Franziskanerprovinzial: Nicht hinter Klostermauern verstecken

Der aus Osttirol stammende Provinzial der österreichischen Franziskaner, Oliver Ruggenthaler, spricht in einem Interview für die Franziskanerzeitschrift "antonius" über den Umgang mit Muslime, die Kirchenkrise und das Leben des Ordens.

Der aus Osttirol stammende Provinzial der österreichischen Franziskaner, Oliver Ruggenthaler, spricht in einem Interview für die Franziskanerzeitschrift "antonius" über den Umgang mit Muslime, die Kirchenkrise und das Leben des Ordens. 

"Nicht der Islam ist ein Problem, sondern wie in allen Religionen sind es einzelne fundamentalistische Gruppen, die Probleme machen": Das betonte der Provinzial der
österreichischen Franziskaner, P. Oliver Ruggenthaler, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Franziskaner-Zeitschrift "antonius".
Befragt zu den Herausforderungen im Umgang mit dem Islam betonte der Provinzial, dass er aufgrund persönlicher Erfahrung "großen Respekt und Hochachtung vor der Ernsthaftigkeit" habe, mit der viele Muslime "ihren Glauben in den Alltag integrieren". Diesen "natürlichen Platz, den der Glaube im Leben unserer muslimischen Mitbürger spielt", würde er sich auch bei manchen Katholiken wünschen, so der Franziskaner-Provinzial, der auch innerhalb der katholischen Kirche fundamentalistische Gruppen ortet.
"Kein Verstecken hinter Klostermauern"
Angesichts der aktuellen Kirchenkrise warnt Ruggenthaler vor einem "Verstecken hinter Klostermauern". Es sei notwendig, "die eigene Glaubenserfahrung in der persönlichen Begegnung durchscheinen lassen, anstatt aufgeregt über den Zustand der Kirche zu diskutieren". Dazu sei die Bereitschaft zum Gespräch notwendig. "Das Schlechteste wäre Angst vor den Menschen und ihrer Kritik an der Kirche zu haben und sich hinter den Klostermauern zu verstecken", so Ruggenthaler wörtlich in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Franziskaner-Zeitschrift "antonius".
Zur Frage, ob die Ordensgemeinschaften insgesamt stärker bei gesellschaftspolitischen Diskursen das Wort ergreifen sollten, zeigt sich Ruggenthaler zurückhaltend: "Ich glaube, wichtiger als Ansagen zu machen ist die Begegnung mit betroffenen Menschen." Natürlich sei es in der heutigen Zeit auch wichtig, medial präsent zu sein und nach außen hin wahrgenommen zu werden, "aber nicht um jeden Preis, sondern nur, wenn man auch wirklich etwas zu sagen hat".
Zur Situation des eigenen Ordens hebt der Provinzial das Ziel hervor, "stärker in die konkrete Welt zu gehen und sich nach den Menschen von heute auszustrecken". Geplant sei dazu u.a. eine "Zukunftswerkstatt", in der Mitbrüder und externe Berater Vorschläge dafür erarbeiten sollen. Ruggenthaler räumt ein, dass es aufgrund der sinkenden Zahl an Mitbrüdern zu einer Reduzierung der Niederlassungen kommen werde. Wichtig dabei sei aber, "dass wir nicht plan- und kopflos vorgehen, sondern in Ruhe überlegen, wo und
in welcher Form franziskanische Präsenz wichtig ist und Sinn macht".
In seiner Funktion als Provinzial der "Franziskanerprovinz Austria vom heiligen Leopold in Österreich und Südtirol" steht P. Ruggenthaler derzeit rund 140 Franziskanern vor, die in mehr als 20 Klöstern in Österreich und Südtirol wirken. Sie betreuen zahlreiche Pfarren sowie zwei Ordensgymnasien mit angeschlossenen Internaten und sind in verschiedenen seelsorglichen, karitativen und wissenschaftlichen Bereichen tätig. Ruggenthaler stammt aus Virgen in Osttirol, die Provinzleitung der Franziskaner hat ihren Sitz in Salzburg. 

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Diözese Innsbruck - Aktuell