Kommentar von Univ-Prof. Dr. Roman Siebenrock zur Causa Heizer

Univ.-Prof. Dr. Roman Siebenrock hat sich in einem ausführlichen Kommentar zur Exkommunikationswarnung an Dr. Martha und Mag. Gerd Heizer geäußert. Den Beitrag lesen Sie hier im Wortlaut.

 

„In der Kirchengemeinde Christi ist zwar vieles, aber nicht alles möglich“. Um was es geht in der Exkommunikationswarnung an Dr. Martha und Mag. Gert Heizer.Prof. Dr. Roman A. Siebenrock (Institut für Systematische Theologie, Theologische Fakultät Innsbruck) „In der Kirchengemeinde Christi ist zwar vieles, aber nicht alles möglich“. Dieser Satz des niederländischen Dominikaners und Konzilstheologen Eduard Schillebeeckx OP ist eine der wichtigsten Orientierungen für eine Kirche, die sich in einem grundlegenden Erneuerungsprozess befindet. Bei allem Schmerz und aller Unruhe, die über eine solche Entwicklung auch in mir auftaucht, müssen wir aber klären, um was es wirklich geht. Es geht nicht darum:
  • den anhaltenden Reformprozess der Kirche zu stoppen,
  • engagierte und kritische KatholikInnen aus der Kirche zu drängen,
  • eigenverantwortlichen und vielfältigen Gottesdienstformen ohne Priester in Gruppen oder Gemeinden zurückzuweisen,
  • Frauenliturgie zu diskreditieren oder die notwendige Suche nach der den Frauen zukommenden Stellung in der Kirche abzuwehren oder gar aufzugeben.

Nein, darum geht es nicht. Vielmehr geht es zentral um folgende elementare Grammatik des christ-katholischen Lebens, das ich – nicht nur in der Kirche - als eine Grundregel ansehe:Niemand kann aus eigener Vollmacht oder rein privat Eucharistie feiern. Eucharistie wird immer mit und im Auftrag der oder Befähigung durch die Kirche gefeiert. Niemand kann sich selbst ermächtigen, ernennen und selbsternannt über die Gabe der Eucharistie verfügen, auch kein Papst und kein Bischof. Hier liegt die Bedeutung der Ordination oder anderer Formen der Beauftragung.Diese Regel ist keine typisch „katholische“. Sie gilt in vergleichbarer Form für alle christlichen Gemeinschaften. So kann niemand aus eigener Vollmacht den Kanon der Heiligen Schrift aufheben. Niemand kann sich selbst auf Dauer zum Prediger ernennen oder sich zum Gemeindeleiter erheben. Ja: Niemand kann sich auch selbst zur Vorsitzenden der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ernennen. Diese Regel gilt aber auch für unser soziales Zusammenleben ganz grundsätzlich. Ohne diese Regel wüsste ich nicht wie wir zusammenleben könnten. Denn z.B.:
  • In der Universität kann sich nicht niemand selbst einen akademischen Grad verleihen.
  • In Politik und Gesellschaft kann sich niemand selbst zu einem Amt erheben oder sich selbst einen Orden umhängen.
  • Niemand kann sich selbst zum Arzt ernennen. …

Und dann gilt zudem: Wenn jemand ein solches Amt oder einen Grad erhalten hat, dann bleibt er/sie an die Gemeinschaft und ihre Regeln bzw. Ideale gebunden. Aber: Wo die Grenzen liegen und welche elementaren Regeln gelten, muss immer wieder neu diskutiert und selbstverantwortlich anerkannt werden. Daher ist diese Frage nicht eine Frage der Kirchenleitung, des Bischofs oder Roms, sondern von uns allen. Denn: „Wir sind die Kirche“. Denn ohne die freie Anerkennung dieser elementaren Logik der Gabe, des Dienstes und des Eingebundenseins in die Gesamtkirche lösen wir die Gnade des Glaubens meiner Ansicht nach auf, weil wir uns letztlich an die Willkür irgendwelcher Personen ausliefern würden. Dies schreibt jemand, der ausdrückliches Mitglied von „Wir sind Kirche“ ist; - noch ist. Doch hier vernehme ich eine neues Reformverständnis, die ich so verstehe: „Ich bin die Kirche, ich bin Bischof oder Bischöfin, ich bin Papst oder Päpstin; – und zwar aus eigener Souveränität.“Über einen Ausschluss kann keine Freude aufkommen; - besonders dann wenn es um hoch engagierte gläubige Personen geht. Jetzt sind wir alle aufgefordert, eine Lösung zu suchen. Die kann es nicht geben, so meine Meinung, wenn die elementare Regel des Christseins nicht zum Thema wird. Bislang wird der zentralen Frage ausgewichen. Eine ausführliche Fassung meiner Sicht finden Sie im Leseraum der Theologischen Fakultät Innsbruck
roman_siebenrock.jpg
Diözese Innsbruck - Aktuell