Priesterrat zu Sexualität

Beim Priesterrat, welcher diese Woche in St. Michael tagt, geht es unter anderem um die Sexualmoral der katholischen Kirche und den Stellenwert der Sexualität im zölibatären Leben der Priester.

Als beratendes Gremium versteht sich der Priesterrat der Diözese Innsbruck, welches den Bischof bei der Leitung der Diözese unterstützt und gleichzeitig die Interessen der Priester vertritt. Zweimal im Jahr kommen seine Mitglieder zusammen, um ihre Anliegen zu besprechen und sich fortzubilden. Neben dem Austausch der Teilnehmer untereinander und Tagesordnungspunkten wie zukünftige, pastorale Schwerpunktsetzungen, Besprechungen laufender Aktionen oder die Vernetzung der vielen Einrichtungen der Diözese, widmet sich der Fortbildungsteil des Priesterrates heuer durchaus brisanten Themen: Sexualmoral und Sexualität im Hinblick auf Priestertum und Zölibat.

 Sexualethik ist immer auch Beziehungsethik
 „Auslöser für die Wahl gerade dieser Themen als Inhalt unserer Fortbildung war die im heurigen Jahr besonders intensive Debatte über sexualisierte Gewalt von Priestern und Ordensangehörigen“, erläutert Generalvikar Jakob Bürgler die Beweggründe des Priesterrates, vertieft über die Haltung der Kirche zur Sexualität im Allgemeinen sowie Sexualität und Priestersein nachzudenken. Als Referent im ersten Studienteil gab am Montag der Servitenpater Martin M. Lintner OSM, Professor für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen, einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Sexualmoral der katholischen Kirche von den biblischen Anfängen über hellenistische Einflüsse bis zur Gegenwart. Ein zeitgemäßer Ansatz wäre es für Lintner, wenn es der Kirche gelänge, Menschen zu motivieren, nach jenen Tugenden zu leben, die ein geglücktes Leben ermöglichen. Lintner: „Sexualethik und Beziehungsethik sind eng miteinander verbunden“, denn schließlich stelle Sexualität eine wesentliche Dimension des Menschseins dar: „Wenn diese nicht gelingt, kann auch letztendlich Leben nicht wirklich gelingen“, ist Lintner überzeugt. 

Sexualmoral und gelingende Sexualität – ein Widerspruch?
Mit seinem reichen Erfahrungsschatz aus der Praxis referierte dann am Dienstag Martin Christandl, Psychotherapeut und Leiter des Männerzentrums „Mannsbilder“ in Innsbruck, über das Gelingen von Sexualität sowie über den Umgang mit sexualisierter Gewalt. Christandl wies auf den Zusammenhang zwischen Sexualität und Spiritualität hin, wie er auch in der modernen Neurobiologie überraschenderweise bestätigt wird. Christandl, der in seiner Arbeit sowohl mit Missbrauchsopfern als auch mit Tätern arbeitet, berichtete sehr bewegend und hautnah von seinen Erfahrungen. „Das wichtigste für Opfer sexueller Gewalt ist es, dass sie ernst genommen werden“, betont Christandl. Für die Täter gelte es zu lernen, die eigene Schuld wahrzunehmen, dann einzugestehen und sich in die Opfer einzufühlen. 

 Als entscheidende Grundlage für das zölibatäre Leben, in dem Sexualität im weiteren Sinn gelingen kann, sieht Generalvikar Jakob Bürgler vor allem eine tiefe spirituelle Verankerung und ein starkes Beziehungsnetz des Priesters – sowohl zu Männern als auch zu Frauen. „Wichtig ist aber auch eine gute Beheimatung des Priesters in seinem Umfeld, zufriedenstellende Arbeitsbedingungen und ständige, ehrliche Selbstreflexion“, zeigt sich Bürgler überzeugt.

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