Heimische Asyl-Politiker auf Lokalaugenschein im Libanon
"Wenn man hier in einem Lager steht, bekommt man ein tiefes Unbehagen, wenn man sich die Stimmung in Österreich anhört, die Flüchtlingen gegenüber herrscht", zeigte sich der oberösterreichische Landesrat Rudolf Anschober in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz tief betroffen. Er war gemeinsam mit Martina Berthold (Salzburg) und Christina Baur (Tirol) unterwegs. Begleitet wurde das grüne Politiker-Trio u.a. von Vertretern der Caritas.
Die Politiker besuchten u.a. große Flüchtlingslager in der Beeka-Ebene, aber auch kirchliche Hilfseinrichtungen wie ein von der örtlichen Caritas geführtes Frauenhaus in der Nähe von Beirut oder die St. Vinzenzschule in Broumana, wo Ordensfrauen sich um mehr 300 libanesische und syrische Kinder kümmern.
Mehr als 90 Prozent der Menschen aus Syrien, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat fliehen mussten, seien in der Region geblieben, resümierte Anschober in der Kirchenzeitung. Die Nachbarländer wie der Libanon würden die wirkliche Last des Krieges und der Flüchtlinge tragen. "Es liegt auch in unserer Verantwortung, dass Millionen Menschen hier überleben können", so der Landesrat und weiter: "Wir müssen die Versorgung der Lager mit Lebensmitteln sicherstellen. Wir dürfen es nicht vom Zufall abhängig machen, ob die Regierungen gerade genug Hilfsgelder freigeben oder nicht." Wenn der Staat Libanon an den fast zwei Millionen Flüchtlingen zerbricht, "wäre das eine Katastrophe - in erster Linie für die Menschen vor Ort, aber auch für uns".
Kurz vor den Landesräten war auf Einladung der Caritas eine weitere prominent besetze "Reisegruppe" im Libanon, der u.a. die Salzburger Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) angehörte. Auch ihr Befund ist eindeutig, wie sie in der Caritas-Publikation "Nahost-Info" darlegte: "Noch hält der Libanon, aber es ist eine ganz zerbrechliche Stabilität." Es brauche nur einen Funken "und das Land schlittert in eine Krise". Das bedeute Millionen von Menschen, die sich auf den Weg machen würden, viele wohl nach Europa, warnt Hagenauer. Oberste Priorität der europäischen Flüchtlingspolitik müsse daher die Stabilisierung der Lage im Libanon und in den anderen Nachbarstaaten Syriens sein.
Der Libanon ist mit rund 10.500 Quadratkilometern nicht einmal so groß wie Oberösterreich. In keinem anderen Land der Welt sind im Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung so viele Flüchtlinge zu versorgen. Neben den 4,5 Millionen Libanesen befinden sich laut inoffiziellen Schätzungen derzeit rund zwei Millionen syrische Flüchtlinge im Land, weitere 500.000 Palästinenser leben schon seit Jahren im Libanon. Diese enorme Herausforderung habe das Land fast kollabieren lassen.
Eine Meldung von www.kathpress.at
