Südtirols Bischof zu Flüchtlingskrise: Gemeinsame Lösung statt neuer Grenzen

Europa braucht angesichts der aktuellen Flüchtlingsproblematik gemeinsame Lösungen, aber keine neuen Grenzen: Das betont der Südtiroler Bischof Ivo Muser angesichts der Vorbereitungen zur Grenzkontrolle am Brennerpass.

Europa braucht angesichts der aktuellen Flüchtlingsproblematik gemeinsame Lösungen, aber keine neuen Grenzen: Das hat der Südtiroler Bischof Ivo Muser in einer am Mittwoch von der Diözese Bozen-Brixen verbreiteten Erklärung betont. 

"Grenzzäune, nationalstaatliche Interessen, die Unterscheidung zwischen uns und den anderen, zwischen Einheimischen und Fremden, schüren Ängste und bauen Barrieren in unseren Köpfen und Herzen auf", warnte Muser darin. Ausdrücklich sprach er die österreichischen Bauarbeiten für neue Grenzkontrollen am Brenner an. Er sorge sich dabei nicht in erster Linie um Nachteile für Wirtschaft und Tourismus, sondern um die geflüchteten Menschen, so der Bischof: "Ihr Schrei nach Hilfe - ihre Flucht ist nichts anderes! - verlangt unser offenes Ohr, unser offenes Herz."

Die Flüchtlingsströme seien "keine Welle für einige Monate, sondern eine Massenbewegung für Jahre", hielt Muser fest und pochte auf einen gesamteuropäischen Ansatz als Reaktion auf diese Entwicklung. "Entweder wir bewältigen diese Herausforderung gemeinsam oder wir scheitern daran", kritisierte Muser ein "Einigeln" einzelner EU-Staaten. Einfache Lösungen für die Flüchtlingsthematik gebe es nicht, für Europa insgesamt sei die Herausforderung in Sachen Flüchtlingshilfe aber "machbar", hob der Südtiroler Bischof hervor.

Die Geflohenen kämen aus Ländern, in denen ein Leben in Frieden und Freiheit nicht möglich sei, erinnerte er und rief zu verstärkter Hilfe in den Krisenregionen vor Ort auf. "Wenn Menschen in ihrer Heimat eine Zukunft erkennen könnten, würden sie sich nicht auf den lebensgefährlichen Weg in Richtung Europa machen", betonte der Bischof.

In Europa selbst gelte es, "sachlich und nüchtern" eine "nachhaltige Flüchtlingshilfe" samt zukunftsfähiger Integrationsmodelle aufzubauen. Muser dankte in diesem Zusammenhang all jenen Verantwortlichen in Kirche, Gesellschaft und Politik, "die besonnen, ohne populistische Sprüche und in der Haltung der Solidarität sich dieser Herausforderung stellen".

Ausdrücklich appellierte der Bischof an die Christen, sich um Menschen in Not zu kümmern. "Eine tragfähige Flüchtlingshilfe ist ein Gebot der Stunde, ein Gebot unseres Glaubens", so Muser. Gelebte Nächstenliebe sei die "Identitätskarte der Christen".

Wortlaut der Erklärung von Bischof Ivo Muser 

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Diözese Innsbruck - Aktuell