Medien-Theologin: Kirche sollte im Web selbstbewusster auftreten

Die katholische Kirche täte gut daran, im Web selbstbewusster aufzutreten und klar zu benennen, welche Quellen und Websites katholisch sind und welche eher zweifelhaft.

Das hat die Innsbrucker Theologin und Medienethikerin Claudia Paganini betont. Es sei erforderlich, "dass kirchliche Akteure noch klarer kommunizieren, welche Portale und welche Inhalte der katholischen Tradition entsprechen und wovon man sich eher distanzieren möchte", führte Paganini bei einem Vortrag am Wochenende in Bozen aus. Grund zu mehr medialem Selbstbewusstsein gebe es genug, wie die Theologin mit einem Durchgang durch lehramtliche Dokumente zum Thema Medien seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) verdeutlichte.

Paganini äußerte sich im Rahmen der Seelsorgetagung der Diözese Bozen-Brixen unter dem Titel "Auf dein Wort hin ... beschenkt, gerufen, gesandt", die in Bozen stattfand.

Problematisch seien laut Paganini vor allem Online-Communitys, die nicht nur den direkten Austausch von Usern über religiöse Fragen ermöglichen, sondern durch mehr oder weniger eigenwillige Interpretationen von Bibelstellen den Usern einen direkten Zugang zu Vergebung oder Heil suggerieren. Beispiele für diese zweifelhaften Online-Angebote seien etwa Portale wie www.jesus2020.de oder www.gottkennen.de - beides Portale, die mit starker Emotionalisierung, persönlichen Schuldbekenntnissen und Bekehrungserlebnissen arbeiten. Keines dieser Angebote gehe "mit den Empfindungen und Erlebnissen der User besonders verantwortlich, geschweige denn behutsam um", so Paganini, auch gebe es einen allzu freien und oft falschen Umgang mit biblischen Zitaten.

Gegenbeispiele fänden sich laut der Theologin etwa auf den Websites www.beten-gott-finden.at oder auch bei verschiedenen Webangeboten der Jesuiten in Österreich. Dort werde der intime Raum des Gebets stärker geschützt und es gebe einen "niveauvollen Umgang mit den Fragen, dem Suchen und dem Glauben des einzelnen Menschen".

 

Lehramt: Offen für neue Medien 

Ein Blick auf die Entwicklung lehramtlicher Dokumente zeige laut Paganini, dass die Kirche entgegen anders lautender Vorurteile sehr wohl offen sei für neue Techniken, Medien und Kommunikationsformen. Bereits 1963 habe die Katholische Kirche im Konzilsdokument "Inter mirifica" einen positiven Zugang zu den neuen Kommunikationsformen festgeschrieben und dabei die neuen technischen Möglichkeiten sogar "in die Schöpfungsordnung eingebunden" - ein laut Paganini außerordentlicher Schritt.

Auch andere kirchliche Dokumente wie etwa die Pastoralinstruktion "Communio et progressio" aus dem Jahr 1971 wäge bereits erstaunlich differenziert zwischen Vor- und Nachteilen der Medien und möglichen Gefahren sowie Chancen etwa für die Verkündigung, Evangelisierung oder die innerkirchliche Kommunikation ab. Zuletzt hätten sich auch die Päpste Benedikt XVI. sowie Papst Franziskus positiv zu den jüngsten Entwicklungen des Internets geäußert, verwies Paganini etwa auf Papstbotschaften zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel.