Geben wir der diesjährigen Vorbereitungszeit auf Ostern eine Chance!

Der Aschermittwoch bildet eine Zäsur. Eine Zäsur nicht nur zwischen Fasching und Fastenzeit, sondern für einen Neubeginn, so Diözesanadministrator Jakob Bürgler in seinen Gedanken zur Fastenzeit 2016.

„Was im spirituellen Leben nicht am Anfang grundgelegt wird, das kann auch später nicht mehr erreicht werden.“ So die Weisheit vieler spiritueller Lehrer. Der Aschermittwoch bildet eine Zäsur. Eine Zäsur nicht nur zwischen Fasching und Fastenzeit, sondern für einen Neubeginn.

 

Gewinn durch Verzicht 

Heinz Nussbaumer schreibt: „Keiner von uns kommt ganz ohne Abschied von Falschem, Liebgewonnenem und allzu Bequemem aus. Alle spüren wir, wie oft unser komplexes Leben an die Grenzen dessen stößt, was unsere Seele noch ertragen kann; was sich an Zwängen und Ängsten mit unserem Wohlstand verschwistert. ‚Je mehr Du hast, desto mehr hat es Dich’ – seit Jahren begleitet mich dieses Wort eines Mönchsfreundes. Es heißt im Umkehrschluss: Gewinn durch Verzicht.“[1]

Wer seine Ansprüche zurückschraubt und Verzicht übt, gewinnt. Die Fastenzeit will nicht die Freude und Lust am Leben klein oder kaputt machen, sondern zu einer tieferen Freude und mehr Lebenssinn hinführen. Sie will helfen, dass der Mensch gewinnt.

 

Maß halten 

Stärker als in früheren Zeiten werden wir heute daran erinnert, dass es für diese Welt und für unsere Kinder nur dann eine Zukunft gibt, wenn wir wieder lernen, Maß zu halten, zufriedener zu sein. In vielem ist unser Leben maß-los geworden. Wir wollen immer mehr haben und besitzen. Wir verbrauchen alles, ohne daran zu denken, was es kostet und was unwiederbringlich verloren ist. Alles muss größer, schöner, eindrucksvoller und stärker werden.

Das Gegenmittel: Das rechte Maß. Wer maßvoll lebt, der kann gut leben. Maß halten im Essen, Trinken, Fernsehen, in der Arbeit, in der Mobilität, bei Unterhaltungen usw. Es ist wichtig, im eigenen Leben zu entdecken, wo etwas aus dem richtigen und guten Maß geraten ist. Die Fastenzeit lädt ein, sich wieder dem rechten Maß anzunähern.

 

Gutes tun 

Die Bibel spricht Klartext, wenn sie vom richtigen Fasten redet: „Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen,an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.“ (Jes 58,6-7) Die Nagelprobe für gerechtes und gutes Handeln liegt im Umgang mit Menschen in Not. Die Fastenzeit lädt ein, die Dankbarkeit über das Glück im eigenen Leben umzuwandeln in Zuwendung an arme Menschen. Wenn ich Gutes tue und teile, werde ich nicht zum Gutmenschen, sondern zum Menschen.

 

Geben wir der diesjährigen Vorbereitungszeit auf Ostern eine Chance! 

Jakob Bürgler 

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