationen in Feldkirch, Wiener Neustadt sowie das Studium in Münster, Innsbruck und in Israel.
Die Priesterweihe empfing Miro im Jahr 2013 im Dom zu St. Jakob in Innsbruck von Bischof Manfred. „Damals waren wir vier, seither gab es fast keine Priesterweihen mehr“, erklärt er mit merklichen Sorgenfalten.
Seit 2014 ist Bruder Miro für die Seelsorge in Tirols Justizanstalt Ziegelstadl zuständig. „Häftlinge können sich mit mir in Verbindung setzen, aber auch Beamte suchen öfters das Gespräch.“ Denn es brauche einfach die zwischenmenschliche Begegnung, um seelsorgerisch tätig zu sein. Ob er schon einmal tätlich von einem Gefangenen angegriffen wurde? „Ich wüsste mich zu wehren, ich habe eine Taekwondo-Ausbildung, habe das aber noch nie gebraucht.“
Bruder Miro ist im Orden neben der Erwachsenenbildung und in der klösterlichen Ausbildung auch im neuen Notfallseelsorge-Team der Diözese eingebunden. Seine Haupttätigkeit besteht aber derzeit im Besuch der Bezirks-Polizeiinspektionen, um sich als neuer Tiroler Polizeiseelsorger vorzustellen. „Ich bin überwältigt, welches große Wohlwollen ich bisher erfahren durfte.“ Um kurz darauf zu ergänzen: „Natürlich wird ein Priester zuerst kritisch beobachtet, das ist bei der Polizei nicht anders wie es damals im Ziegelstadl war.“
Die Arbeit bei der Polizei wurde ihm über die Diözese angeboten, der Posten ist seit 2013 nicht mehr besetzt. „Ich habe sofort zugesagt.“ Auch weil sein Opa bei der Polizei war und er gerne Menschen begleitet, die traumatische Erlebnisse hatten. Seine Aufgabe bei der Polizei sieht er nicht im Repräsentativen. „Dafür braucht es keinen Priester.“ Bruder Miro will den Tiroler Beamten in vielen Situationen ihrer schweren Arbeit einfach zur Seite stehen. „Ich bin guter Hoffnung, dass meine Tätigkeit gut angenommen wird.“ Und er blickt nachdenklich, in seinem Jeanshemd, Sommerhose und Schlapfen.
Tiroler Bezirksblätter, CR Sieghard Krabichler
