Sonntag der Weltmission: Wir sind alle Missionarinnen und Missionare

Missio und Welthaus der Diözese Innsbruck luden am 21. Oktober zur Feier des „Sonntag der Weltmission“. Eine Frage stand an diesem Tag zentral im Raum: Was ist meine Mission?

In Innsbruck wurde der „Weltmissionssonntag“ im Dom zu St. Jakob mit einem Gottesdienst der Pfarre St.Jakob, mit den missionierenden Orden und vielen Gläubigen gefeiert. Den Gottesdienst leitete Generalvikar Propst Florian Huber. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst unter dem Titel „Domchor goes Africa“.

 

Korabza: „Wir sind alle Missionarinnen und Missionare“ 

In seiner Predigt sprach der Innsbrucker Diözesan-Jungschar -und Jugendseelsorger Kidane Korabza die Mitfeiernden als „Missionarinnen und Missionare“ an. Er erklärte: „Heute darf Mission nicht mehr geographisch verstanden werden. Mission heißt Sendung und jede/r ist durch die Taufe berufen, den Glauben an Jesus Christus zu verkünden und zu bezeugen. Mission ist nicht die alleinige Aufgabe von speziell berufenen Menschen, sondern alle Frauen und Männer, die an Jesus Christus glauben, haben den Auftrag, dort, wo sie leben: in Familien, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz die Frohe Botschaft zu verkünden. Wir alle sind daher Missionarinnen und Missionare! Deshalb habe ich Sie, euch am Beginn als Missionarinnen und Missionare angesprochen.“

 

Mission geht immer von Jesus aus 

Korabza weiter: „Auch wenn man die Mission so verstehen würde, wie viele es früher verstanden haben, nämlich in ein fernes Land gehen und das Evangelium verkünden, ist Mission keine Einbahnstraße, wie man oft sagt. Mission ist geben und empfangen, schenken und beschenkt sein. Mission geht immer von Jesus aus. Er ist der erste Missionar. Jesus ist auf die Welt gekommen, er hat das Leben der Menschen geteilt, ihre Freude und ihr Leid. Die Mission Jesu ist daher das Fundament unserer Mission. Die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch unterwegs (AG 2). Sie ist nicht für sich selbst da, sondern hat einen Auftrag in der Welt. Sie hat die Aufgabe Jesu Werk fortzusetzen. Sie muss die tiefsten Fragen und Sehnsüchte der Menschen wahrnehmen und einen Dienst zum Aufbau einer gerechteren und solidarischeren Welt leisten. Wie nehmen wir unseren Auftrag als Missionarinnen und Missionare wahr?“

 

Äthiopien – ein Großteil der Bevölkerung von der wirtschaftlichen Entwicklung abgeschlossen 

Der Innsbrucker Seelsorger skizzierte auch die Situation aus seiner Heimat: „Das heurige Schwerpunktland des Weltmissionssonntags ist Äthiopien. Die äthiopischen Christen sind mehrheitlich orthodox. Die Katholiken machen kaum ein Prozent der Bevölkerung aus, sind jedoch stolz auf ihr urchristliches Erbe. Äthiopier glauben fest daran, dass die Bundeslade sich dort befindet und von einem Mönch bewacht wird. Das Land steht für eine reiche Kultur und Geschichte, für ein Leben zwischen Orient und Afrika, aber auch für fortdauernde Hungerkrisen und politische Konflikte, religiöse und ethnische Spannungen und eine dramatisch wachsende Kluft zwischen Arm und Reich."

Korabza weiter: „Das Bild des Westens von Äthiopien ist bis heute von der Hungersnot Anfang der 1980er-Jahre bestimmt. Seitdem hat sich vieles getan. Doch trotz des schnellen Wirtschaftswachstums gehört Äthiopien noch immer zu den ärmsten Staaten der Welt. Ein Großteil der Bevölkerung bleibt von der wirtschaftlichen Entwicklung abgeschnitten. Der Kampf gegen Leid und Elend ist eine Herausforderung auch für die katholische Kirche, die versucht einen Weg zwischen Tradition und Moderne zu finden, und durch Bildung und soziales Engagement Menschen zu helfen und ihnen ein Stück Heimat zu ermöglichen."

 

Begegnungen mit Menschen aus aller Welt bringen wichtige Impulse für eigenes Leben 

Abschließend zitierte Korabza aus dem Hirtenwort der österreichischen Bischöfe von 2015: „Mission ist ‚Verbundenheit‘ und Sich-nahe-sein als Schwestern und Brüder im Glauben an Jesus Christus. Dabei geht es nicht nur um das Teilen der materiellen Ressourcen. Wir sollen auch füreinander beten, aneinander denken, ja voneinander lernen! Aus den Begegnungen mit den Schwestern und Brüdern in aller Welt, deren Freude und Hoffnung Frucht ihres lebendigen Glaubenslebens sind, erhalten auch wir wichtige Impulse für unser eigenes Leben als Glaubende in der modernen Welt.“

 

Zur Person 

Kidane Korabza ist in Äthiopien geboren. Viele kennen den Priester von den Gottesdiensten im Innsbrucker Dom oder durch verschiedene Begegnungen. Der gebürtige Afrikaner lebt schon seit langem in Tirol. Er hat in Innsbruck studiert und war im Orden der Comboni Missionare. 2010 wechselte er in die Diözese Innsbruck und wurde im Dom zum Diakon und Priester geweiht. Seit 2016 ist Kidane, wie er überall angesprochen wird, Jungschar- und Jugendseelsorger der Diözese Innsbruck.

 

Kein „Coffee to go", sondern „Coffee to stay" – eine äthiopische Cafezeremonie
Nach dem Gottesdienst wurde am Domplatz zu einer traditionellen äthiopischen Kaffeezeremonie eingeladen. Diese ist im Kaffeeland Äthiopien eines der wichtigsten alltäglichen Ereignisse - kein „Coffee to go“, sondern „Coffee to stay". Dabei treffen sich Nachbarn und Familien, rösten den Kaffee, genießen den frischen Duft, lassen dazu Weihrauch aufsteigen und gießen dreimal eine kleine Tasse auf. Es werden Neuigkeiten ausgetauscht, wichtiger aber, wenn es zwischenmenschliche Probleme gibt, wenn die Gemeinschaft Aufgaben besprechen muss, wenn es Streit gibt - all das wird bei der Kaffeezeremonie beredet und es wird eine Lösung gefunden. 

 

Papst ruft „Außerordentlichen Monat der Weltmission“ für Oktober 2019 aus 

Eine neue Dynamik durch den von Papst Franziskus für Oktober 2019 vorgesehenen „Außerordentlichen Monat der Weltmission“ erwartet „Missio Österreich“. Wie Nationaldirektor P. Karl Wallner mitteilte, will der Papst damit "neue missionarische Initiativen" fördern und die Mission ins Zentrum stellen. Wallner sieht darin eine „riesige Chance“, die missionarischen Impulse von Franziskus in der Seelsorge konkret werden zu lassen.

Beim Treffen in Rom seien die Päpstlichen Missionswerke beauftragt worden, den „Außerordentlichen Monat der Weltmission“ in Zusammenarbeit mit den Bischöfen zu organisieren. Auch die Diözese Innsbruck wird sich schwerpunktmäßig mit einigen Initiativen an diesen Monat der Weltmission beteiligen.

 

 

GEDANKEN ZUM SONNTAG DER WELTMISSION 

  

In den Himmel ist keine Privatangelegenheit – der Sonntag der Weltmission auch nicht 

Am 21. Oktober feierte Kirche den „Sonntag der Weltmission". „Dieser Tag lädt uns nicht nur dazu ein, über die Mission im Herzen des christlichen Glaubens nachzudenken, sondern uns auch die Frage zu stellen: Was ist meine Mission?“ 

Am Anfang steht ein Geschenk, das weitergegeben werden will. Wir dürfen uns daran erinnern, dass „am Anfang des Christseins nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee [steht], sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“ (Benedikt XVI.). Am Anfang steht das Evangelium Jesu Christi.

Papst Franziskus sagt: „Der Sonntag der Weltmission ist eine günstige Gelegenheit, damit das missionarische Herz aller christlichen Gemeinden durch das Gebet, durch das Lebenszeugnis und durch die Gütergemeinschaft den schwerwiegenden und großen Erfordernissen der Evangelisierung nachkommt.“

Denn die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch; wäre sie dies nicht, dann wäre sie nicht mehr die Kirche Christi, sondern ein Verein unter vielen anderen, der sein Ziel bald erreicht hätte und dann verschwinden würde - gerade in einer untereinander immer mehr verbundenen Welt.