Österreichweit starker Anstieg bei Erwachsenentaufen

Die Zahl der erwachsenen Taufbewerber ist in Österreich sprunghaft angestiegen. 633 Menschen ab 14 Jahren werden laut den verfügbaren Zahlen 2017 die katholische Taufe empfangen - was nach 411 im Vorjahr ein Anstieg um 50 Prozent bedeutet.

Ein Rekordhoch verzeichnet die Erzdiözese Wien, wo 254 Personen nach mindestens einjähriger Vorbereitung im Rahmen einer zentralen Feier die bischöfliche Erlaubnis zum Erhalt des Sakraments bekamen. Kardinal Christoph Schönborn hieß die Katechumenen, die in ihren Pfarren rund um das Osterfest getauft werden, im Namen der Kirche "mit offenen Armen willkommen" und sprach von einer "großen Gnadenstunde für die Kirche in unserem Land".

In der Erzdiözese Wien gibt es demnach heuer mehr als doppelt so viele Täuflinge wie im Vorjahr, als 121 Erwachsene das Sakrament erhielten. Auch in andern österreichischen Diözesen ist ein auffälliger Anstieg zu bemerken, allen voran in der Diözese Linz, wo 165 Erwachsene rund um das Osterfest die Taufe empfangen werden, nach 75 im Vorjahr. Ähnlich in der Diözese Innsbruck, wo die Katechumenenzahl von 37 auf nunmehr 65 angestiegen ist, während in den restlichen Diözesen die Zahlen zwischen 15 und 30 pendeln, ohne jedoch auffällige Zu- oder Abnahmen. Nicht in allen Diözesen gibt es eine zentrale Erfassung der Taufbewerber; die Vorbereitung übernehmen stets die Pfarren.

Tiefere Einblicke liefert eine detaillierte Aufschlüsselung der Erzdiözese Wien: Deren Täuflinge stammen aus 19 Nationen, allen voran Iran, Afghanistan und Österreich, gefolgt von Ländern aus Fernost, anderen europäischen Ländern und Afrika. 80 Prozent haben muslimischen Hintergrund, die meisten anderen sind religionslos aufgewachsen. Der überwiegende Teil (78 Prozent) ist zwischen 14 und 35 Jahren alt und männlich (69 Prozent). 159 der Taufbewerber erhalten in der Bundeshauptstadt selbst, 56 im südlich gelegenen Industrieviertel und 39 im Weinviertel den Taufunterricht, in insgesamt 67 Pfarren.

 

Schönborn: Botschaft auch für "alte Christen" 

Viele der Täuflinge hätten eine "ganz persönliche Begegnung mit Jesus Christus" gemacht, der sie gerufen habe, sagte Schönborn. Dies sei etwa durch das Lesen der Bibel oder durch Begegnungen mit Christen geschehen, mitunter auch durch Heilungen von Krankheiten. Wie aus den einzelnen Glaubensbiografien hervorgehe, mache die Person Jesus auf die Menschen großen Eindruck: Etliche hätten angegeben, bei ihm Frieden gefunden zu haben. Jesus sei ein "König, der seinen Dienern die Füße wäscht" und sie "nicht Sklaven, sondern Freunde" nenne, so der Erzbischof.

Folgen habe diese Hinwendung zu Jesus jedoch nicht nur auf persönlicher Ebene, sondern auch für alle Christen: "Jesus ruft alle in seine Gemeinschaft, auch die 'alten Christen', die schon vor langer Zeit getauft wurden und vielleicht schon vergessen haben, wie kostbar der Glaube ist. Ihnen wird gezeigt, welch großen Preis manche zu zahlen bereit sind, um Christus nachzufolgen", bemerkte der Kardinal. Schließlich hätten viele der Katechumenen durch ihre Zuwendung zu Jesus ein großes Risiko auf sich genommen und hätten sich auch Gefahr, Verfolgung, Folter und Gefängnis ausgesetzt.

Wie unterschiedlich die Wege zum Christentum sind, verdeutlichten bei der abendlichen Feier die während des Zulassungsritus - der aufgrund der hohen Anzahl von Taufbewerbern alleine schon über eine Stunde dauerte - vorgetragenen Kurzbiografien. Manche der künftigen Christen lernten ihren neuen Glauben etwa über Satellitenfernsehen kennen, durch heimlich zugesteckte oder auf der Flucht erhaltene Bibeln, bei der Erstkommunion ihres Kindes, durch christliche Nachbarn, Freunde oder Priester, durch katholische Schulen, Studentenverbindungen oder auch in Lebenskrisen. Ein Mann äußerte sich fasziniert darüber, "dass es im Christentum keinen Rassismus gibt, dass Frauen und Männer auf einer Ebene stehen und dass Christen ihre Feinde nicht töten".

 

Säuglingstaufe weiter Norm 

Trotz des beachtlichen Anstiegs bei den Erwachsenentaufen bleibt die Taufe im Säuglingsalter die übliche Form der Aufnahme in die Kirche in Österreich, wenngleich hier die Anzahl stagniert. In ihrer letztverfügbaren offiziellen Statistik für das Jahr 2015 verzeichnet die katholische Kirche bundesweit 48.587 Taufen, von denen damals 323 auf die Gruppe "über 14 Jahren" fiel. Die Erzdiözese Wien alleine erwartet für das laufende Jahr rund 9.000 Kindertaufen.

Zu unterscheiden ist die Taufe - auch die Erwachsenentaufe - zudem auch von anderen Arten des Eintritts in die katholische Kirche, dem Wiedereintritt und auch dem Übertritt aus anderen christlichen Kirchen. Wer bereits evangelisch oder orthodox getauft ist, muss sich dabei nicht noch einmal taufen lassen, wenn er katholisch werden möchte; es genügt vielmehr ein Akt in Rahmen eines Gottesdienstes oder auch in kleinerem Feierrahmen. Eine sorgfältige Vorbereitungszeit oder klärende Gespräche gehen jedoch auch diesen Schritten voraus. 325 Aufnahmen und 4.739 Wiederaufnahmen verzeichnete die Kirche im Jahr 2015

Die Predigt von Diözesanadministrator Jakob Bürgler im Wortlaut  

Eine Meldung von www.kathpress.at

 

Österreichweit starker Anstieg bei Erwachsenentaufen
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