Orden stärken Fokus auf Kulturgüter in den Klöstern

Die katholischen Orden wollen ihre Anstrengungen verstärkt dem Erhalt und der Vermittlung christlicher Kultur - und im Speziellen auch den Kulturgütern in den eigenen Klöstern - widmen.

In den Niederlassungen der Gemeinschaften schlummern "unschätzbare Werte", die vermehrt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, legte Abtpräses Christian Haidinger, der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden, am Donnerstag in einem Pressegespräch in Wien dar. Aus diesem Zweck wurde unter dem Schlagwort "KulturÖffnet" eine Reihe neuer Initiativen in den Klöstern wie auch auf Österreich-Ebene gestartet.

Auseinandersetzung mit christlicher Kultur sei notwendig, um kirchliche Kunst überhaupt zu verstehen, verdeutlichte Helga Penz, die Leiterin des Referats für die Kulturgüter der Orden. Dieses Wissen verschwinde jedoch zunehmend aus dem Bildungskanon: Immer wieder müsse sie Schülern bei Stiftsführungen erklären, was ein Kreuz ist, "weil die Kinder es nicht mehr wissen", und auch erwachsene Kunstinteressierte bräuchten oft eine Darlegung, was ein Altar ist. Verkomme christliche Kultur zum vagen Begriff, werde sie vereinnehmbar, warnte die Historikerin. So erst könnten Rechtspopulisten mit dem Kreuz in der Hand zur "Rettung des christlichen Abendlandes" aufrufen - eine Praxis, deren Bedeutung man "genau hinterfragen" müsse.

Die Orden möchten auch hier Aufklärung schaffen und "Kultur im weitesten Sinn" in Diskurs halten, wie Penz formulierte. Grundkenntnisse seien auch über das Ordensleben wichtig, handle es sich dabei doch um eine "kirchliche Subkultur mit enormer Wirkung": Mit vergleichsweise winziger Zahl - derzeit rund 5300 - hätten Ordensleute in Österreichs Geschichte "unglaublich viel verändert": "Bis heute sind die Orden größter privater Schul- und Spitalserhalter und haben einen enormen sozialen Impact", betonte die Kulturgüter-Expertin. Ebenso seien Klöster heute aller anderslautender Vorhersagen zum Trotz "mehr denn je" zentrale Orte der Spiritualität, wie sich in stets neuen Angeboten zeige.

Die Kirchen, Klöster, Bibliotheken und Archive der Orden gehören zu Österreichs Kulturerbe und sind dabei - etwa als Touristenziele, Kulturveranstalter oder Auftraggeber für Restaurierungen und Renovierungen - auch wichtige Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktoren, rief Abtpräses Haidinger in Erinnerung. Damit verbunden seien jedoch auch große Herausforderungen wie etwa die Instandhaltung, Pflege und der Denkmalschutz. Viele dieser Aufgaben wären ohne öffentliche Förderungen nicht zu bewältigen, wobei es auch hier die Relationen zu wahren gelte: In seiner eigenen zehnjährigen Abtszeit in Stift Altenburg habe man zwölf Millionen Euro in Restaurierungen investiert, wobei die dafür bezahlten Steuern höher gewesen seien als die Förderungen, bemerkte er.

 

Kunst oder Krempel? 

Kulturschätze der Orden finden sich in den großen Stiften, die dafür eigene Kustoden und Archivare beschäftigen, aber nicht nur hier. Für die zahlreichen kleinen Gemeinschaften bemüht sich ein soeben gestartetes Fünf-Jahres-Projekt des Kulturgüter-Referates um bessere Sicherung und Bewahrung des Kulturerbes. Männer- und Frauengemeinschaften erhalten dabei vor Ort kostenlose Beratung und Einschätzung ihrer Wertbestände und sollen somit besser zwischen "Kunst und Krempel" unterscheiden können. Bei den begutachteten Gegenständen geht es durchaus auch um den Erhalt der eigenen Tradition und des Ordenscharismas, legte die Projektzuständige Karin Maier dar. Auch Ordensniederlassungen, die in naher Zukunft aufgelöst werden, nutzen diesen neuen Dienst.

Bei ihren "Schatzsuchen" in den Klöstern quer durch Österreich begehe sie sämtliche Räume, "auch Keller und Dachböden", berichtete die Kunsthistorikerin und Restauratorin. Ein erstes Inventar wird erstellt und Anleitung für die Weiterführung gegeben, sowie auch betreffend der Bewahrung, Pflege und des Schutzes. Als "wertvoll" erachtet werden dabei nicht nur Kunstwerke: "Auch eine Konventglocke, das von einer Schwester über Jahre mitgeführte Andachtsbild oder die zum Unterschreiben einer bestimmten Urkunde genutzte Füllfeder kommen hier in Frage", sagte Maier. Wichtig sei es, die Geschichten hinter den Objekten zu verschriftlichen, um ein Sichtbarmachen - etwa in einer Besuchervitrine oder durch Einbeziehung bei besonderen Anlässen - zu ermöglichen.

 

"Begegnung mit Ordenskultur" 

Der Vermittlung der "Aura des Originals" der kulturhistorischen Gegenstände und kirchlicher Kulturobjekte allgemein widmet sich eine ebenfalls noch junge Arbeitsgemeinschaft für Kirchenpädagogik unter der Leitung der Ordensfrau Ruth Pucher. Man wolle hier "Begegnung mit Ordenskultur" schaffen und zeigen, "wie Ordensleben funktioniert", sagte Referatsleiterin Helga Penz. Im Programm für 2017 stehen u.a. Exkursionen und Entdeckungsfahrten in Kirchen und eine zentrale Jahrestagung im Mai.

In ähnlichem Sinn steht auch die neue Broschüre des Vereins "Klösterreich", die den Titel "Kultur entdecken - Begegnung eintauchen - Glaube erleben" trägt. 23 an der Vereinigung teilnehmenden Männer- und Frauenklöster aus ganz Österreich präsentieren dabei ihr umfangreiches Angebot, das von Besichtigungen, Pilgern und Mitfeiern bis zum zeitweisen Mitleben mit den Gemeinschaften reicht und auch die Genuss-, Wein- und Bierkultur, die Musikveranstaltungen oder Gesundheitsangebote umfasst.

 

Luther und die Kaiserin 

Zu den speziellen Kulturschwerpunkten dieses Jahres gehört für die Orden der 300. Geburtstag von Maria Theresia. Neben mehreren Sonderausstellungen in Klöstern zum Gedenken an die katholische Kaiserin wird das Salesianerinnenkloster am Wiener Rennweg am 14. Mai seine Klausur erstmals nach 50 Jahren für Besucher öffnen. Das älteste noch bestehende Frauenkloster Wiens wurde am 13. Mai 1717 gegründet, taggleich mit der Geburt Maria Theresias, die das Kloster zeitlebens als ihre "Zwillingsschwester" bezeichnete.

Weiters steht im "Reformationsjahr" auch bei den Orden der "Ordensmann Martin Luther" im Zentrum: Die internationale Tagung  "Staupitz, Luther und Salzburg" am 5. und 6. Mai in Salzburg erinnert an Johann von Staupitz (1465-1524), Luthers Vorgesetzter, Förderer, väterlicher Freund und Lehrer, der später im Stift St. Peter - dem Ort der Tagung - Erzabt war. Sonderveranstaltungen sind u.a. auch zum diesjährigen 800-Jahr-Jubiläum des Malteserordens in Wien sowie zum 450. Geburtstag des Ordensgründers Franz von Sales geplant, geht aus dem Kulturkalender der Orden (http://kulturgueter.kath-orden.at) hervor.

 

Kontroverse Perspektiven 

Die Kulturschätze - zum Schlagwort "Kultur öffnet" - sind nach den Ordensspitälern die zweite der "Themenflächen", mit denen die Ordensgemeinschaften heuer "Vorhandenes beleuchten" und zugänglich machen möchten, erklärte Ferdinand Kaineder vom Ordens-Medienbüro. Zum Ende der je zweimonatigen Schwerpunkte der Öffentlichkeitsarbeit gibt es jeweils ein Expertengespräch unter dem Titel "5 vor 12 Talk", das Ende April starten soll. Selbst gestecktes Ziel dabei ist, mit neuen Zugängen und kontroversen Sichtweisen Diskurse im betreffenden Sektor zu fördern.

(Weitere Informationen: www.ordensgemeinschaften.at)

Eine Meldung von www.kathpress.at