Jorge Mario Bergoglio: Stationen eines Lebens
1936: Jorge Mario Bergoglio wird als ältestes von fünf Kindern italienischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. Sein Vater arbeitete als Bahnangestellter. Zeitlebens besitzt Bergoglio die argentinische wie auch die italienische Staatsangehörigkeit.
Nach einem Schulabschluss als Chemietechniker entscheidet er sich für den Priesterberuf. Eintritt im Seminar von Villa Devoto. Seit seiner Kindheit hat er mit Lungenproblemen zu kämpfen. Mit 21 Jahren wird ihm ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt.
März 1958: Eintritt ins Noviziat der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden). Bergoglio studiert in Chile und Argentinien Geisteswissenschaften, Philosophie (Abschluss 1960) sowie Theologie.
1964-1966: Lehrer für Literatur und Psychologie in Santa Fe und Buenos Aires.
1967-1971: Studium der Theologie in Argentinien und Spanien.
Dezember 1969: Priesterweihe
1973: Ewiges Gelübde bei den Jesuiten. Nach einigen Monaten als Novizenmeister wird er im Juli Oberer der argentinischen Ordensprovinz. In diese Amtszeit fallen auch die Jahre der Militärdiktatur (1976-1983). Im Foltergefängnis inhaftierte Ordensbrüder werfen Bergoglio Schwäche im Umgang mit dem Regime vor, weil er sich nicht vor sie gestellt habe. Später revidieren sie diese Einschätzung.
1980-1986: Rektor der Theologischen Hochschule von San Miguel. Um seine Dissertation zu beenden, kommt Bergoglio 1986 zu einem längeren Aufenthalt nach Sankt Georgen bei Frankfurt; allerdings schließt er die Arbeit nicht ab.
1986: Seelsorger in Buenos Aires, später geistlicher Begleiter und Beichtvater der Jesuiten in Cordoba.
1992: Weihbischof in Buenos Aires (Bischofsweihe am 27. Mai).
Sommer 1997: Johannes Paul II. ernennt Bergoglio zum Erzbischof-Koadjutor und im Februar 1998 zum Erzbischof der Hauptstadtdiözese. In diesem Amt sind seine Markenzeichen eine Zugewandtheit zu den Armen und eine bescheidene, zurückgezogene Lebensführung. Bergoglio bezieht eine Zwei-Zimmer-Wohnung statt seiner Bischofsresidenz und benutzt mit Vorliebe öffentliche Verkehrsmittel.
2001: Ernennung zum Kardinal. Generalrelator der 10. Weltbischofssynode.
April 2005: Schon im Konklave nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. spielt Bergoglio eine wichtige Rolle. Der damals 68-Jährige soll rund 40 Stimmen auf sich vereint haben. Doch er zieht zurück, um den Weg für die Wahl von Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) frei zu machen.
November 2005: Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz. In diesem Amt liefert er sich diverse politische Auseinandersetzungen mit den Staatspräsidenten Nestor Kirchner (bis 2007) und Cristina Fernandez de Kirchner (seit 2007), etwa in den Bereichen Familie, Recht und Soziales.
2007: Generalversammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM im brasilianischen Aparecida. Dort beschließen die Bischöfe eine "neue kontinentale Mission". Bergoglio zählt zu den prägenden Gestalten der Versammlung und sitzt der Redaktionskommission für das Schlussdokument vor. Gegen konservative und römische Widerstände in der Kommission setzt er sich durch.
2010: Bergoglio hat eine schwere Grippe zu überstehen.
2011: Ende der zweiten Amtszeit als Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz. Zum Dezember bietet er Papst Benedikt XVI. mit Erreichen der kanonischen Altersgrenze von 75 Jahren seinen Amtsverzicht als Erzbischof von Buenos Aires an. Wie für Hauptstadtdiözesen üblich, belässt ihn der Papst noch weiter im Amt.
2013, 13. März: Bergoglio wird zum Papst gewählt. Er gibt sich in Anlehnung an den "Heiligen der Armen" den Namen Franziskus - ein Novum in der 2000-jährigen Kirchengeschichte. Schon in den ersten Tagen im Amt setzt er Zeichen der Demut und der Zugewandtheit zu den Armen.
Juli: Franziskus besucht die Mittelmeerinsel Lampedusa. Dort weist er auf das Flüchtlingselend in Afrika und auf dem Mittelmeer hin.
September: Millionen Christen in aller Welt folgen dem Aufruf von Franziskus, für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts zu fasten und zu beten. Zentrale Veranstaltung ist eine mehrstündige Gebetswache auf dem Petersplatz mit mehreren zehntausend Teilnehmern.
November: In seinem ersten Lehrschreiben "Evangelii gaudium" verurteilt Franziskus die "Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht" und Verteilungsungerechtigkeit als "Wurzel der sozialen Übel".
2014: Wiederholt ruft Franziskus Russland und die Ukraine zu einer friedlichen Lösung des Krim-Konflikts auf. Auch die Syrien-Krise ist regelmäßig Gegenstand von Friedensappellen.
Mai: Bei seiner Heilig-Land-Reise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete mahnt der Papst zu Versöhnung im Nahen Osten. Für Überraschung sorgt ein außerplanmäßiger Halt an der israelischen Sperrmauer in Bethlehem. Vor der Jerusalemer Klagemauer umarmt er spontan einen Rabbiner und einen Muslim - drei Weltreligionen symbolisch vereint.
Juni: Friedensgebet mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem damaligen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres in den vatikanischen Gärten. Papst Franziskus hatte bei seiner Heilig-Land-Reise überraschend dazu eingeladen.
August: Franziskus entsendet einen Sonderbotschafter in den Irak, um eine Lösung für die von den Terrormilizen des "Islamischen Staates" bedrängten Minderheiten zu sondieren.
August: Südkorea-Reise. Franziskus ruft zu Aussöhnung mit dem verfeindeten Bruderstaat Nordkorea auf. Den kommunistischen Staaten China und Vietnam bietet er Gespräche an.
Dezember: Kuba und die USA kündigen nach über einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen an. Angestoßen und vermittelt wurde die Wiederannäherung durch Franziskus und die Vatikan-Diplomatie.
2015, April: Franziskus bezeichnet die Verfolgung der Armenier während des Ersten Weltkriegs in einer offiziellen Rede als "ersten Genozid des 20. Jahrhunderts". Die Türkei protestiert scharf und leitet diplomatische Schritte ein.
Juni: Die Enzyklika "Laudato si" macht weltweit Schlagzeilen. Darin mahnt Franziskus einen besseren Umgang mit der Umwelt und mit den Menschen an, die in ihr leben.
September: Bei seiner Reise nach Kuba und in die USA vertieft der Papst seine Versöhnungsbotschaft an die beiden langjährigen Feindstaaten. Zum Auftakt des UN-Nachhaltigkeitsgipfels in New York fordert er vor der UNO-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft.
Oktober: Bei der ordentlichen Synode zu Ehe und Familie berät sich der Papst drei Wochen lang mit Bischöfen aus aller Welt. Dabei geht es - wie schon bei der vorbereitenden Synode im Herbst 2014 - unter anderem um strittige Themen wie den Umgang mit homosexuellen Paaren und mit wiederverheirateten Geschiedenen.
November: Zur Weltklimakonferenz in Paris mahnt Franziskus erneut zu ernsthaften Verhandlungen und zu einem schonenderen Umgang mit den Ressourcen.
Dezember: Das Karlspreisdirektorium in Aachen spricht Franziskus den Internationalen Karlspreis 2016 zu, den er im Mai im Vatikan überreicht bekommt.
2016, Februar: In einer historischen Begegnung trifft Franziskus auf Kuba den Moskauer Patriarchen Kyrill I. Bei dieser ersten Begegnung überhaupt zwischen den Oberhäuptern der römisch-katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie sprechen sich beide für eine Wiederherstellung der Einheit und für Zusammenarbeit mit Blick auf weltweite Herausforderungen aus.
Februar: Beim anschließenden Besuch in Mexiko spricht der Papst über Armut, Drogenhandel, Migration und Unrecht gegenüber der indigenen Bevölkerung.
April: Von seinem Besuch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos nimmt Franziskus zwölf muslimische Flüchtlinge aus Syrien nach Rom mit.
April: Franziskus legt das mit Spannung erwartete Abschlusspapier zur Familiensynode vor. "Amoris laetitia" löst eine lebhafte innerkirchliche Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aus. Sie gipfelt im November in einem öffentlich gemachten Brief von vier Kardinälen, die vom Papst eine Klarstellung verlangen.
Oktober: Im schwedischen Lund eröffnet der Papst gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund das Gedenkjahr zum 500. Jahrestag der Reformation.
November: Papst Franziskus beendet das von ihm ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit.
Eine Meldung von www.kathpress.at
