Schulreform: Ordensschulen mit großen Bedenken
Zentrale Kritikpunkte betreffen demnach die laut Luftensteiner zunehmende Ökonomiesierung des Bildungsbereiches, schuladministrative Vorgaben oder das angedachte neue Profil von Direktoren.
Bis jetzt seien die Direktoren immer die pädagogischen Leiter einer Schule gewesen, nun würden sie aber zum administrativen Leiter einer oder mehrerer Schulen. Das sei eine "gravierende Änderung" im Selbstverständnis, das von den Ordensschulen sehr kritisch gesehen werde, so Luftensteiner: "Eine der Stärken von Ordensschulen ist die sehr intensive Arbeit für und mit den Kindern. Uns kennzeichnet ein sehr starker personalorientierter Einsatz und nicht ein administrativer. Der Fokus auf dem Kind kann nur in der Beziehung gelingen. Beziehung geht aber nicht über Administration, Beziehung geht über Personen. Und dieser Wechsel macht uns ganz große Sorge."
Keine Ökonomisierung wie in öffentlichen Schulen
In den Ordensschulen dürfe es nicht zur gleichen Ökonomisierung wie in öffentlichen Schulen kommen, warnte Luftensteiner. Die große Frage sei, "wie können wir es schaffen, strukturell, organisationstechnisch, dass nicht die Damen und Herren, die den Rechenstift führen, die Entscheider über Schulqualität und Schulentwicklung sind, sondern dass es die Pädagoginnen und Pädagogen bleiben, die das Charisma des Gründerordens weiterverbreiten". Die katholische Privatschule habe die Chance, "wirklich auf das Kind, die Pädagogik und die Beziehung zu schauen".
Ein weiteres großes Thema, dass die Ordensschulen derzeit bewegt, sei der starke Rückgang an Ordensleuten. Die Arbeit und Verantwortung in den Ordensschulen liegt inzwischen fast ausschließlich bei Laien. Der Leiter des Bildungsreferates machte mit einigen Zahlen die dramatischen Veränderungen deutlich: Gab es 1997 in Ordensschulen noch 99 Direktorinnen und Direktoren, die Ordensleute waren, sind es 2017 nur mehr acht. Im Jahre 1954 seien 44 Prozent der Pädagoginnen und Pädagogen noch Ordensmitglieder oder Priester gewesen, heute sind es nur mehr einzelne, die in der Schule mitarbeiten können.
Luftensteiner dazu: "Wir beschäftigen uns intensiv mit der Frage, ob Ordensschulen ohne Ordensleute Zukunft haben. Und da kann ich sagen, dass wir ganz fest daran glauben." Voraussetzung dafür sei freilich, das das jeweilige Ordenscharisma in einer Ordensschule vielfältig sichtbar und lebendig bleiben müsse. "Religion muss eine zentrale Rolle spielen auf einer Ordensschule", so Luftensteiner wörtlich.
Das jeweilige Ordenscharisma könne in zwei Formen weitergetragen werden: "Entweder in Form der Ordensfrau oder des Ordensmanns, oder sehr wohl auch durch Laien, die sich diesem Charisma verpflichtet fühlen und es weitertragen."
Exakt 50.158 Schülerinnen und Schüler besuchen im aktuellen Schuljahr eine Ordensschule, wie die Ordensgemeinschaften vor wenigen Wochen bekanntgegeben haben. Neben jenen Kindern und Jugendlichen, die eine der 234 Schulen in Trägerschaft eines Ordens besuchen, kommen weitere 22.239, die eine kirchliche Schule in Trägerschaft der Diözesen besuchen. In Summe macht dies 72.397 Schüler in den katholischen Privatschulen.
Eine Meldung von www.kathpress.at