Innsbrucker Theologe: Mehr Augenmerk auf religiöse Integration legen

Innsbrucker Domatiker Jozef Niewiadomski: Soziale und ökonomische Integration reicht nicht aus - es braucht verstärktes Augenmerk auf die religiöse Integration von Menschen aus anderen Kulturen und Religionen.

Der Fall des islamistisch motivierten Axt-Angriffes eines jugendlichen Asylwerbers in einem Regionalzug bei Würzburg zeigt, dass sozialpsychologische und ökonomische Integrationsmaßnahmen nicht ausreichen - nach Überzeugung des Innsbrucker Dogmatikers Jozef Niewiadomski muss mehr Augenmerk auf die Frage der religiösen Integration gerichtet werden. Er äußerte sich am Mittwoch in einer Stellungnahme gegenüber "Kathpress".

"Menschen, die ihr Leben lang im Glauben gelebt haben, dass Gott das Töten von Menschen will und es auch mit dem Himmel belohnt", würden durch "aufgeklärte, säkulare Sozialarbeiter" westlicher Prägung in ihren Vorurteilen bloß bestätigt, gab Niewiadomski zu bedenken. Da sei es "nur eine Frage der Zeit und des Zufalls, ob ihr religiöser Glaube sie auch zu Taten verleitet". Was diese Menschen mittelfristig bräuchten, "sind tief religiöse Menschen, die sie auf dem Weg zu einem anderen Gottesbild begleiten". Der Innsbrucker Theologe wörtlich: "Einer Religion, die tötet, wird nur eine Religion, die den Gewaltverzicht und die Versöhnung mit Anderen, mit Fremden, ja mit Gegner und Feinden lebt, standhalten."

Niewiadomski ortete diesbezüglich einen blinden Fleck in der öffentlichen Debatte. Religion tauche nur in der Rhetorik der Radikalisierung auf. "Es ist die höchste Zeit, auch an so etwas wie eine religiöse Erziehung und damit auch an die Veränderung des religiösen Weltbildes vor allem der minderjährigen Flüchtlinge zu denken."

Über den von der Polizei erschossenen vermeintlichen 17-jährigen Afghanen sagte Niewiadomski, das vielbeschworene "Zauberwort Integration" sei für ihn nicht eine leere Formel geblieben. "Asylberechtigt, ein Ausbildungsplatz in Aussicht und eine Pflegefamilie: Mehr kann der Staat für einen minderjährigen Flüchtling nicht machen." Große Ratlosigkeit sei die Folge, wenn derjenige dann von heute auf morgen mit einer Axt bewaffnet auf ihm unbekannte Menschen losgeht, "um die Ungläubigen zu töten" und sich dafür zu rächen, was seinen Glaubensgeschwistern angetan worden sei.

In dieser Eskalation des islamistischen Terrors werde seitens der säkularen Öffentlichkeit, durch Politiker und Kommentatoren "mantra-artig wiederholt", dass man vor allem Jugendlichen Perspektiven und soziale Sicherheit ermöglichen solle. "Immer noch trauen sie sich nicht den brisantenten Punkt anzurühren: das religiöse Weltbild der Flüchtlinge."

 

Polizei: Radikalisierter Einzeltäter 

Am Montagabend hatte der junge Flüchtling in einem Regionalzug bei Würzburg mit einer Axt und einem Messer um sich geschlagen und mehrere Menschen verletzt, mindestens drei davon lebensgefährlich. Sondereinsatzkräfte erschossen ihn, als er auf der Flucht auch Polizisten angreifen wollte. Die Ermittler sind inzwischen sicher, dass die Tat politisch motiviert war. Sie gehen aber nicht davon aus, dass der junge Mann in direktem Kontakt mit dem IS stand. Sie vermuten, dass er ein Einzeltäter war, der sich selbst radikalisierte.

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sagte nach der Attacke, wichtig sei die Aufklärung der Hintergründe. Zugleich warnte er davor, alle Asylsuchenden unter Generalverdacht zu stellen. "Vielleicht müssen wir die unbegleiteten Minderjährigen noch mehr begleiten und ihnen dabei helfen, die eigenen Traumata zu überwinden."