Gedenkfeiern zum 75 Todestag der Märtyrerpriester Neururer und Spanlang

In Tirol, Oberösterreich und Thüringen ist am Wochenende der beiden vor 75 Jahren vom NS-Regime im KZ Buchenwald ermordeten österreichischen Priester Otto Neururer (1882-1940) und Matthias Spanlang (1887-1940) gedacht worden.

(KAP) In Tirol, Oberösterreich und Thüringen ist am Wochenende der beiden vor 75 Jahren vom NS-Regime im KZ Buchenwald ermordeten österreichischen Priester Otto Neururer (1882-1940) und Matthias Spanlang (1887-1940) gedacht worden. Gedenkgottesdienste fanden unter anderem in Götzens und Piller (Tirol) sowie in Weimar (Thüringen) statt. An dem mehrtägigen Programm mit Gottesdiensten und Gedenkfeiern in Buchenwald und Weimar (Thüringen) nahmen Vertreter der Heimatdiözesen und -pfarren beider Geistlicher teil. In Tirol sagte Bischof Manfred Scheuer, die Märtyrer Neururer und Spanlang hatten Mut zum Nein gegen Götzendienst gehabt.  
Die Nationalsozialisten inhaftierten den Tiroler Neururer und den Oberösterreicher Spanlang wegen deren Kritik an ihrem Regime. Unmittelbarer Anlass für die Verhaftung Neururers war ein Gespräch mit einer jungen Frau, der er von einer Eheschließung mit einem aus der Kirche ausgetretenen und geschiedenen NSDAP-Mitglied abriet. Auch Spanlang war bereits lange vor dem "Anschluss" 1938 als entschiedener Nazigegner bekannt. Im KZ Buchenwald waren Neururer und Spanlang seelsorglich tätig, wurden gefoltert und starben Ende Mai bzw. Anfang Juni 1940. Papst Johannes Paul II. sprach Neururer 1996 selig und erhob ihn damit zum Glaubensvorbild.
In Neururers Pfarre Götzens fand am Samstagabend eine Messe mit Denkmal- und Glockenweihe statt, die der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer leitete. Eine Nachtwallfahrt hatte den Geburtsort des Seligen, Piller, zum Ziel, während eine große Tiroler Abordnung gleichzeitig an den Feierlichkeiten in Thüringen teilnahm.
In seiner Predigt bei der Gedenkmesse in Götzens sagte Scheuer, der Verblendungszusammenhang, in dem die Zeitgenossen aufgrund der Nazi-Ideologie lebten, habe Zeugen und Märtyrer wie Neururer und Spanlang im Gewissen nicht abstumpfen lassen. "Sie waren keine pubertären Neinsager. Ihr Nein zum Bösen war nicht nekrophil oder arrogant. Sie haben ihr Gewissen und ihre Verantwortung nicht infantil delegiert, nicht an die anderen, nicht an das Volk, nicht an den Führer. Und sie haben geglaubt in einer Welt der Blindheit und der Verblendung. Sie haben nicht der Mehrheit nach dem Mund geredet und wollten sich nicht auf allgemeine Vorschriften und Regeln ausreden. Sie sind einsame Zeugen des Gewissens und hatten den Mut, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen", so der Bischof wörtlich.
Glaubenszeugen wie Neururer und Spanlang hätten das Taufbekenntnis der Osternacht "existentiell buchstabiert", sagte Scheuer: "Ich glaube, ich widersage. Ich sage Ja, ich sage Nein. Die voll entwickelte Fähigkeit zum Neinsagen ist der einzig gültige Hintergrund des Ja, und beide geben realer Freiheit erst ihr Profil."
Glauben bedeute - so der Innsbrucker Bischof -, "um des Ja willen auch Abschied und Absage", denn man könne nicht zwei Herren dienen. Die Kraft der Entscheidung für das Reich Gottes zeige sich "im Mut zum Nein gegenüber Götzen" wie dem Mammon und "kollektiven Egoismen, zerstörenden Mächten, Ungerechtigkeit und Unterdrückung".
Scheuer ging auch auf pseudoreligiöse Fanatismen heute ein. Ein "Gebot der Stunde" sei die "Unterscheidung der Geister zwischen fanatischen und zerstörerischen bzw. erlösenden und befreienden Gottesbildern, zwischen Jesus Christus und Verführern, zwischen dem Geist und dem Ungeist, zwischen einer feigen oder auch dämonischen Selbstlosigkeit und der Liebe, zwischen Verweigerung der Selbstwerdung und Narzissmus, zwischen abgöttischer Selbst- und Nächstenliebe und der dämonischer Selbstabwertung". Ein "Nein" zu all dem sei kein Anschwärzen oder Anklagen, sondern "Bereitschaft für Gottes Forderung". 

Gedenken in Weimar und Buchenwald 

Zu den Gedenkfeiern für die Märtyrerpriester in Weimar und in der Gedenkstätte Buchenwald waren von der Diözese Innsbruck Dekan Ernst Jäger (links) und der Theologische Referent des Bischofs, Josef Walder (3. v. li.) gereist. Sie besuchten die Orte, an denen die beiden Märtyrerpriester zuletzt gelebt haben und getötet wurden - die Lagerverwaltung, den Appellplatz, den Block 41, das Krankenrevier, den Steinbruch im ehemaligen KZ Buchenwald.

Den Festgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche in Weimar läutete die im Vorjahr geweihte Märtyrerglock ein.

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