Theologische Fakultät ehrt Dogmatiker Niewiadomski

Mit einem Festakt aus Anlass seiner Emeritierung wurde an der Universität Innsbruck der Theologie-Professor Jozef Niewiadomski geehrt.

Niewiadomski, der seit 1996 an der Katholisch-Theologischen Fakultät Dogmatik lehrte und ihr von 2004 bis 2013 als Dekan vorstand, zählt zu den einflussreichsten theologischen Persönlichkeiten des Landes. Unter anderem leitet er das international viel beachtete FWF-Forschungsprojekt "Raymund Schwager - Dramatische Theologie". Im Rahmen des Festaktes an der Universität Innsbruck wurde Niewiadomski u.a. von Universitäts-Rektor Tilmann Märk das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse" überreicht.

Bischof Hermann Glettler würdigte das Werk Niewiadomskis als "Theologie mit Lebensrelevanz" und als eigene, unverkennbare theologische "Marke". Niewiadomski habe stets "als ganzer Mensch" Theologie betrieben - "wissenschaftlich und narrativ", so Glettler in seinen Begrüßungsworten weiter. Zugleich hoffe er, dass Niewiadomski auch künftig als Impulsgeber etwa in der diözesanen Fort- und Weiterbildung oder in der Studierendenbegleitung aktiv bleiben werde.

Von ihren je persönlichen "speziellen Niewi-Erfahrungen" berichteten bei dem Festakt weiters der Provinzobere der österreichischen Jesuiten, P. Bernhard Bürgler, sowie der Leiter des Innsbrucker Instituts für Systematische Theologie, Prof. Roman Siebenrock. Bürgler würdigte Niewiadomski als "begeisterten und begeisternden Lehrer"; Siebenrock unterstrich den den ereignishaften Charakter Niewiadomskis: Seine Vortragsgeschwindigkeit sei "Legende" - zugleich verdanke man ihm "so viele Momente gelungenen Lebens".

 

"Dramatisch! Eine Zwischenbilanz" 

Niewiadomski dankte für die Ehrung mit einem Abschlussvortrag, der theologische und biografische Aspekte unter dem Titel "Dramatisch! Eine Zwischenbilanz" verband. Darin unterstrich der Theologe die gesellschaftliche Relevanz dogmatischer Theologie: "Dogmatik steht im Dienst einer Kultivierung des Lebens" gegenüber einer dogmenfreien Kult-Religion, so der Theologe. So erweise die dogmatische Theologie immer dort ihre gesellschaftskritische Kraft, wo sie sich als "Gegenentwurf zu Rahmengeschichten der Marktlogik oder des ewigen Kreislaufs von Aufstieg und Fall" ausarbeite.

Damit sei zugleich auch das Grundanliegen der in Innsbruck im Anschluss an den früheren, 2004 verstorbenen Innsbrucker Theologen Raymund Schwager entwickelten "Dramatischen Theologie" benannt: Dieser Theologie gehe es darum, den Kreislauf von Empörung, Rache und Sündenbockmechanismen zu durchbrechen: "Dramatische Theologie verweigert die Reduktion der unaufhebbaren Spannung zwischen Erfahrungen der Lebenslust und des Lebensabbruchs in die scheinbar umfassende Dynamik von Aufstieg und Fall", so Niewiadomski. Es brauche heute genau solche "Perspektiven über Gericht und Hölle hinaus" - dies sei der Anspruch "Dramatischer Theologie", den er selbst weiter verfolgen werde.

Im Anschluss an den Vortrag wurde Niewiadomski außerdem eine Festschrift unter dem Titel "Dramatische Figuren des Glaubens" (Verlag Herder), herausgegeben von Mathias Moosbruger und Karin Peter, überreicht.

 

Biografische Notizen 

Jozef Niewiadomski wurde am 11. Februar 1951 in Polen geboren. Er studierte Philosophie und Theologie an der Katholischen Universität von Lublin sowie an der Universität Innsbruck. 1975 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Von 1979 bis 1991 war er bereits als Assistent von Raymund Schwager am Institut für Dogmatische und Ökumenische Theologie der Universität Innsbruck tätig. Von 1991 bis 1996 lehrte er Dogmatik an der Katholische Privat-Universität Linz; von 1996 bis zu seiner Emeritierung in diesem Jahr lehrte er als Professor für Dogmatik an der Universität Innsbruck. Von 2004 bis 2013 stand er der Katholisch-Theologischen Fakultät als Dekan vor.

Niewiadomski hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den "Skowyra-Jubiläumspreis" der Katholischen Universität in Lublin (2002) und den Wissenschaftspreis für außergewöhnliche Forschungsleistungen der Stiftung Südtiroler Sparkasse (2016). Seit 2014 gibt Niewiadomski die im Herder-Verlag erscheinende Reihe "Gesammelte Schriften" von Raymund Schwager heraus. Darüber hinaus ist Niewiadomski seit vielen Jahren Kolumnist des "Tiroler Sonntag".

Eine Meldung von www.kathpress.at 

v.l.n.r. Bischof Hermann Glettler, Dogmatiker Jozef Niewiadomski, Rektor der Universität Innsbruck Tilmann Märk, Dekan Josef Quitterer Bildnachweis: Diözese Innsbruck/Sigl