Bischof Scheuer zur Eröffnung des Diözesanjubiläums

Mit einer feierlichen Vesper wurde am Sonntag in allen Dekanaten das 50-Jahr-Jubiläum der Diözese Innsbruck eröffnet. Im Innsbrucker Dom feierte Bischof Manfred Scheuer dieses traditionelle Abendgebet der Kirche.

Mit einer feierlichen Vesper wurde am Sonntag in allen Dekanaten das 50-Jahr-Jubiläum der Diözese Innsbruck eröffnet. Bischof Manfred Scheuer leitete im vollbesetzten Dom zu St. Jakob in Innsbruck dieses Abendgebet der Kirche. Dabei gedachte er in einer Statio in der Gruft im Besonderen dem ersten Bischof der Diözese. Paulus Rusch wurde am 30. November 1938, also vor 75 Jahren, in Innsbruck zum Bischof geweiht.
 
Zum Beginn des Diözesanjubiläums verdeutlichte Bischof Scheuer in einer Stellungnahme seine Hoffnungen für das kommende Jahr: 

„2014 soll kein Jubeljahr werden, sondern ein Jahr, in dem wir unsere eigene Geschichte bedenken, ja dankbar bedenken. Wir sollten das aber auch mit einem wahrhaftigen Auge tun, weil die Vergangenheit – nicht nur die letzten 50 Jahre – nicht einfach fertig und abgeschlossen sind, sondern das gegenwärtige Miteinander auch das gegenwärtige Glauben, Zweifeln, die Nähe und die Distanz massiv mitprägen und mitbestimmen. Ich denke zum Beispiel, dass die Risse in den 70er-Jahren, also vor 40 Jahren, durchaus noch gegenwärtig die Kirche massiv beeinflussen.

 
Ich erhoffe mir von diesem Jahr, dass so etwas wie eine Therapie gegen das Vergessen geschieht, also nicht nur ein Gedächtnistraining, sondern die Verbundenheit, das Wissen, dass wir von diesen Zeiten mitgeprägt und mitbestimmt werden. Die Güter der Wahrheit, der Gerechtigkeit, auch der Schönheit und der Solidarität brauchen ein Gedächtnis oder sie degenerieren. Also ich hoffe, dass wir zumindest einen Schritt gegen die Verkalkung tun.
 
Möge in diesem Jahr das Miteinander gestärkt werden, also das lose Nebeneinander, auch die Gleichgültigkeit und die Fremdheit von Menschen überwunden werden - zumindest ansatzweise, damit Haltungen der Resignation und der Lähmung in eine nüchterne Aufbruchstimmung verwandelt werden. Ich glaube nicht, dass Euphorie angesagt ist, eher nüchterner Realismus verbunden mit Hoffnung.
 
Gerade auch die Projekte der Caritas sollen dafür ein Zeichen sein, dass dieses Jahr nicht eine narzisstische Selbstbespiegelung ist, sondern dass wir verweisen können auf andere, auf das je größere Geheimnis Gottes und auch auf Menschen, die sonst nicht im Mittelpunkt stehen.
 
Kirche soll in ihrer Vielfalt zum Ausdruck kommen. Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum und als Chance. Ich hoffe, dass es auch kritische Auseinandersetzungen geben wird, von Menschen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten von der Kirche verabschiedet haben oder auch ihr sehr kritisch, manchmal auch feindlich gegenüberstehen.
 
Es braucht die Zuversicht, aber auch Ausdruck eines Wir-Gefühls und einer Solidarität. So hoffe ich dass viele, gerade auch Ehrenamtliche gestärkt werden in ihrem Engagement, dass sie dieses Tun als sinnvoll, als sinnstiftend erfahren.
 
Und ich hoffe auch, dass das Jahr dann nicht einfach am 8. Dezember 2014 zu Ende ist, sondern dass da einiges nachklingt, also nicht das Ende einer Zeit, sondern der Beginn einer neuen Zeit ist.
 
Ein herzliches Vergelt’s Gott allen, die sich schon in den vergangenen Monaten stark engagiert haben, danke allen, die das gegenwärtig mittragen.
Ich danke auch den Medienvertretern, dass Sie die kritische Übermittlung an die Öffentlichkeit sind. Besonders möchte ich danke sagen an alle, die das Miteinander in unserem Land und in der Diözese mitgebaut und gestaltet haben, und die sich mit Herzblut einbringen.“ 

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Diözese Innsbruck - Aktuell