Requiem in Stams für Otto von Habsburg

Bischof Scheuer bei Requiem im Stift Stams: Otto von Habsburg hat stets das Gemeinwohl, Friede, Sicherheit und Gerechtigkeit im Blick gehabt.

Diözesanbischof Manfred Scheuer feierte in Tiroler Stift Stams in Konzelebration mit den Äbten German Erd OCist und Raimund Schreier OPraem ein Requiem für den verstorbenen Kaisersohn Otto von Habsnurg. Scheuer: "In die Lebensgeschichte von Otto von Habsburg hat sich die Geschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben"  

Als "Brückenbauer, geografisch, ideologisch und auch zeitlich" hat der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer den verstorbenen Otto von Habsburg gewürdigt. Auch wenn man ihm "nicht in allen Einschätzungen und Entscheidungen Recht geben" müsse, so müsse man ihm doch zugute halten, dass er in seinem politischen Wirken stets das Gemeinwohl, Friede, Sicherheit und Gerechtigkeit im Blick hatte, unterstrich Scheuer bei einem Requiem für Habsburg am Sonntag im Tiroler Stift Stams. Damit habe der Verstorbene sich ganz die von der Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil formulierten Prinzipien des Politischen zu eigen gemacht. In Stams befinden sich in der Fürstengruft Reliquien des seliggesprochenen Kaisers Karl I., des Vaters des Verstorbenen.

Ausdruck fand dieses Politikverständnis laut Scheuer etwa in Habsburgs Einsatz für die europäische Einigung. So habe er "nicht in den Grenzen der Nationalstaatlichkeit und schon gar nicht in den Festungen der Ideologien gedacht", sondern versucht, "in einer Zeit des geschichtlichen Umbruchs (...) Politik neu zu überdenken", zitierte Scheuer aus einer Ansprache Habsburgs vor dem Europäischen Parlament am 13. Jänner 1997.

Beispiele für dessen Engagement seien etwa das von ihm initiierte "Paneuropäische Picknick" nahe Sopron am 19. August 1989: "Das war die Öffnung des Eisernen Vorhangs und der Beginn des Falls der Mauer." Ein weiteres Beispiel sei aber die Teilnahme des Verstorbenen am "Mitteleuropäischen Katholikentag" 2004 in Mariazell. Damals resümierte dieser nach dem Festgottesdienst:

"Dafür habe ich gelebt."  

Schließlich skizzierte Scheuer den Verstorbenen als komplexe Persönlichkeit, die in einer mehrfachen Spannung lebte: "In der positiven Spannung zwischen der Einwurzelung in der Heimat und einer universalen Perspektive, die sich nie schließt; in der Spannung zwischen Beheimatung und Exil; in der Spannung zwischen Individuum, Einzelpersönlichkeit mit Originalität". In seiner Lebensgeschichte habe sich so "die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit den traumatischen Erfahrungen der Kriege und der Flucht, mit seinen Barbareien und mit den Erfahrungen des Exodus, aber auch mit den Wegen in die Freiheit, eingeschrieben."

Bei all dem habe Otto von Habsburg "nicht resignativ in einer verklärten Vergangenheit Zuflucht gesucht", auch sei er nicht "mit Moden geschwommen", vielmehr habe er "Verantwortung übernommen, Widerstand geleistet zuerst gegen den Nationalsozialismus und dann gegen den Kommunismus", so Scheuer. Wenn sich Österreich von Otto von Habsburg verabschiede, so verabschiede es sich daher von einem "großen Menschen, einem großen Politiker und Intellektuellen, Österreicher und Europäer von herausragendem Format, Ehrenbürger mit Heimatrecht in vielen Tiroler Gemeinden".

Die Familie wurde in Stams vom Sohn des Verstorbenen, Karl Habsburg, und dessen Bruder Georg vertreten. An der Spitze der Landesregierungen aus Bozen und Innsbruck waren die Landeshauptleute Günther Platter und Luis Durnwalder, sowie Landtagspräsident Herwig van Staa. In der Basilika waren Abordnungen von Tiroler Schützen-, Kaiserjäger- und Kaiserschützenabordnungen sowie Chargierte des Tiroler Mittelschülerverbandes und der Katholisch-österreichischen Landsmannschaft Ostaricia Innsbruck. hkl/fam http://www.kathpress.com

Zu den Trauerfeierlichkeiten für Otto von Habsburg publiziert "Kathpress" ein Themenpaket das laufend aktualisiert wird. Alle Meldungen können unter www.kathpress.at/habsburg abgerufen werden.

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Requiem in Stams für Otto von Habsburg