Kirchliche Privatschulen sind Kostenersparnis für Staat

Christine Mann erinnert als katholische Schulverantwortliche daran, dass konfessionelle Privatschulen viele Kosten für Gebäude und Personal selbst tragen müssen.

Christine Mann erinnert als katholische Schulverantwortliche daran, dass konfessionelle Privatschulen viele Kosten für Gebäude und Personal selbst tragen müssen - Beschäftigung mit religiösen und ethischen Fragen "unverzichtbarer Bestandteil der Schulphilosophie" in Österreichs Schulwesen. Ein Bericht von KATHPRESS.

Kirchliche Privatschulen sind für Bund und Länder insgesamt eine große Kostenersparnis. Dieses Faktum hat die katholische Schulverantwortliche Christine Mann zur Diskussion um die Kosten für das konfessionelle Privatschulwesen am Dienstag gegenüber "Kathpress" festgehalten. Österreich habe im europäischen Vergleich aber auch ein "vorbildliches System des Religionsunterrichts", betonte die Geschäftsführende Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung und verwies dabei auf die geltenden gesetzlichen Grundlagen. Demnach ist die "Beschäftigung mit religiösen und ethischen Fragen unverzichtbarer Bestandteil unserer Schulphilosophie".

Christine Mann reagierte damit auf Medienberichte und eine von den Grünen initiierte parlamentarische Anfrage u. a. auch an Bundesministerin Claudia Schmied, bei der es auch um die öffentlichen Kosten für den konfessionellen Religionsunterricht und die Privatschulen ging. Das Ministerium hatte dazu jüngst ausgeführt, dass die Kosten für alle Religionslehrer an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (AHS und BMHS) bei 81,7 Mio. Euro liegen, davon entfallen 60.7 Mio Euro auf die katholischen Religionslehrkräfte. Die Kosten für das andere Lehrpersonal an konfessionellen Privatschulen (AHS und BMHS), die von Staat getragen werden, bezifferte das Ministerium mit 286,4 Mio. Euro.

Eigenleistungen der Kirche  

Nicht ausgewiesen wurde in der Anfragebeantwortung die Ersparnis des Staates durch das kirchliche Privatschulwesen. So würden die kirchliche Privatschulen vieles selbst durch das eigene Vermögen und die Elternbeiträge finanzieren: Das betreffe "den gesamten Sachaufwand für die Führung einer Schule, die Kosten für das Nichtlehrerpersonal, die Instandhaltung und Instandsetzungskosten für das Gebäude samt Grundstück, das ja überhaupt frank und frei zur Verfügung gestellt wird", erklärte Christine Mann, die gleichzeitig den größten konfessionellen Schulträger, die Erzdiözese Wien, vertritt.

Was Bund und Länder zum konfessionellen Schulwesen beitragen, "könne keinesfalls bloß unter dem Aspekt einer Zahlung an Kirchen und Religionsgesellschaften gesehen werden", so Mann weiter. Vielmehr bestehe hier "ein Verhältnis von Leistung und Gegenleistung, das sich insgesamt sehen lassen könne". In diesem Sinn gebe es ja vielfach auch Leistungsaustauschverträge zwischen Bund und Ländern auf der einen Seite und den Schulerhaltern auf der anderen Seite.

Privatschulen sichern Elternrecht  

"Wenn etwa 80.000 Schülerinnen und Schüler die anerkannt hohe Qualität des konfessionellen Schulwesens in Anspruch nehmen, ist das zuerst einmal die Sicherung eines Elternrechts, das im Rahmen der Europäischen Menschenrechtskonvention verbrieft ist." Darauf verwies Birgit Moser-Zoundjiekpon, Schulrechtsexpertin der Erzdiözese Wien, gegenüber "Kathpress". Die Eltern wählten bewusst und durchaus unter finanziellen Opfern konfessionelle Schulen. Außerdem sei "die Führung dieser Schulen seitens der konfessionellen Schulerhalter aber auch die Übernahme einer Verpflichtung, die ansonsten Bund und Länder zu erfüllen hätten", gab Moser-Zoundjiekpon zu bedenken.

Grundsätzlich verwies Christine Mann darauf, dass "Konkurrenz dem öffentlichen Schulwesen guttut". Dies wisse man in ganz Europa, "wo vielfach die Anteile des konfessionellen Schulwesens weit höher als in Österreich sind". Das gab die neu gewählte Präsidentin des europäischen Katholischen Schulwesens zu bedenken und hielt fest, dass "weit mehr als 7,5 Millionen Schüler an etwa 30.500 katholischen Schulen europaweit" betreut werden.

Religionsunterricht fördert ganzheitliche Bildung  

Zum konfessionellen Religionsunterricht gibt es in Österreich einen breiten, auch verfassungsgesetzlich festgeschriebenen Konsens. Das betonte Christine Mann und sprach davon, dass sich die Republik Österreich auf Verfassungsebene "ein Leitbild der österreichischen Schule" gegeben habe. "Danach ist auch die Beschäftigung mit religiösen und ethischen Fragen unverzichtbarer Bestandteil unserer Schulphilosophie. In Österreich setzt man aus guten Gründen auf das Prinzip der Konfessionalität, das neben einigen gruppendynamischen Nachteilen vor allem den großen Vorteil der Authentizität hat - ein katholischer Schüler wird von einem katholischen, ein islamischer Schüler von einer islamischen Lehrkraft unterrichtet," führte die katholische Schulverantwortliche aus.

"Es gibt heute fast kein pädagogisch ernstzunehmendes Konzept, das ohne die Begriffe 'Ganzheitlichkeit', 'Förderung der gesamten Persönlichkeit' und ähnlichem auskommt", gab Christian Leibnitz, Vorstandsmitglied des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung, zu bedenken. Von daher sei es unverständlich, warum es so schwer falle, "auch die religiöse Dimension von Bildung und deren Beiträge zur Persönlichkeitsbildung wahrzunehmen", meinte der Grazer Schulamtsleiter zur aktuellen Diskussion.

Identitätsbildung und Integration  

Gerade in Ländern, in denen Integration ein Thema ist, werde durch den konfessionellen Religionsunterricht "etwas ganz Wesentliches zur Identitätsbildung beigetragen: zu wissen, woher man kommt, wozu und zu wem man gehört, wofür man einzustehen hat", führte Christine Mann weiter aus. Dies sei insbesondere für Minderheiten wesentlich, für die Identitätsbewahrung überlebenswichtig sei. Nur Menschen mit einer starken Identität könnten sich angstfrei dem Anderen, auch dem Fremden öffnen. Wer also für Zuwanderung und eine Integration stehe, die Menschen nicht gleichförmig machen möchte, sondern auf gegenseitigen Respekt, Verständnis und sachbezogenen Diskurs setze, müsse sich eigentlich "für den Religionsunterricht stark machen statt dessen Kosten zu beklagen", so Mann.

"Ich bin in ganz Europa unterwegs und habe immer wieder über das vorbildliche österreichische System des Religionsunterrichts zu referieren, etwa auch, dass es in österreichischen katholischen Privatschulen selbstverständlich sei, dass etwa islamische Schüler islamischen Religionsunterricht zu besuchen hätten, um auch der religiösen und authentischen Dimension von Bildung gerecht zu werden. Diese Praxis ist in Europa keinesfalls selbstverständlich, und ich bin stolz auf sie und unser österreichisches Modell," fasste Christine Mann zusammen.

"Ökonomistische Sichtweise"  

Die Kirchen und Religionsgesellschaften bräuchten "solche parlamentarische Anfragen grundsätzlich überhaupt nicht zu scheuen", hielt Mann fest. Trotzdem müsse zugleich ein "grundsätzlicher Einspruch gegen eine verkürzte, weil ökonomistische Sichtweise erhoben werden". Es entspreche heutigem Ökonomismus, dass man Vieles vorrangig hinsichtlich seiner finanziellen Situation betrachtet und dabei manch Anderes vergisst, was sich eben nicht in Zahlen gießen und in Finanzierungssystemen abbilden lasse.

Die Nationalökonomie spreche dabei von intangiblem Nutzen. Dies lasse sich laut Christine Mann deutlich an einem einfachen Beispiel

erläutern: "Eine Frau, die Kinder aufzieht, die Familie versorgt, ihrem Ehemann Lebensglück schenkt und vielleicht eine kranke Schwiegermutter aufopfernd pflegt, leistet keine in Zahlen benennbaren Beiträge, wohl aber hohen intangiblen Nutzen für Staat und Gesellschaft". Dies gelte auch für Kirchen und Religionsgesellschaften, die sehr viel beitragen was sich eben nicht in Zahlen ausdrücken lasse. Als Beispiele nannte Mann die Erinnerung an weltweite Zusammengehörigkeiten und Menschenwürde von Gott her, religiös begründete Werte außerhalb eines säkular argumentierbaren Standpunktes, Konterkarierung einer Banalisierung des Lebens, Sinnstiftung, Sorge um die Armen und Ausgegrenzten.

"Was wäre Europa heute ohne diese im weitesten Sinn kulturschaffende Kraft, die sich nicht in Zahlen darstellen lässt? Demgegenüber verblassen manche Zahlen, an denen sich jetzt so Viele gütlich tun, um ihr Mütchen zu kühlen und vor allem der Katholischen Kirche vermeintlich Schaden zuzufügen", zeigte sich Christine Mann überzeugt.

Paul Wuthe 

http://www.kathpress.at 

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