Scheuer: Diözese Linz andere Anforderung an Bischof als Tirol

Neuer Linzer Bischof bei Begegnung mit Medienvertretern: Entscheidungen erfordern "intensives Hinhören" - Reihe von Begegnungstreffen mit Mitarbeitern geplant

Manfred Scheuer sieht sich als neuer Linzer Bischof auf andere Weise gefordert als zuvor in Innsbruck, und zwar mehr als bisher in der "seelsorglichen und spirituellen Dimension": Viele Menschen in seiner neuen Diözese würden von ihm rasche Entscheidungen erwarten, was ein "intensives Hinhören" nötig mache, erklärte der im Jänner nach Linz gewechselte Bischof am Dienstagabend vor Medienvertretern im Bischofshof. Umsetzen werde er dies in den nächsten Monaten in zehn Begegnungsnachmittagen - jeweils mit einer kurzen Wanderung, Austausch, Eucharistiefeier und Agape - mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Regionen.

Scheuer sprach von einer noch andauernden Einarbeitungsphase, in der er darum bemüht sei, an seinem neuen Einsatzort in den Rhythmus zu kommen und die Menschen mit ihren Aufgaben sowie die Arbeitsabläufe kennenzulernen. Seine ersten Wochen in Linz seien geprägt gewesen von Begegnungen mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Arbeitswelt, von Treffen mit Vertretern der Ökumene und des Judentums sowie einer neuntägigen Reise nach Äthiopien.

 

Freude und Vorbehalte zum Empfang 

Dankbar äußerte sich Scheuer für die "Atmosphäre des Wohlwollens und der Freude", die ihm in Linz entgegengebracht werde; es hätten sich jedoch auch bereits viele gemeldet, "die diese Gefühle nicht teilen können. Auch das gehört zum Bischofsamt." Der Bischof mache jedoch nicht alleine die Kirche, wie manchmal der Eindruck erweckt werde; seine Aufgabe sei eher das Zusammenhalten, Zusammenführen, Hinterhergehen und Begleiten. "Auch das Vorangehen ist bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten nicht immer ratsam - manche bleiben dann stehen oder nehmen einen anderen Weg", erklärte Scheuer.

 

Zumal der Neuanfang "viel Energie" beanspruche, seien bei der Bischofskonferenz Anfang März die Verantwortungsbereiche auf Österreich-Ebene umverteilt worden. Scheuer ist nun für die Bereiche Ökumene und Kontakte zum Judentum, Pax Christi, MIVA, für das Mauthausen Komitee, den Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus sowie für Pro Scientia zuständig.

 

Rückblickend auf seinen Wechsel von Innsbruck nach Linz sprach Scheuer von einem "abrupten" Übergang, "eine Sabbatzeit dazwischen war mir nicht gegönnt". Seither versuche er, sich einerseits von Tirol "abzunabeln", weshalb er seit der Amtseinführung im Jänner erst zweimal zu Terminen dort gewesen sei. Von regelrechten "Entzugserscheinungen" sprach er bei seiner Leidenschaft, Skitouren zu gehen; statt normalerweise bis zu 35 Touren habe er in diesem Winter erst sechs, sieben unternehmen können.

Zu seiner neuen Unterkunft im Bischofshof im Linz erklärte Scheuer, das unter Denkmalschutz stehende Haus sei für das Arbeiten und Wohnen nicht förderlich. Aus Zeitnot stünden seine Bücher noch in Schachteln in den Gängen, weshalb für den Bischofshof gelte: "Schlafen ja, wohnen noch nicht."

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