Scheuer bei Sommerakademie in Kremsmünster

Bischof Scheuer bei der 13. Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster

Zu einer "solidarischen Zeitgenossenschaft" hat der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer am Freitag zum Abschluss der 13. Ökumenische Sommerakademie im Stift Kremsmünster aufgerufen. Angesichts einer um sich greifenden gesellschaftlichen Apathie sei daran zu erinnern, was das Zweite Vatikanische Konzil forderte. Es dürfe "kein Heraushalten aus der Zeit" geben, so Scheuer bei einer Podiumsdiskussion: "Wer müde ist, ist nicht wach für das Schreien der anderen."

Christliches Handeln in der Welt kämpfe immer auch mit Ohnmachtserfahrungen, räumte der Bischof ein. Eine zentrale Herausforderung an die Kirche sei, den Anderen als Anderen wahrzunehmen und anzuerkennen. Alle Beiträge gegen die Vereinsamung, die Angst, die Traumatisierung und die Entwurzelung seien Konkretisierungen dieses Auftrags.

Fremdendiskussion nimmt das wirkliche Leid aus dem Blickfeld 

Auf die aktuelle Debatte des Fremdenrechts in Österreich brach Diakonie-Direktor Michael Chalupka die Diskussion herunter. Das Fremdenthema sei in den vergangenen Jahren "das Konfliktthema unserer Gesellschaft" gewesen - nie jedoch sei es ein Konfliktthema in bzw. für die Kirchen gewesen, so Chalupka. Dabei habe man im gesellschaftlichen Diskurs das Thema enggeführt auf Sicherheitsfragen. Damit sei die Not der "Fremdheit" aus dem Blick genommen worden, etwa das Leid der Menschen in Schubhaft oder das Leid der von den neuen Gesetzen gegen das Betteln Betroffenen. Die Kirche habe eine wichtige Funktion, dies in seiner ganzen Breite zu reflektieren, so Chalupka.

"Vokabel" Gott löst weitgehend Befremden aus 

Der Kölner Theologen Prof. Hans-Joachim Höhn erinnerte, dass die "scheinbar vertraute Vokabel Gott" heute weitgehend nur mehr "Befremden" auslöse. Als Gegenstand der Moralbegründung oder als wissenschaftliche Arbeitshypothese habe man längst von Gott Abschied genommen.

Wolle man "die Vokabel Gott" heute retten, so bedürfe es daher eines neuen Zugangs. Dieser könnte laut Höhn in "Grundlosigkeit" als "Gegenbegriff zu Verzweckung und Instrumentalisierung" liegen.

Es gehe dabei um eine existenzielle Grunderfahrung, der zufolge "das, was den Mehrwert unseres Daseins ausmacht, jenseits des Berechenbaren, des Zwecks" liege. Somit könne man sagen, dass die Gotteserfahrung gerade dort beginnt, wo das Fremde, Unberechenbare, Andere wartet.

Veranstaltet wurde die Sommerakademie vom ORF Oberösterreich gemeinsam mit den Religionsabteilungen des ORF (TV, Radio), dem Ökumenischen Rat der Kirchen, der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz, dem Evangelischen Bildungswerk Oberösterreich, der Linzer "Kirchenzeitung", dem Stift Kremsmünster und dem Land Oberösterreich.

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Scheuer bei Sommerakademie in Kremsmünster