Theologe Lintner: "Doppelpass für Südtiroler? Bitte nicht!"
Die entstandene Debatte um einen Doppelpass gefährde die soziale Stabilität zwischen den Sprachgruppen in Südtirol, betonte er in einem Gastkommentar der "Tiroler Tageszeitung".
Lintner ist Mitglied des Servitenordens, lebt seit vielen Jahren in Wien und Innsbruck und lehrt Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. In seinem Kommentar unter dem Titel "Doppelpass für Südtiroler? Bitte nicht!" nahm er Bezug auf einen Plakataktion, mit der der Südtiroler Heimatbund in Wien für Aufsehen sorgt. "Süd-Tirol dankt Österreich für die Möglichkeit, bald schon wieder den Pass unseres Vaterland zu bekommen", ist auf den in der österreichischen Hauptstadt affichierten Plakaten zu lesen.
Er schließe sich diesem an die neue Regierung in Wien gerichteten Dank nicht an, betonte Lintner. Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher trete in der Doppelpass-Debatte "vollkommen zu Recht" auf die Bremse, so der Theologe. Gruppierungen wie dem Südtiroler Heimatbund gelinge es aber "mit Hilfe der neuen (österreichischen) Bundesregierung, die Südtiroler Politik vor sich herzutreiben".
Der Streit um den Doppelpass gefährdet aus Sicht Lintners potenziell das gesellschaftliche Zusammenleben in Südtirol. "Wir deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler sind in unserer kulturellen und sprachlichen Identität nicht mehr gefährdet wie unter dem Faschismus oder in den 60-70er-Jahren", hob er hervor, und weiter: "Lasst uns die immer noch prekäre Errungenschaft der sozialen Stabilität zwischen den Sprachgruppen in Südtirol nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen."
Auch der Brixener Bischof Ivo Muser hatte bereits zum Jahreswechsel davor gewarnt, das Zusammenleben der Sprachgruppen in Südtirol zu zerstören. Die Diskussionen um den Doppelpass hatte er als "völlig überflüssig" bezeichnet. Sie bewirkten "nichts anderes als eine Spaltung der Gesellschaft, wir reißen nur alte Wunden auf", meinte er in einem Zeitungsinterview.
Eine Meldung von www.kathpress.at
