Orden im Gespräch mit 'Bluatschink'-Musiker Knittel
Die Stärkung von mehr lokalem Denken und Handeln ist nicht mit Abschottung oder einem beziehungslosem Rückzug der Menschen gleichzusetzen. Darauf hat der "Bluatschink"-Musiker Toni Knittel in einem Gespräch mit Sr. Cordis Feuerstein, Generalsekretärin der Frauenorden in Österreich, und der Konzertpianistin und Ordensfrau Sr. Joanna Jimin Lee hingewiesen. Im Rahmen des aktuellen Themenschwerpunktes "viel mehr - wesentlich weniger" der Ordensgemeinschaften Österreichs diskutierten die drei im Tiroler Lechtal unter dem Titel "Mehr lokal" über Internationalisierung, die Wirkung von Musik und die Heilkraft der Natur.
"Wenn du nicht rauskommst, wirst du betriebsblind", sagte Knittel in dem Gespräch. "Die Fremde öffnet dir die Augen dafür, was du daheim Besonderes hast. Das macht mich dann nicht nur stolz, sondern ich spüre auch die besondere Verantwortung, das zu erhalten." Sein Bild von Internationalisierung schilderte Knittel am Bild einer Hängebrücke, die "etwas verbindet, ohne an beiden Ufern etwas zu gefährden oder zu zerstören". Auch die internationalen Verbindungen der vielen, in aller Welt tätigen Ordensgemeinschaften könnten so betrachtet werden. "Brücken bauen mit großem Respekt vor dem anderen Brückenanker. So bekommen Menschen neue Zugänge ohne das Bewährte zu gefährden."
In seiner Tiroler Heimat selbst verspürt der Musiker eine Rückbesinnung der Menschen auf lokale Werte: "Es ist das Einfache. Ein Bacherl, eine Wiese: Du atmest aus, du hast weniger Stress und mehr Lebensqualität." Sr. Cordis Feuerstein sieht das auch bei den Orden: "Als Ordensgemeinschaften wird es ein Verabschieden von den großen Werken brauchen. Es ist auch hier ein Weniger mehr. Das Weniger ist auch eine Anstrengung."
Sr. Cordis sah hier aber auch eine Gratwanderung: "Zu viel weglassen kann auch weltverachtend und abgehoben werden. Der Rückzug ist manchmal purer Egoismus. Es gibt auch die Verneinung des Lebens, das uns aber von der Bibel als Leben in Fülle nähergebracht wird."
Die gebürtige Koreanerin Sr. Joanna fühlt sich durch ihre Ordensgemeinschaft getragen und nicht getrennt von der Welt. "Ich fühle mich nicht abgeschnitten von meinem früheren Leben. Ich lebe auch in der Gemeinschaft als Pianistin", erzählte die Ordensfrau, die vor ihrem Eintritt in die Gemeinschaft der Missionarinnen Christi an internationalen Ausbildungsstätten Musik studiert hat. "Ich fühle mich leichter, weil ich entschieden als Ordensfrau lebe. Ich brauche nicht Karriere und Anpassung vor Augen haben. Das befreit mich. Meine Aufgabe war und ist Musik. Jetzt in Zusammenhang mit meiner Gemeinschaft."
Musik und Gebet
Das "Geben und Nehmen" in der Musik mache den Menschen glücklich, so Sr. Joanna. "Dann hat man weniger Bedarf an äußeren Glücklichkeiten." Eine Einsicht, die "Bluatschink"-Musiker Toni Knittel aus seiner jahrelangen Konzertpraxis ergänzte: "Ich erzähle mit meiner Musik Geschichten. Wenn ich selber etwas erlebt habe, davon berührt bin, dann hat das Lied die größte Kraft. Wenn sich das Lied aus mir heraus selber schreibt, dann kann es jeder und jede spüren und hört alle Dimensionen mit. Einige Lieder haben so eine Magie und diese Magie kommt aus der Tiefe meiner selbst."
Auch das gemeinsame Gebet und Singen könne diese "magische" Dimension entfalten, waren sich alle drei Gesprächspartner einig. Musik und Gebet nährten, weswegen Menschen nach einem Konzert oder dem Gebet nicht hungrig weggehen sollten.
Das ganze Gespräch wird auf Youtube veröffentlicht. Die Schwerpunktreihe "viel mehr - wesentlich weniger" wird bis zum Oktober fortgesetzt und ist als inhaltliche Vorbereitung zum "Jahr der Orden 2015" geplant.
