'In der Ökumene ist kein Platz für Machtfragen'

Theologe Roman Siebenrock: Nicht Streben nach Einheit muss sich rechtfertigen, sondern das Beharren auf Trennung.

 Im ökumenischen Dialog dürften Machtfragen keine Rolle spielen. Das hat der Innsbrucker Theologe Prof. Roman Siebenrock eingemahnt: "Wir brauchen keine Furcht vor gegenseitiger Beherrschung haben. Nur einer ist unser Herr: der arme Jesus. Das erfordert nur unsere Bereitschaft zur ständigen Umkehr und Erneuerung", so Siebenrock wörtlich. Nicht das Streben nach Einheit müsse sich rechtfertigen, sondern das Beharren auf der Trennung, so der Theologe bei einer kirchenrechtlichen Ökumene-Tagung in Innsbruck, die am Mittwoch zu Ende ging.

Der katholische Münchner Kirchenrechtler Prof. Stephan Haering verwies auf die Notwendigkeit klarer Strukturen und Ziele im Bereich der Ökumene. Offene Fragen seien aber beispielsweise der interkonfessionelle Sakramentenempfang oder Spannungen für Katholiken, wenn die Eucharistiefeier an Feiertagen mit ökumenischen Festtagen kollidiert. Haering forderte auch mehr gemeinsames öffentliches Auftreten der Kirchen ein.

Ausgehend von Erfahrungen in und mit der Orthodoxie machte der Wiener Ostkirchenexperte Prof. Rudolf Prokschi deutlich, wie sehr die ökumenischen Bemühungen immer von der Dialogbereitschaft einzelner Menschen abhängig ist. Die Differenzen zwischen Katholiken und Orthodoxen würden heute kaum mehr in theologischen Fragen liegen, sondern vielmehr in den Kultur- und Mentalitäts-Unterschieden. Immerhin gingen die ökumenischen Bestrebungen von der Orthodoxie aus, während die katholische Kirche sich bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in einer defensiven Haltung befunden habe, so Prokschi.

Prof. Karl Schwarz, im Unterrichtsministerium für Kultusfragen zuständig, hob die erfreuliche Situation des Miteinanders der Religionsgemeinschaften in Österreich hervor. Trotzdem bleibe hinsichtlich der gemeinsamen Weltverantwortung aller Kirchen - im Sinne der Charta Oecumenica - noch viel zu tun.

Reverend Hanns Engelhard von der anglikanischen Kirche führte aus, dass sich seine Kirche als geschlossen, aber nach außen hin offen versteht. "Wir sind Kirche von, für und in England, wer zu uns will, kann das ja." Der altkatholische Pfarrer Meinrad Schumacher verwies auf seine praktischen und unkonventionellen Formen einer Alltagsökumene, die er unter den Begriffen "Basisebene" und "Basistheologie" subsummierte.

Eine Meldung von http://www.kathpress.at

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