Dankgottesdienst für den Gründer der Arche in der Jesuitenkirche

Gründer Jean Vanier wird am 10. September 90 Jahre alt

Anlässlich des 90. Geburtstages von Jean Vanier, dem Gründer der Arche Gemeinschaften, wird am Montag, 10. September 2018, um 19.00 Uhr, ein Dankgottesdienst in der Jesuitenkirche Innsbruck gefeiert. Der Gottesdienst wird von der Arche-Gemeinschaft Tirol gestaltet und von Michael Poppeller auf der Querflöte, von Johanna Frabmacher auf der Harfe und von Manfred Pittracher auf der Gitarre musikalisch begleitet.

 

Ein Leben für und mit Menschen mit geistiger Behinderung 

Als Jean Vanier vor 54 Jahren in Frankreich die erste Arche gründete, war dies der Startschuss für das Entstehen von Lebensgemeinschaften für Menschen mit und ohne geistige Behinderung auf der ganzen Welt. Und es war generell der Beginn einer neuen positiven Sicht auf Menschen mit Behinderungen.

 

Aus klein wird groß 

Im Jahr 1964 hat der frühere Marine-Offizier und Philosophiedozent Vanier drei Männer aus einer Anstalt für Menschen mit geistiger Behinderung eingeladen, mit ihm in seinem Haus in Trosly-Breuil bei Paris zu leben. Aus dieser kleinen Gemeinschaft entstand eine weltweite Bewegung. Nicht nur Menschen mit geistigen Behinderungen baten um Aufnahme in der Arche. Aus aller Welt kamen freiwillige Helferinnen und Helfer nach Trosly, um dort mitzuarbeiten und das Leben der Arche kennenzulernen. Viele von ihnen gründeten später selbst eine Arche, als sie in ihre Heimatländer zurückkehrten. So entstanden Arche-Gemeinschaften in Kanada, Indien, Dänemark, der Elfenbeinküste, Haiti und vielen anderen Ländern. Die erste Arche in Deutschland wurde 1985 eröffnet. So verbreitete sich die Idee der Arche in wenigen Jahren über alle Kontinente. Heute gibt es mehr als 150 Arche-Gemeinschaften in 37 Ländern.

 

„Jemanden zu lieben heißt, bereitwillig mit ihm Zeit zu verschwenden“ 

Hatte Jean Vanier aus seiner christlichen Motivation heraus zunächst das Ziel, den Menschen mit Behinderungen zu helfen, entdeckte er im Zusammenleben mit ihnen, dass er selbst von ihnen viel lernen konnte. Ihre offene Art der Kommunikation und unverstellte Zärtlichkeit beeindruckte den Mann, der bisher das Befehlen und Belehren gewohnt war. Er lernte, dass „jemanden zu lieben heißt, bereitwillig mit ihm Zeit zu verschwenden“. Schon damals vor mehr als 50 Jahren begann die Arche die Idee der Inklusion zu verwirklichen, die seit etwa zehn Jahren zum allgemeinen Leitbild in der Behindertenhilfe geworden ist. Heute leben Menschen mit und ohne Behinderungen in den Arche-Gemeinschaften gleichberechtigt zusammen, sie teilen ihr Leben und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus. Die Bewohnerinnen und Bewohner mit geistiger Behinderung werden auch an den Entscheidungen der Gemeinschaft beteiligt.

 

Hintergrundinformationen zur Arche 

Die Arche ist ein weltweites Netzwerk von Gemeinschaften, in denen Menschen mit einer geistigen Behinderung und nichtbehinderte Menschen (Assistent/-innen) ihr Leben miteinander teilen. 1964 in Frankreich von dem kanadischen Philosophiedozenten und früheren Marine-Offizier Jean Vanier gegründet, umfasst dieses Netzwerk heute mehr als 150 Gemeinschaften in 37 Ländern und auf allen Kontinenten, zu denen rund 10.000 Menschen mit und ohne geistigen Behinderung gehören.

In Deutschland gibt es drei Arche-Gemeinschaften: in Tecklenburg, Ravensburg und Landsberg/Lech. In Österreich besteht eine Arche-Gemeinschaft mit Häusern in Steinach und St. Jodok am Brenner (Tirol). Die Arche ist im katholischen Milieu entstanden, heute aber überkonfessionell und zum Teil auch interreligiös. In den Arche-Gemeinschaften in Österreich und Deutschland arbeiten und leben evangelische und katholische Christen partnerschaftlich zusammen mit nicht konfessionell gebundenen Menschen.

Der Grundgedanke der Arche ist es, die Würde und die besonderen Talente von Menschen mit geistigen Behinderungen zu fördern und öffentlich zu vertreten. In der internationalen Charta der Arche ist dies so formuliert: „Die Menschen mit einer geistigen Behinderung sind das Herz unserer Gemeinschaft und rufen andere dazu auf, ihr Leben mit ihnen zu teilen. Die Arche möchte ein Zeichen sein dafür, dass eine wahrhaft menschliche Gesellschaft auf der Annahme und der Achtung ihren ärmsten und schwächsten Gliedern gegenüber gegründet sein muss.“ Und weiter: „Menschen mit einer geistigen Behinderung haben oft eine besondere Gabe, andere herzlich aufzunehmen, über Dinge zu staunen, spontan und direkt zu sein. Durch ihre Einfachheit und ihr Angewiesensein auf andere können sie die Herzen anderer anrühren und Menschen zusammenbringen. So erinnern sie die Gesellschaft immer wieder an die wesentlichen Werte des Herzens, ohne die Wissen, Können und Macht letztlich keinen Sinn haben.“

Jean Vanier gemeinsam mit drei Menschen mit geistiger Behinderung Bild: Arche