Gesamtausgabe von Karl Rahners Werken abgeschlossen

Nach knapp 25 Jahren Arbeit ist die Gesamtausgabe der Werke des deutschen Theologen und Philosophen Karl Rahner (1904-1984) abgeschlossen.

Mit dem Register erscheint am 18. April der letzte von 38 Teilbänden. Die Reihe wird von der Karl-Rahner-Stiftung im Verlag Herder herausgegeben.

Als Brückenbauer zwischen klassischer und moderner Theologie zählt Rahner zu den bedeutendsten katholischen Gelehrten des 20. Jahrhunderts. Sein Denken beeinflusste maßgeblich das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), an dem er vorbereitend und beratend mitwirkte.

Rahner brachte einen großen Schülerkreis hervor. Zu ihm gehören der kürzlich verstorbene Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der Begründer der Politischen Theologie in Münster, Johann Baptist Metz. Rahners "Grundkurs des Glaubens" von 1976 wurde ein Standardwerk.

Demnächst wird in der Münchner Hochschule für Philosophie der Jesuiten der Editionsabschluss gefeiert. Dabei spricht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, ein Grußwort und würdigt Rahners Vermächtnis.

Der Theologe stammte aus einer Freiburger Lehrerfamilie und trat 1922 in den Jesuitenorden ein. In dieses Jahr reichen auch seine nunmehr neu edierten und kommentierten Veröffentlichungen zurück. Der 1932 zum Priester geweihte Rahner promovierte in Innsbruck und habilitierte sich 1937. Dort lehrte er - mit Unterbrechungen - bis zum Frühjahr 1964. Dann übernahm er als Nachfolger Romano Guardinis den Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie in München und lehrte von 1967 bis zu seiner Emeritierung Dogmatik und Dogmengeschichte in Münster. Als Emeritus lebte Rahner zuletzt in Innsbruck, wo er auch starb.

Das Werkverzeichnis umfasst mehr als 1.600 eigenständige Publikationen, vom Vorwort für einen Sammelband bis zur mehrhundertseitigen Monografie. Seine Themen fand Rahner in der Kirchengeschichte, der spirituellen Tradition seines Ordens und den Fragen, die Leser und Zuhörer an ihn herantrugen. So beschäftigte er sich nicht nur mit dem universalen Heilswillen Gottes, sondern auch der Bahnhofsmission und der Pfarrbücherei. Zu heißen Eisen in der Ökumene, zu Strukturproblemen der Kirche oder dem priesterlichen Zölibat legte er Überlegungen vor, die bis heute diskutiert werden.

Um seine Person machte Rahner kein großes Aufhebens. "Ich habe kein Leben geführt; ich habe gearbeitet, geschrieben, doziert, meine Pflicht zu tun, mein Brot zu verdienen gesucht", zog der Theologe wenige Monate vor seinem Tod Bilanz. "Ich habe in dieser üblichen Banalität versucht, Gott zu dienen, fertig."

Eine Meldung von www.kathpress.at

Bild: Karl-Rahner-Archiv