"Ja keine Diktatur!"

Ja keine Diktatur!": Dieser Appell des 103-jährigen Zeitzeugen Marko Feingold an seine rund 800 interessierten Zuhörer basiert auf der Lebenserfahrung eines Mannes, der vier NS-Konzentrationslager überlebt hat.

Wie der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg das geschafft hat und welche Grausamkeiten und menschliche Niedertracht er dabei erdulden musste, schilderte Feingold im Rahmen der Carl-Lampert-Woche der Diözese Feldkirch - in Erinnerung an den 2011 seliggesprochenen katholischer Priester, der das mörderische Nazi-Regime nicht überlebte.

"Über die Gräuel des Nationalsozialismus zu lesen, ist die eine Sache. Sie von einem Mann zu hören, der sie am eigenen Leib erfahren musste, eine ganz andere", heißt es in einem Bericht auf der Website der Diözese Feldkirch über die Veranstaltung. Laut Marko Feingold war es purer Zufall, dass er im Unterschied zu seinem Bruder Ernst die sieben Jahre in den KZ Auschwitz, Neuengamme, Dachau und schließlich ab 1941 Buchenwald überlebte. Dabei sei er öfters auf der Todesliste gestanden und hätte vergast oder zu Tode gespritzt werden sollen.

Schon bei der ersten Station in Auschwitz habe man ihm die Wertsachen weggenommen mit den Worten: "Du wirst es nicht brauchen. Du hast in Auschwitz eine Lebenserwartung von drei Monaten. Dann gehst du durch den Kamin." Feingold arbeitete als Dolmetscher, in der Gärtnerei, im Steinbruch, in der Fuhrkolonne und als Maurer. Sein Überlebenswille rettete ihn, auch wenn er auf rund 30 Kilogramm abmagerte und aufgrund des Vitaminmangels Hautausschläge und Beulen bekam.

Der 103-Jährige illustrierte seine Erzählungen mit projizierten Fotos und Dokumenten wie Ausweise, in denen die Anzahl der Goldzähne vermerkt wurden, oder dem Totenschein seines Bruders mit einem falschen Todesdatum.

 

"Alle waren dafür, aber keiner dabei" 

Die Lampert-Gedenkwoche unter dem diesjährigen Motto "Alle waren dafür, aber keiner war dabei" umfasst auch die Ausstellung "Die Welt steht in Flammen" im Carl-Lampert-Archiv (Feldkirch, Herrengasse 6), die jeweils an Samstagen bis 26. November von 9 bis 12 Uhr zugänglich ist; im Mittelpunkt stehen 30 österreichische Priester, Ordensleute und Christen, die Märtyrer bzw. Opfer von Hass und Diktatur in der NS-Zeit wurden. Am Donnerstag um 19 Uhr spricht der Historiker Meinrad Pichler im "vorarlberg museum" in Bregenz über "Der nationalsozialistische Verfolgungsapparat" am Beispiel der Geheimen Staatspolizei Bregenz und der Staatsanwaltschaft Feldkirch. (Info: www.kath-kirche-vorarlberg.at

Bildnachweis: Katholische Kirche Vorarlberg/Mathis