Scheuer: Migration braucht politischen Dialog und das Teilen von Reichtum

Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni erinnert Bischof Manfred Scheuer an biblische Werte wie Gastfreundschaft und Recht auf Asyl. Ökumenischer Gedenkgottesdienst am 18. Juni um 19 Uhr in der Innsbruck Kapuzinerkirche.

Anlässlich des Internationalen Weltflüchtlingstages am 20. Juni erinnert Caritasbischof Manfred Scheuer an die biblischen Werte und Traditionen wie Gastrecht, Asylrecht und Gastfreundschaft. Die Gesellschaft von heute dürfe diese Werte nicht verdrängen, sondern offen ansprechen. Bischof Manfred Scheuer: "Schon das 20. Jahrhundert wurde als das 'Jahrhundert der Flüchtlinge' bezeichnet. Migration aber ist ein Phänomen, das die Menschen von Beginn an begleitet. Die häufigsten Gründe von Migration sind Vertreibung, Unterdrückung, Kriege, ökologische Katastrophen, demografische Entwicklung usw. Es zeichnet sich ab, dass Migration extrem zunehmen wird und ihre Auswirkungen eine große Herausforderung aber auch Chance darstellen. Migration braucht den politischern Dialog zwischen Aufnahme- und Herkunftsstaaten ebenso wie das „Teilen von Reichtum“, den Verzicht auf einen Teil des Wohlstandes aus internationaler Solidarität. Diese Zeichen der Zeit nicht wahrzunehmen, nicht ernst zu nehmen oder gar zu verdrängen könnten katastrophale Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen in unserem Lande haben. Viele Situationen der Gewalt unter denen Menschen heute leiden, haben ihre Wurzeln im Unverständnis und auch in der Ablehnung der Werte und der Identität anderer Kulturen. Solche Situationen könnten oftmals durch eine bessere gegenseitige Kenntnis überwunden werden."
Scheuer verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen: "Darin heißt es ausdrücklich:: 'Jeder Mensch hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen sowie in sein Land zurückzukehren' (Art. 13, Absatz 2).
 
Gastfreundschaft von Gott aufgetragen
Scheuer sieht einen klaren Auftrag in der Bibel: "Von Gott her ist uns die Gastfreundschaft aufgetragen. Gastrecht, Asylrecht und Gastfreundschaft sind für die biblische Tradition insgesamt von entscheidender Bedeutung. Weil der Mensch nur Gast auf Erden ist (Ps 119,19; Phil 3,20; Hebr 13,14), soll er andere, die als Fremde zu ihm kommen, gastfreundlich aufnehmen. Im biblischen Verständnis ist es Gott selbst, der an die Tür klopft (Offb 3,20). Und 'vergesst die Gastfreundschaft nicht' (Hebr 13,2). Der Gastgeber als auch der Gast sind Gebende und Nehmende, Schenkende und Beschenkte.
 
Scheuer hebt die Krisenherde Irak und Syrien hervor
Bischof Scheuer sieht noch viel Handlungsbedarf für die Krisenherde Irak und Syrien: „Die Solidarität Österreichs mit den letzten Christen im Irak muss bestehen bleiben, damit diese in ihrem Heimatland Zukunft haben. Die Situation, in der sich die Christen befinden ist dramatisch, ich hoffe aber sehr, dass das christliche Zeugnis im Irak lebendig bleibt", so Scheuer, der sich vor rund einem Jahr persönlich ein Bild im Irak machen konnte. Die Menschen, von denen viele stark traumatisiert und mehrfach entwurzelt sind, bräuchten unsere Unterstützung und das Gefühl, nicht vergessen zu sein. 

Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Kapuzinerkirche
Aus Anlass des Weltflüchtlingstages laden Vertreter verschiedener christlicher Konfessionen am Mittwoch, 18. Juni um 19 Uhr zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in die Kapuzinerkirche (Kaiserjägerstr. 6, Innsbruck). Das Gedenken gilt im Besonderen jenen vielen Flüchtlingen, welche die riskante Reise nach Europa nicht überlebt haben. Dem Gottesdeinst vorstehen werden Superintendent Mag. Olivier Dantine (Evang. Kirche Salzburg-Tirol), Kooperator MMag. Kidane Korabza (Römisch-katholische Kirche), Pfarrer Dr. Meinrad Schumacher (Altkatholische Gemeinde) und Pfarrer Dipl. Theol. Vidoslav Vujasin (Serbisch-orthodoxe Kirche).
 
Österreichische Bischöfe rufen für Mittwoch, 18. Juni zu einem besonderen „Tag des Gebets und des Fastens“
Die österreichischen Bischöfe rufen die Gläubigen für Mittwoch, 18. Juni zu einem besonderen "Tag des Gebets und des Fastens" im Gedenken an die dramatische Situation der Menschen im Irak auf. Mit "Betroffenheit und dem Gefühl der Ohnmacht" verfolge man das grausame Vorgehen der Terrormiliz ISIS, heißt es in einer "Kathpress" vorliegenden Erklärung der Bischöfe, die derzeit in Mariazell ihre Sommervollversammlung abhalten.
 
Weltflüchtlingstag der UNCHR gedenkt der 42,5 Millionen Flüchtlinge
Die UN-Vollversammlung hat den 20. Juni zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge ausgerufen. Dieser Tag wird in vielen Ländern von Aktivitäten und Aktionen begleitet, um auf die besondere Situation und die Not von 42,5 Millionen Flüchtlingen aufmerksam zu machen. Der Weltflüchtlingstag ist den Flüchtlingen, Asylsuchenden, Binnenvertriebenen, Staatenlosen und RückkehrerInnen auf der ganzen Welt gewidmet, um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen.
 
Motto 2014: Jeder Flüchtling hat eine Geschichte
Wenn UNHCR wie jedes Jahr am 20. Juni 2014 die aktuellen Flüchtlingszahlen veröffentlicht, sind wieder traurige Negativrekorde zu erwarten. Durch Krieg und Gewalt in Syrien, Zentralafrika und anderswo wird wieder von Höchstständen bei Binnenvertriebenen, Flüchtlingen und Asylsuchenden zu berichten sein. Doch in der Debatte um Zahlen und Kontingente werden häufig die Menschen hinter den Zahlen und ihre persönlichen Geschichten vergessen.
 
Weltweit sind weit über 40 Millionen Menschen auf der Flucht - manche sind Flüchtlinge, andere suchen Asyl oder sind durch Konflikte in ihrem eigenen Land vertrieben worden. Doch jeder hat eine eigene Geschichte; Geschichten von Gewalt und Verlust, aber auch von Mut und Hoffnung. Das sind 40 Millionen Geschichten, die es sich zu erzählen lohnt, denn jede ist einzigartig.
 
Zum Weltflüchtlingstag 2014 startet UNHCR deshalb eine Kampagne, die die Erlebnisse von Flüchtlingen in den Mittelpunkt rückt. Dazu hat UNHCR stories.unhcr.org/de eingerichtet. Ein Portal auf dem die Geschichten von Flüchtlingen gesammelt und weitererzählt werden können. Der Weltflüchtlingstag 2014 bietet UNHCR eine wichtige Plattform, um die Öffentlichkeit für Flucht und Asyl zu sensibilisieren.
  

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Diözese Innsbruck - Aktuell