Diskussion um Berechtigung von Gipfelkreuzen

Vanadalenakte und Kunstprojekt sorgen für Zündstoff: Kardinal Schönborn stellt kritische Gegenfragen an Messner. Theologin Paganini: Pluralismus erfordert Neubewertung.

Gipfelkreuze: Schönborn stellt kritische Gegenfragen an Messner 

Kardinal Christoph Schönborn hat dem früheren Extrembergsteiger Reinhold Messner nach dessen Äußerung "Gipfelkreuze gehören nicht auf den Berg!" eine Reihe kritischer "Gegenfragen" gestellt: "Haben wir die Berge erschaffen? Sind wir die Eigentümer dieser Welt? ... Ist es nicht eine Freude, am Gipfel des Berges dem Schöpfer zu danken?" Das hätten unsere Vorfahren gewusst, die die Gipfelkreuze errichteten, so der Wiener Erzbischof. "Sind wir so viel gescheiter geworden als sie?"

Anlass für beider Stellungnahmen waren Vandalenakte in Oberbayern, wo nahe der Grenze zu Tirol drei Gipfelkreuze mutwillig mit Axthieben zerstört wurden. "Einmal mehr wird das Kreuz zum Ärgernis", so Kardinal Schönborn dazu in seiner Freitags-Kolumne in der Gratiszeitung "Heute". Bislang gebe es keinen Hinweis, wer hinter diesem Vandalismus stehe und ob eventuell ein Fall von religiösem Hass vorliegt.

Reinhold Messner würde - so zitierte ihn Schönborn - zwar niemals ein Gipfelkreuz zerstören, hätte jedoch auch nichts dagegen, wenn es künftig keine weiteren mehr gäbe. "Das Kreuz ist das christliche Symbol schlechthin. Die Gipfel aber, die doch der ganzen Menschheit gehören, sollen nicht mit dieser einen Weltanschauung besetzt werden", so der Standpunkt des Südtirolers. Dem hält der Kardinal entgegen: "Gerade heute tut es uns gut, an den Schöpfer erinnert zu werden. Wem verdanken wir die Schönheit der Berge?"

 

Innsbrucker Theologin Paganini: Pluralismus erfordert Neubewertung 

Differenziert hat sich die in Innsbruck lehrende Theologin Claudia Paganini zu der in der Schweiz ausgebrochenen Gipfelkreuzdebatte geäußert: Nachdem der Appenzeller Künstler und deklarierte Atheist Christian Meier diese Woche einen metallenen Halbmond auf dem "Gipfel der Freiheit" im Alpsteinmassiv in seinem Heimatkanton aufstellte, war in Schweizer Medien vom "Gipfel der Frechheit" (Tages-Anzeiger) und von einer "Provinzposse" (Schweizer Radio SRF) die Rede. Paganini sagte am Donnerstag gegenüber Radio SRF zur Tradition des Gipfelkreuzaufstellens, "aus der Tradition heraus hat das eine Berechtigung". Aber in Zeiten, in denen Menschen verschiedener Überzeugungen zusammenlebten, die alle in die Berge gingen, sei nicht einzusehen, "warum Kreuze auf den Bergen stehen dürfen".

In der Tradition der Gipfelkreuze sieht sie durchaus kritische Aspekte: "Es ging auch um ein Zeichen der Machtergreifung über den Berg durch Alpinisten", aber auch um eine Art Handel mit Gott: "Sich zu entschuldigen dafür, dass man den Gipfel, der als göttlich gedacht wurde, eingenommen und Gott dadurch irgendwie gekränkt hat. "

Die am Institut für Christliche Philosophie lehrende Innsbrucker Universitätsassistentin, die ein Buch über Gipfelkreuze verfasst hat, sieht darin durchaus kritische Aspekte, wie das Schweizer Katholische Medienzentrum kath.ch berichtete: "Es ging um ein Zeichen der Machtergreifung über den Berg durch Alpinisten", aber auch um eine Art Handel mit Gott: "Sich zu entschuldigen dafür, dass man den Gipfel, der als göttlich gedacht wurde, eingenommen und Gott dadurch irgendwie gekränkt hat."

Der Künstler Meier bekannte sich im "Tages-Anzeiger" am Donnerstag zu seiner "Freude am Provozieren". "Wir alle sind mit der Idee aufgewachsen, dass Gipfelkreuze einfach zu Bergspitzen gehören." Dabei sei das Kreuz einfach das Symbol des Christentums. Er habe sich an den unzähligen Gipfelkreuzen im Alpstein gestört und "wollte mit dem Halbmond ein Gegengewicht schaffen", sagte Meier dem St. Galler Tagblatt (8. September). Religion soll laut Meier Privatsache sein. Deshalb gehöre ein christliches Symbol nicht auf einen Berggipfel.

Sein Gipfelhalbmond sorgte für viel Medienaufregung. Da keine Bewilligung vorlag, muss das Kunstwerk laut kath.ch bis am Dienstag wieder entfernt werden.

 

Deutschland: Erzbischof Schick für Gipfelkreuze 

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgerufen, christliche Werte und Traditionen zu erhalten. Er kritisierte am Sonntag eine "Unkultur" der Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit. Als Beispiel nannte er unter anderem, dass Gipfelkreuze "nach Ansicht einiger" von den Bergen verschwinden sollten. In den vergangenen Monaten waren im bayerischen Tölzer Land mehrfach Gipfelkreuze beschädigt oder zerstört worden.

Auch Kirchen würden mehr und mehr vernachlässigt, sagte der Erzbischof. Gerade ein Kirchweihjubiläum sei ein guter Anlass zu überlegen, was Kirche ausmache. Schick äußerte sich in Stadelhofen-Schederndorf (Kreis Bamberg) beim 125. Weihejubiläum der dortigen Kirche "Unsere Liebe Frau von Lourdes".

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Hier ist ein Gipfelkreuz zu sehen
Gipfelkreuze sorgen für Diskussion. Bild: pixabay