Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Karfreitag

Das Kreuz Jeus zeigt, dass Gott mitgeht mit den Leidenden und Entwürdigten - Gedanken zum Karfreitag von Bischof Manfred Scheuer.

Empört Euch! Das ist ein Buchtitel von Stephane Hessel. Er empört sich über die weit geöffnete und noch immer weiter sich öffnende Schere zwischen ganz arm und ganz reich, aber auch über den Umgang mit den Menschenrechten.Als Beispiele nennt er: Die Diskriminierung von Ausländern, den Sozialabbau, insbesondere bei der Alterssicherung, den Konzentrationsprozess bei derPresse, den Zugang zur Bildung sowie die Entwicklungspolitik im Gefolge der Wirtschaftskrise und die Umweltpolitik zum Erdklima. Er ruft zur Empörungund zum Widerstand gegen die Massenkommunikationsmittel auf, die unserer Jugend keine andere Perspektive bieten als den Massenkonsum, gegen die Verachtung der Schwächsten und gegen die maßlose Konkurrenz aller gegen alle. Die Gleichgültigkeit wäre das Schlimmste, was man sich und der Welt antun könne.

 

Der Karfreitag, der Tod Jesu ist nicht die Legitimierung des Unrechts, nicht ein Beruhigungsmittel gegen das Böse, nicht die Vergleichgültigung dessen, was Menschen zerstört. Der Karfreitag ist nicht 2000 Jahre vergangen. Es gibt heute unzählige wunde Stellen, eine Welt, die blutet, in der gestritten, gelitten und gestorben wird. Der Karfreitag Jesu ist gegenwärtig in Depression und Sucht, burn out und massivem Mangel an Zeit, in Unversöhntheit, Streit und Neid. Der Blick aufs Kreuz Jesu öffnet die Augen für unsere menschliche Wirklichkeit. Hinschauen statt wegschauen lautet die Devise. Das Kreuz Jesu zeigt, dass Gott mitgeht und gegenwärtig ist, gerade im Leid. Und im Gekreuzigten zeigt sich nicht nur das Gesicht Gottes, sondern auch die Würde der Leidenden und Entwürdigten.

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Diözese Innsbruck - Aktuell