Neuwirth: Marketing ruiniert Journalismus, nicht Digitalisierung

Vor einer auch demokratiepolitisch bedenklichen Entwicklung in Österreichs Medienlandschaft hat die Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs, Gabriele Neuwirth, gewarnt.

"In immer mehr Medienhäusern spazieren die Marketingleute in die Redaktion und sagen ungestraft: Ohne uns seid ihr nichts", wies Neuwirth im Interview mit "Kathpress" hin. Sie halte es für "extrem gefährlich - vor allem auch für die Demokratie -, wenn redaktioneller Inhalt, der von außen bezahlt wird, nicht deutlich als solcher gekennzeichnet ist". Die seit 2008 amtierende Verbandsvorsitzende warnte: "Das macht den freien Journalismus kaputt, nicht die Digitalisierung."

Anlass für das Interview mit Gabriele Neuwirth war ihr 70. Geburtstag, den die katholische Publizistin am 31. August feierte. Die studierte Politikwissenschaftlerin und vormalige Redakteurin u.a. der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag", von "Täglich alles" und "Präsent", war 2005 die erste Frau an der Spitze des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten, 2015 wurde sie für weitere drei Jahre wiedergewählt. Ihr Anliegen sei es stets gewesen, sich ganz konkret für die derzeit rund 400 Mitglieder zu engagieren, sagte Neuwirth. Der Verband - der am 2. Oktober seinen "Sechziger" feiert - sei ein Netzwerk von Medienleuten, "die sich in ihrer Arbeit vom christlichen Menschenbild herausfordern lassen" und dabei "die volle Bandbreite an christlichen Positionen" abdecken würden. Die Verbandsvorsitzende: "Es ist gut, sich dabei in einer großen Gruppe zu wissen."

Das wüssten auch Nachwuchsjournalisten zu schätzen, um die sich Neuwirth auch als Lehrbeauftragte der "Katholischen Medien Akademie" besonders annimmt. Die Jungen bildeten im Publizistenverband eine eigene "U-35-Gruppe", die davon profitiere, dass sie als Berufseinsteiger jobgeprüfte Ansprechpartner vorfinden. Auch ein eigenes Jobportal werde geboten - und das, obwohl unter 30-Jährige keinen Mitgliedsbeitrag zu entrichten haben.

 

Kirche bildet Nachwuchs aus 

In den etablierten Redaktionen gibt es nach der Beobachtung Neuwirths keine Ressourcen und auch keine Zeit mehr, Junge gut auszubilden. Die von der Bischofskonferenz unterstützte Katholische Medien Akademie gehe ähnlich wie das duale Lehrlings-Ausbildungssystem vor, wo Theorie und Praxis parallel vermittelt werden. Die hier Ausgebildeten "zeigen eine hohe Bereitschaft, hart für den Job zu arbeiten, und gleichzeitig wissen sie, was Christsein abfordert", sagte Neuwirth. Die Kirchenverantwortlichen könnten "dankbar sein, ein derartiges Ausbildungs-Instrument zu haben".

Sie selbst habe im Boulevard und in so genannten Qualitätsmedien gearbeitet, "statt gegenseitiger Verachtung sollten wir Medienleute einander unterstützen", appellierte die gebürtige Steirerin. Und das geschehe auch: "Die Solidarität wächst." Mit der als Veränderungsfaktor immer wieder genannten Digitalisierung der Kommunikation könnten immer mehr Medien immer besser umgehen. Laut Neuwirth wird es weiterhin alles geben: das gedruckte, das gesprochene und das virtuelle Wort.
(Info: www.kath-publizisten.at; www.kma.at

Eine Meldung von www.kathpress.at