Scheuer zur Priesterinitiative

Bischof Manfred Scheuer nimmt Stellung zur "Priesterinitiative": Kritik ist konstruktiv zu deuten, sie kommt aus der Leidenschaft zum Evangelium.

Bischof Manfed Scheuer äußerte sich in der Tiroler Tageszeitung zur "Priesterinitiative". dibk.at bringt den gesamten Wortlaut der Stellungnahme. 

"Grundsätzlich möchte ich die teilweise auch heftig formulierte Kritik konstruktiv deuten, wenn und weil sie aus einer Leidenschaft für das Evangelium, für die Kirche und auch für den Priesterberuf heraus formuliert ist. Und es sind tatsächliche Nöte und Sorgen um das Leben der Pfarrgemeinden, um die Lebenskultur von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern, um die Seelsorge für Menschen an den Knotenpunkten und auch an den Brüchen ihres Lebens, die ich wahrnehme. Den pastoralen Nöten der Kirche müssen wir ohne Harmonisierung und Verdrängung begegnen.

Bei uns in der Diözese Innsbruck hat die Kirche unzählige lebendige Zellen. Zwischen den einzelnen Gruppen in der Kirche gibt es über den weiteren Weg nicht einfach Konsens, sondern durchaus Spannungen, die nicht leicht harmonisierbar sind, ausgehalten werden müssen, um schließlich auch einmal fruchtbar zu werden. Weder ist ein Gleichheitszeichen zwischen „Kirchen­krise“ und „Gotteskrise“ angebracht noch ist die Leugnung eines Zusammenhangs im Recht. Die Kirchenkrise ist eine Vertrauenskrise, die Folgen hat für die Glaubwürdigkeit des Redens von Gott. Es kommt ja – auch - auf die Kirche an, um Gott in dieser Welt zur Sprache zu bringen.

Angesichts des Priestermangels dürfen wir auch dankbar wahrnehmen, dass die Seelsorge nicht nur den Priestern und Diakonen, sondern amtlich auch vielen Hunderten Frauen und Männern aufgetragen ist, die als Pastoralassistentinnen und –assistenten, in der Caritas oder im Religionsunterricht oder in Pfarrsekretariaten seelsorglich tätig sind. Darüber hinaus wirken viele Tausende Christen seelsorglich ehrenamtlich in Familien, Pfarrgemeinderäten und anderen Gemeinschaften. In der Kirche ist nicht nur dann etwas wertvoll, wenn ein Priester dabei ist. Ich bin den Priestern in unserem Land sehr dankbar für ihr Zeugnis und für ihre Arbeit. Ihr Dienst ist unverzichtbar. Ich hoffe, dass sich wieder mehr junge Menschen für den Priesterberuf entscheiden. Ebenso unverzichtbar ist für uns die Einheit und Verbundenheit mit der Weltkirche. Dies gilt in der Caritas, d.h. für die internationale Solidarität, aber auch für die sakramentale Ordnung der Kirche wie in der Ämterfrage." 

Manfred Scheuer, Bischof von Innsbruck 

bischof2_internet_1.jpg
Scheuer zur Priesterinitiative